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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasoushi Inoue
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Nacht nach Herrn Urakus Totenfeier.
    Diese Gedanken plagen mich bei Tag und bei Nacht. Ob es am Alter liegt? Seit letztem Jahr kann ich, sooft mich etwas beschäftigt, an nichts anderes mehr denken. Inzwischen habe ich das Alter, in dem Meister Rikyū gestorben ist, schon um ein Jahr überschritten.
    Siebter Tag, zweiter Monat,
    achtes Jahr der Ära Genma 54
    Schönes Wetter
    Im Morgengrauen hatte ich einen Traum.
    Ich sitze schon länger im Küchenkabinett. Meister Rikyū hat im Teezimmer auf der Matte des Gastgebers Platz genommen. Kein Laut ist zu hören, aber ich weiß, daß er dort sitzt. Allein seine Anwesenheit verändert die Atmosphäreund überträgt sich bis zu mir in die Küche. Im Studierzimmer sind bereits die drei Sekundanten eingetroffen. Einer von ihnen ist Awajinokami Maita. Die anderen beiden kenne ich nicht, aber Herr Maita hat in Meister Rikyūs Teepavillon in der Villa Juraku einmal das Wort an mich gerichtet. Das war am Morgen des Zweiundzwanzigsten des elften Monats im Jahre Tenshō achtzehn 55 , als er im viereinhalb Tatami-Teeraum mit Hasegawa Uhei an einer Zeremonie teilnahm, wahrscheinlich seiner letzten bei Meister Rikyū . Ich habe erfahren, daß Herr Maita meinem Meister als Sekundant bei seinem von Hideyoshi befohlenen Selbstmord beistehen soll. Das muß sehr schwer für ihn sein, aber Meister Rikyūs Anwesenheit ist gewiß eine Erleichterung.
    »Wir haben uns lange nicht gesehen«, höre ich zu meinem Erstaunen Meister Rikyūs Stimme. Noch jemand scheint den Raum betreten zu haben. Wer wird Meister Rikyūs letzter Teezeremonie beiwohnen?
    »Exzellenz ...« höre ich abermals Meister Rikyūs Stimme. Ich bin völlig entgeistert. Diese Anrede läßt keinen anderen Schluss zu, als daß der Taikō den Raum betreten hat. Doch wann? Wie ist er hineingekommen?
    Plötzlich höre ich ein immer heftiger werdendes Prasseln, als würden Kieselsteine auf das Dach fallen. Es hagelt. Aber es klingt nicht wie gewöhnlicher Hagel. Dieser Hagel ist so heftig, daß er Himmel und Erde einzuhüllen scheint. Aus dem Rauschen ertönt Meister Rikyūs Stimme. Es sind seine letzten Worte. Damit keines mir entgeht, beuge ich mich, eine Hand auf die Tatami gestützt, nach vorn.
    »Das erste Mal bin ich Euer Exzellenz im Frühling desvierten Jahres Tenshō 56 im neuen Teepavillon der Burg Azuchi begegnet. Ihr habt einer meiner Teezeremonien, die Oda Nobunaga veranstaltete, beigewohnt. Fürst Oda vertraute Euch damals die Burg Nagahama an. Ihr wart noch jung, gerade einmal vierzig.«
    »Wahrlich, sehr jung.«
    »Bei dieser Zeremonie waren Gerätschaften aufgereiht, die Fürst Oda von Teekennern aus Sakai beschlagnahmt hatte. Unter anderen eine antike Obstschale aus Herrn Sōkyū s Besitz, ein Teetopf aus Komatsujima, der dem Herrn Apotheker gehört hatte, eine Vase in Form einer Orange von Aburaya Jōjū, ein viereckiger Topf von Hatsuhana, ein Teespatel aus Bambus von Herrn Hōōji.«
    »...«
    »Ihr habt ihren Wert gleich erkannt und Euch gefreut, daß sie aus dem Besitz der Bürger von Sakai in den von Fürst Nobunaga übergegangen waren.«
    »Wirklich?«
    »Falls ich mich nicht täusche, erteilte Euch Herr Nobunaga im sechsten Jahr Tenshō 57 die Erlaubnis, Teezeremonien zu veranstalten. Eure erste Zeremonie habt Ihr im Herbst desselben Jahres in der Burg Miki im Bezirk Banshū abgehalten. Sie war Herrn Chikushus neuer Teeernte gewidmet, aber Ihr habt mich damals nicht dazu eingeladen.
    Vier Jahre darauf im Spätherbst war ich mit den Herren Sōkyū und Sōkiu im Myō kan in Yamazaki. Diese Zeremonie fand einen Monat nach den großen Bestattungsfeierlichkeiten für Oda Nobunaga im Daitokuji statt. Damals hattet Ihr wahrhaftig eine Glanzzeit. Im folgendenJahr hieltet Ihr im ersten und im zweiten Monat im Myōkian Zeremonien ab, sowie im fünften Monat in Sakamoto. Jedesmal ludet Ihr mich dazu ein, und seit Sakamoto hatte ich die Stellung des Gastgebers inne. Ich habe sie nicht vergessen: die Rolle von Kidō, die Herrn Itsukushima aus Kyōto gehörte. Die zylindrische Vase aus blauem Porzellan von Araki Dōkun; das Kohlebecken mit dem Siegel; den bauchigen Topf von Meister Jōō; die Ise-Teeschale aus dem Daikakuji, der Spülwasserkrug Takotsubo; die Ise-Teeschale und die koreanische Teeschale.«
    »Ihr habt ein hervorragendes Gedächtnis.«
    »O ja, ich erinnere mich genau. Es war ein großer Tag für mich. Danach diente ich Euch acht Jahre lang bis zum heutigen, meinem letzten Tag. Ich finde keine Worte, um Euch

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