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Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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zwar noch hin und wieder große Theater- und Varieté-Vorführungen statt, meistens werden die Gäste aber von Militärkapellen unterhalten. Mein verstorbener Mann und ich bevorzugten deswegen das Hof-Restaurant am Hügel.“
    Jetzt zeigt sie’s mir, dachte Gustav. Ihre Anflüge von Affektiertheit behagten ihm so gar nicht.
    Mit den Erdmassen, die beim Bau der Rotunde ausgehoben worden waren, hatte man an der Hauptallee einen künstlichen Hügel aufgeschüttet, den Konstantinhügel, der nach dem Obersthofmeister Konstantin Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst benannt worden war. Eduard Sacher hatte oben ein elegantes Sommer-Restaurant errichten lassen.
    „Finden Sie nicht, dass die Preise dort vollkommen überhöht sind?“
    „Das mag schon sein. Für Preise habe ich mich nie interessiert. Man bleibt dort unter sich, und das gefällt mir.“ Margarete von Leiden spielte mit ihrer doppelreihigen Perlenkette und sah ihn überheblich an.
    Sie ist nachtragend, hat mir meine Verspätung nicht verziehen, dachte Gustav verstimmt.
    „Seit Herr Sacher den Waldsteingarten, das ehemalige Sommerhaus des Fürsten Nikolaus Esterházy, dazu erworben hat, verkehrt in seinem Restaurant halt hauptsächlich die Aristokratie und die Hochfinanz“, fuhr sie fort.
    „Hat er die ‚Hohenlohe-Alpe‘ nicht längst wieder verkauft?“
    „Das müssen Sie meinen Vater fragen. Für Geschäftliches habe ich mich ebenfalls nie interessiert. Jedenfalls ist es bis heute eines der vornehmsten Lokale an der Hauptallee und vor allem eines der ruhigsten. Ich liebe das Heustadlwasser, war als Kind gern dort Kahn fahren.“
    „Darf ich Sie auf eine Kahnfahrt einladen? Nach dem Gefrorenen?“, beeilte sich Gustav zu fragen, obwohl ihm allein bei dem Gedanken an ein schaukelndes Ruderboot gleich wieder übel wurde.
    „Nein danke“, sagte sie zu seinem Glück. „Wir haben Wichtiges zu besprechen.“
    „Später bitte.“ Gustav legte seine Hand auf ihre. „Ich würde gern zuerst mit Ihnen tanzen.“
    „In meiner Lage? Nein, Herr von Karoly, das schickt sich nicht! Ich bin ganz krank vor lauter Sorge um meine Tochter. Mir steht wirklich nicht der Kopf nach solchen Vergnügungen. Sie haben mit Ihrer Herumspioniererei alles schlimmer gemacht. Eigentlich sollte ich ernsthaft böse mit Ihnen sein. Ich habe Ihnen gestern gesagt, dass Sie Ihre Nachforschungen sofort einstellen müssen. Stattdessen haben Sie uns die Polizei auf den Hals gehetzt. Heute Früh hat uns ein Polizeibeamter aufgesucht. Ein mürrischer, unfreundlicher Mann in Ihrem Alter mit rotblondem Haar und einem sorgfältig gekämmten Schnurrbart. Sie wissen, von wem ich spreche! Es hat keinen Sinn, zu leugnen, Herr von Karoly! Ich habe Sie mit diesem Herrn bei der Eröffnung des Riesenrads in vertrautem Gespräch gesehen. Angeblich wollte er meinen Vater und mich als Augenzeugen befragen, weil wir die Leiche dieses Zwerges aus nächster Nähe gesehen haben. Ich habe ihm kein Wort geglaubt. Bin mir sicher, dass er nur wegen Leonie gekommen ist. Er fragte auch nach ihr, sagte, er hätte gehört, dass sie mit diesem ermordeten Zwerg befreundet gewesen war. Das kann er nur von Ihnen haben. Sie haben uns verraten. Wie soll ich Ihnen noch jemals vertrauen können?“
    „Ich leugne ja gar nicht, dass ich mit dem Herrn bekannt bin, aber ich schwöre Ihnen, dass ich ihn nicht zu Ihnen geschickt habe. Oberkommissär Kasper hat bestimmt alle möglichen Leute im Prater verhört und einer von denen wird ihm halt gesteckt haben, dass Napoleon öfters mit Ihrer Tochter gesehen worden ist.“
    Er war stinksauer auf Rudi. Warum hatte er ihn nicht darüber informiert, dass er mit Margarete und ihrem Vater gesprochen hatte?
    Es kostete ihn jede Menge Schmeicheleien, die aufgebrachte Margarete zu besänftigen. Er musste all seinen Charme spielen lassen und sie nach Strich und Faden umgarnen, bis sie sich endlich dazu herabließ, ihm auf die Tanzfläche zu folgen.
    Als sie zur Bühne gingen, intonierte die Damenkapelle gerade den Donauwalzer.
    Margarete hatte seinen Arm genommen und sagte: „Jedenfalls dürfen Sie nichts mehr unternehmen. Mein Vater wird alles auf seine Art regeln. Bestimmt werden wir Leonie heil zurückbekommen.“
    „Lassen Sie mich Ihnen doch helfen. Ich verlange keinen weiteren Heller für meine Bemühungen. Wir können unsere Abmachung als beendet betrachten. Ich möchte einfach sicher gehen, dass Sie Ihre Tochter bald wieder in den Armen halten können“, beteuerte Gustav

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