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Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)

Titel: Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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gespielt wie die Bekloppten, oder?«
    »Wolltest du uns nicht einen Weißwein holen?«
    Ich ging in den Wohnwagen, um den Wein aus dem Getränkekühlschrank zu holen. Der große Kühlschrank mit der Gefrierabteilung im Vorzelt ist für die normalen Lebensmittel reserviert. Darin lagerten eine Schlangengurke, ein Kopf Salat, Tomaten, Aufschnitt, Eier und vier Flaschen Mineralwasser. Die spannenderen Getränke waren in dem 86 -Liter-Kühlaggregat des Caravans untergebracht. Nur der Rotwein, der lag auf den zwei Kunststoffstapelweinregalen unter dem Wohnwagen.
    Die Pfingsttage sind in den letzten paar Jahren »Papa-Tage« gewesen. Adi, Lothar, Detlef, Gerd und ich, wir sind immer allein mit den Kindern angereist, aber wir haben auch wirklich viel mit ihnen unternommen: Wir haben auf dem Bolzplatz oder am Strand Fußball gespielt und all die Sachen gegessen, die ihre Mütter niemals erlaubt hätten, also Pizza und Pommes frites und jede Menge Eis. Gut, und abends waren wir noch im Zeerover oder bei Barry, oder wir haben uns Mühe gegeben, bei Coen in der Kantine die Grimbergen -Vorräte niederzumachen, während die Kids Billard, Kicker oder Kniffel spielten.
    Edda und Tristan waren jedes Mal begeistert, allerdings nicht ganz so begeistert wie nach den »Mama-Tagen« in diesem Jahr. Als sie nach Hause kamen, erzählten sie fast euphorisch vom Ausritt am Strand. Als ich einwarf, dass wir aber nächstes Jahr wieder mit der alten Mannschaft unterwegs wären, hielt sich die Begeisterung von Edda in Grenzen. Tristan wollte mir vielleicht nicht wehtun, oder er hatte wirklich so viel Spaß an archaischen Ballspielen, wie ich hoffte.
    Als ich mit einem Glas Weißwein für Anne zurückkehrte, sagte sie: »Also, an Pfingsten sind die Kinder erst mal ins Schwimmbad gegangen. Wir sind in den Wollladen gefahren, und Babette hat den Ausritt klargemacht.« Sie kostete von ihrem Wein. »Ziemlich kräftig für einen Weißwein, findest du nicht?«
    Ich stand auf und ging wieder in den Wohnwagen, nahm die Flasche aus dem Kühlschrank und suchte auf dem Etikett die verräterische Prozentangabe. »Oh ja, vierzehn Volumenprozent, das ist für einen Weißwein wirklich eine Menge. Vor ein paar Jahren wäre das noch ein Wert für einen Portwein gewesen. Und abends?«
    »Wie, abends?« Anne wirkte irritiert.
    »Na, was habt ihr abends gemacht?«
    »Wir waren in der Kantine«, sagte sie. »War ja ziemlich kalt am Pfingstwochenende.« »Und was habt ihr in der Kantine gemacht?«, bohrte ich weiter.
    »Also, jetzt hör aber auf. Was sollen wir in der Kantine gemacht haben? Wir haben was getrunken und haben uns unterhalten. Die Jungs haben gekickert. Was man halt so macht in der Kantine! Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Och, ich hatte mich einfach nur gewundert, dass du …«
    Das vertraute Ratschen des Vorzeltreißverschlusses unterbrach unsere Unterhaltung und kündigte die Familienzusammenführung an. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Drei Minuten vor elf. Vertrauen ist etwas Schönes, wenn es nicht ausgenutzt wird. »Bis elf, und keine Minute länger«, hatten wir vereinbart, und jetzt war es drei Minuten vor.
    Tristan betrat das Vorzelt in der Montur, die er für besonders cool hielt. Der Bund der Karl-Kani -Hose hielt sich nur mit Mühe am Tangentialpunkt der Arschbacken, der Schritt hing in etwa in den Kniekehlen. Die Hosenbeine trägt man aktuell hinten in die Socken gesteckt, damit der geneigte Rap-Fan nicht mitten beim Cool-über-den-Platz-Schluffen auf die Schnauze fällt, denn das würde die Kumpels und die Mädels wahrscheinlich ziemlich desillusionieren. Tristans Kumpels, das sind Niels und Schweini, der seine Haare hochgegelt hat wie der wieselige Fußballnationalspieler. Schweini ist, wie ich am Nachmittag erfahren habe, ausgesprochen stolz auf seinen Spitznamen. Tristans T-Shirt wäre mir zu groß gewesen, und den Schirm der Basecap trug er oberhalb des rechten Ohrs.
    »Hi.« Zu viel mit den Eltern zu sprechen wäre wohl auch nicht cool gewesen.
     

    »Hi, Tristan!«
    Er antwortete nicht, wahrscheinlich weil er die Erwiderung seiner Begrüßung akustisch gar nicht wahrgenommen hatte, denn aus den weißen Minilautsprechern in seinen Gehörgängen rappte ein nur mäßig gut erzogener Mensch, der sein Ghetto wohl schon längst gegen einen Luxus-Loft in Berlin-Kreuzberg eingetauscht hat, monoton auf das vierzehnjährige Kleinhirn ein.
    Ich beobachtete, wie Tristan in den Wohnwagen stieg. Dabei dachte ich: Als wir in dem Alter

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