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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Sie? Unsere Argumente sind ethischer, nicht sentimentaler Natur, Sergeant. Auch Ratten haben Rechte.«
    »Rechte, zu deren Verteidigung Sie – wie oft insgesamt? – fünfmal das Gesetz gebrochen haben.«
    »Viel öfter, aber fünfmal kam es zu einer Verurteilung. Sechsmal, wenn Sie meine erste Demo in Sandytown mit dazunehmen, damals, als ich noch ein junges Mädchen war. Nur dass damals natürlich nicht ich angeklagt wurde, sondern Lady Denham.«
    Er hatte sich nicht getäuscht. Sie würde ihm kein Ass im Ärmel lassen. »Erzählen Sie mir davon«, sagte er.
    »Ich hab den Hunden dieses Anti-Geruchsspray auf die Nasen gesprüht. Sie schlug mit ihrer Reitgerte zu, und ich hatte eine klaffende Wunde, die sich über den Wangenknochen bis zum rechten Auge zog. Sie behauptete, ich hätte auf das Pferd gezielt, und sie wollte mir das Spray nur aus der Hand schlagen, aber das Pferd hätte sich aus Angst aufgebäumt, weshalb sie mich mit der Gerte irrtümlich im Gesicht getroffen hätte.«
    »Aber das stimmte nicht?«
    »Warum sollte ich das Pferd einsprühen? Das Pferd spürt den Fuchs nicht auf! Nein, sie wusste genau, was sie machte.«
    »Und sie wurde verurteilt?«
    »Mein Anblick im Zeugenstand, siebenundzwanzig Stiche auf der Wange, und ein Gesicht, als wäre ich in einen Farbeimer gefallen, verfehlten nicht ihre Wirkung. Das ist die Sentimentalität, von der ich gesprochen habe.«
    »War die Strafe Ihrer Meinung nach hoch genug?«
    »Für ihren tätlichen Angriff?« Sie zuckte mit den Schultern. »Einige Wochen in einer verdreckten Zelle wären angemessener gewesen, aber wenigstens war es eine Verurteilung. Für das sehr viel gravierendere Verbrechen, dass sie unschuldigen Tieren Schmerz zugefügt hatte, hätte sie lebenslänglich bekommen müssen.«
    »Aber dessen war sie nicht angeklagt.«
    »Nicht von euch, nein.«
    »Sie meinen, es gibt irgendein anderes Gericht, von dem sie angeklagt und verurteilt werden könnte?«
    »Kommt darauf an, ob Sie religiös sind, Sergeant.«
    »Ich rede von diesem Leben, nicht vom nächsten. Also, soweit es den tätlichen Angriff auf Sie betrifft, meinen Sie, der Gerechtigkeit sei, mehr oder weniger, Genüge getan worden?«
    »Ich denke schon.«
    »Obwohl Sie später die Sehkraft des betroffenen Auges verloren?«
    »Kein Zusammenhang, sagten die Ärzte.«
    »Sind das die gleichen Ärzte, deren Wissen auf den Grausamkeiten beruht, die Ratten angetan werden?«, fragte er und sah auf ihr T-Shirt.
    »Die gleichen.«
    »Aber Sie waren anderer Meinung, nehme ich an, sonst hätten Sie ja nicht versucht, Lady Denham deswegen anzuklagen.«
    Sie lächelte. »Nein, das war nicht meine Idee. Ein Anwalt in unserer Gruppe – unsere Mitglieder kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen; ich habe sogar einige Polizisten gekannt, die uns wohlwollend gegenüberstanden –, dieser Anwalt sah die Chance auf Publicity, gut für uns, schlecht für die Jagdlobby. Aber als sich kein medizinischer Experte fand, der den Verlust der Sehkraft auf die Verletzung zurückführen wollte, mussten sie aufgeben.«
    »Wie ging es Ihnen damit?«
    »Ich war erleichtert. Ich hatte keine Lust, vor Gericht aufzutreten.«
    »Nein? Die anderen fünf Mal scheint Sie das nicht gekümmert zu haben.«
    »Da erschien ich als Demonstrantin, die für ihre Überzeugungen eintrat, nicht als Opfer, das mit dem Mitleid der Geschworenen spielte.«
    »Was machen Sie also hier in Sandytown, Mrs. Griffiths?«
    »Urlaub«, sagte sie. »Mit meinen jungen Nichten.«
    »Wie jung sind sie?«
    »Achtzehn. Neunzehn.«
    »Dann sind sie nicht mehr so jung.«
    »Im Vergleich zu Ihnen, Sergeant, und mir reine Kinder.«
    »Die Kinder Ihres Bruders? Oder Ihrer Schwester?«
    Zum ersten Mal landete er einen Treffer.
    »Schwester«, sagte sie nach einem Zögern.
    »Schwester in welchem Sinn? Religiösem? Feministischem?«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Laut Ihrer Akte waren Sie ein Einzelkind, Mrs. Griffiths.«
    Lächelnd nickte sie.
    »Das war ich. Bin ich noch immer. Der Schwester meines Mannes. Hätte ich gleich sagen sollen. Tut mir leid.«
    Könnte stimmen. Oder auch nicht. Spielte keine Rolle.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich eine Ihrer Nichten am Bein verletzt hat und nach Hause abgereist ist. Wurde von einem Hund gebissen, oder?«
    »Sie ist hingefallen.«
    »Hundebiss, Sturz, ich bin mir sicher, sie hätte auch in Sandytown behandelt werden können.«
    »Sie wissen doch, wie die jungen Leute sind. Sie wollte lieber zu Hause in

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