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Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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verwaist. Piet starrte nach Westen auf den Punkt, an dem eben noch ein orangefarbener Ball im Dunststreifen verschwunden war, um im Salzwasser abzutauchen. Er machte sich weder Gedanken über den Zeerover noch über den Dunststreifen am Horizont.
     

    Sein Zeigefinger zeichnete die Umrisse des Dekolletés nach, das von einem hellblau-weiß gestreiften T-Shirt umrahmt wurde. »Hast du ihn umgebracht?«, fragte er die Frau, die vor ihm auf den Holzplanken lag.
    »Ich habe ihn geliebt.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus.«
    »Doch!« Isabelle richtete sich auf und blickte Piet an.
    Seine Augen waren auf den Horizont gerichtet, als rechnete er damit, dass die Sonne zurückkam.
    »Verdammt noch mal!«, stieß sie hervor. »Sieh mich wenigstens an, wenn du solche Vermutungen ausstößt!«
    Piet hatte die Pier als Treffpunkt vorgeschlagen, er hatte diesen Zeitpunkt gewählt, weil er allein mit ihr sein wollte. Er wollte ihr diese Fragen unter vier Augen stellen. Er wollte sie doch nur schützen, vor Annemieke, vor Wim und vor dem PolizeiInspecteur Piet van Houvenkamp.
    »Ich vermute gar nichts«, sagte er und sah sie an. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass du ihn geliebt hast. Ich wollte es nur von dir hören.«
    »Jetzt hast du es gehört!«
    »Nein, nicht so.« Er schüttelte den Kopf.
    »Wir waren zweiunddreißig Jahre zusammen. Kannst du dir vorstellen, was das für eine ungeheuer lange Zeit ist?« Sie wandte sich ab und blickte trotzig auf die See.
    »Ja, das kann ich«, sagte Piet ruhig. »Ich bin seit zweiunddreißig Jahren bei der Polizei.«
    »Irgendwer hat mal gesagt, dass in einer ganz langen Ehe Sex unwichtig wird«, sagte Isabelle.
    »Wer?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Aber er hatte recht.«
    Piet nahm ihre Hand. »Ich bin ledig«, sagte er, »also musst du mir das erklären. Ab wann wird Sex unwichtig?«
    Isabelle sah ihn wieder an. » Unwichtig ist vielleicht das falsche Wort. Vielleicht sollte ich eher sagen: Der Sex entscheidet nicht mehr über dein Leben. Ich habe neben Coen gesessen und gelesen. Dabei habe ich gewusst: Das ist mein Mann.«
    In Piets Augen konnte sie die nächste Frage lesen, obwohl er sie nicht stellte: »Auch wenn du wusstest, dass er mit anderen Frauen Sex hatte?«
    »Er hat rumgevögelt. Vielleicht war ich manchmal ein bisschen eifersüchtig, aber das war er auch. Und ich habe ihm Grund dazu gegeben.«
    »Warum?«
    »Weil ich auch über fünfzig bin. Und weil es für mich auch ein verdammt schönes Gefühl ist, zu erleben, dass man noch begehrt wird.«
    »Aber du hast ihn immer geliebt?«, fragte er.
    »Ich liebe ihn auch heute noch.« Isabelle lehnte sich wieder zurück.
    Piet beugte sich über sie und küsste sie auf die Wange. Sie drehte ihren Kopf und berührte mit ihren Lippen seinen Mund. Piet spürte den leichten feuchten Druck. Sie hatte ihre Arme nicht um ihn geschlungen. Er stand einfach auf und half ihr hoch. »Hast du irgendeinen Blödsinn gemacht?«, fragte er dabei. »Ich kann dir helfen.«
    »Du bist mit Leib und Seele Bulle. Und wenn du mich fragst, ob ich einen Fehler gemacht habe: Ja, ich habe eine Menge Fehler gemacht, aber die waren nicht tödlich. Manchmal mache ich sogar gerne Fehler: Küss mich noch mal!«
    »Er hatte Sex mit anderen Frauen?«, fragte Piet noch einmal. »Und du warst nicht eifersüchtig?« Das überstieg seine Vorstellungskraft.
    »Er ist immer zu mir zurückgekommen. Er hat mich genauso geliebt wie ich ihn. Wir haben nie aufgehört, miteinander zu schlafen. Sein Herz gehörte mir, sein Schwanz vielleicht nur zur Hälfte, aber, na ja, das hat mir gereicht. Ich hatte nie einen Grund, eifersüchtig zu sein.«
    »Okay, du nicht. Aber was ist mit den anderen? Kennst du einige von den Frauen, mit denen er … Also, du hast doch bestimmt mal sein Handy gecheckt?«
    »Ob ich weiß, mit wem er es getrieben hat?« Sie lachte wieder, aber diesmal hatte ihr Lachen einen bitteren Klang. »Ja klar, ich kenne ein paar, die nur allzu gerne für ihn die Beine breit gemacht haben. Dazu musste ich nie sein Handy überprüfen. Man bemerkt die Blicke: Da wird unauffällig weggeschaut, sich an der falschen Stelle geräuspert … Coen war für mich kein Buch mit sieben Siegeln. Er hat mir nie gebeichtet, dass er mich betrügt. Er wollte mir wohl nicht wehtun.«
    Isabelle zog ihr T-Shirt zurecht, obwohl es da nichts zu ziehen gab. »Aber er hat mir seine Eskapaden auch nie besonders intensiv verheimlicht. Und seit ein paar Jahren, da wussten wir beide, dass

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