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Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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mit den Naturgewalten umzugehen.
    Piet erreichte die Stufen zum Paradiso . Auf der Terrasse standen zwei Olivenbäume in riesigen mit Bankirai-Holz verkleideten Blumentöpfen. Er musste bekloppt sein, der Adriaan.
    Der bekloppte Adriaan stand auf der Terrasse. Er sah Piet, ging in den Pavillon und kam wenig später mit einem deutschen Weizenbier zurück. »Wie immer ein Erdinger.«
    »Danke!«
    Adriaan lächelte schief. Er kannte Piet in- und auswendig. »Kannst du auch mal zu mir kommen, wenn du keinen Ärger hast? Kannst du nicht einfach mal zum Saufen vorbeikommen?«
    »Hast du irgendeinen Fisch, der nicht zum Ausnehmen nach Marokko verschickt wurde, also irgendein Tier, das länger gelebt hat, als es jetzt tot ist?«
    »Pass mal auf, du Arschloch!«, sagte Adriaan. »Bei mir gibt es fangfrischen Fisch, das weißt du sehr genau. Ich empfehle den Seebarsch, mit Salzkartoffeln und Zeekraal . Also bestell jetzt, dann ist das der letzte Satz, den ich heute mit dir gewechselt habe. Ich habe keinen Bock, mich mit ’nem depressiven Commissaris zu unterhalten.«
    » Inspecteur «, korrigierte ihn Piet.
    »Vielleicht bist du ja deshalb depressiv«, erwiderte Adriaan mürrisch.
    »Bring mir den Seebarsch und lass mich in Ruhe.«
    Adriaan ging kopfschüttelnd in Richtung Küche.
    »Adriaan?«
    »Ja?«
    »Danke!«
    »Schon gut!« Die Küchentür schlug hinter Adriaan zu.
     
    Die Voraussetzungen waren: Coen hatte keine Feinde, er war der Kantinenwirt. Seine Ehe mit Isabelle war eine ganz normale Ehe. Er ging fremd, sie ging fremd, sie hatten sich nichts vorzuwerfen. Es ergab einfach keinen Sinn!
    Die Schlussfolgerung müsste sein: Coen war nicht ermordet worden. Aber er war verdammt noch mal tot! Der Mörder musste ein kräftiger Mann gewesen sein, der Coen abgrundtief hasste. Aber für diesen Hass gab es anscheinend keinen Grund, oder besser: Piet kannte ihn noch nicht.
    Der Seebarsch war ein Gedicht, und der Zeekraal war wunderbar, mit einer kleinen Prise Muskat, in Butter gedünstet. Adriaan stellte Piet wortlos ein frisches Glas Erdinger auf den Tisch. Man hatte ihm nicht nur den Seebarsch aufgetischt, sondern auch irgendeine Voraussetzung, die nicht stimmte. Welche war das?
    Der Inspecteur schaute zum Horizont. Das Pumpschiff lag weiter unbeweglich, das Meer jedoch wurde rauer. Darüber wölbte sich noch ein blauer Himmel, aber hinten am Horizont waren einige dunkle Regenwolken zu erkennen. Irgendwo in diesem Himmel fehlte ein einziges Puzzleteil. Piet saß da, an der Nordsee, die ein Teil von ihm war, der Wind half ihm heute nicht. Der alte Mann und das Meer. Hemingway hatte immer gewusst, was zu tun war, wenn die letzte Idee fehlte. Piet nahm sich vor, sich so zu betrinken, dass er gerade noch nach Hause finden würde.
     
     

24
     
     
     
     
    Der Sonnenschirm hatte eine Kurbel, mit der man ihn fast mühelos zusammenklappen konnte. Allerdings nur fast – denn der Schirm klappte so weit herunter, dass die Hand, die die Kurbel hielt, bald verdeckt wurde. Die letzten Zentimeter konnte man nur überwinden, indem man sich auf die Erde kniete und den Unterarm parallel zum Stiel des Sonnenschirms hielt, um so die Kurbel weiterzudrehen. Die Knie waren danach feucht vom taunassen Gras, wenn man Glück hatte, sie waren auch noch grün, wenn man Pech hatte. Aber immerhin mit Kurbel: ein großer Fortschritt, den Aldi uns da für neunundzwanzig Euro neunzig verkauft hatte.
    Der Sonnenschirm war eingeklappt. Es war halb elf abends, und es war ruhig auf dem Platz. Noch viel ruhiger als sonst um diese Uhrzeit. Ich saß mit Anne im Vorzelt. Draußen war es zwar feucht geworden, aber nicht kalt. Die Gasheizung im Vorzelt musste noch nicht in Betrieb genommen werden. Anne hatte sich das blaue Plaid über die Beine gelegt, eine Vorsichtsmaßnahme. Vielleicht hatte es sie auch einfach gestört, dass die neue Decke ungenutzt über der Stuhllehne hing.
    »Magst du auch ein Glas Wein?«, fragte ich sie. »Ich habe einen Us de la Meng und einen südafrikanischen Chardonnay im Angebot.«
    »Du trinkst südafrikanischen Wein? Seit wann?«
    »Seit ich das Etikett gesehen habe: Meerlust ! Ich dachte, das passt zu unserem Urlaub!« Ich gab mir Mühe, nicht so resigniert zu klingen, wie ich mich fühlte.
    »Dann hätte ich gern ein Glas von dem Weißwein«, sagte Anne.
    Jetzt wagte ich einen mutigen Vorstoß. »Sag mal, was habt ihr hier Pfingsten eigentlich gemacht?«
    »Das Gleiche wie ihr.«
    »Ihr habt doch nicht vier Tage lang Fußball

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