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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Mann marschierte auf sie zu. Seine Schritte ließen nicht unbedingt den Boden erbeben, vermittelten aber den Eindruck, dass sie genau das könnten, wenn er nur wollte.
    Bei ihnen angekommen, stieß er ein einziges Wort heraus.
    »Beard!«
    Pascoes Empfänglichkeit für unversehens hereinbrechende, absonderliche Launen kam ihm in seinem Beruf manchmal zugute, genauso oft aber ließ er sich von ihnen auf gefährliche Weise ablenken. Statt sich darauf zu konzentrieren, einen Kniff zur Identifizierung des Neuankömmlings zu finden, der wichtig genug aussah, um der neue Innenminister sein zu können (oder sogar der alte – wer zum Teufel war überhaupt Innenminister?), blieb er an dem Gedanken hängen, dass es sich hier um eine dieser märchenhaften Begegnungen handeln könnte, in der unweigerlich Unheil über einen hereinbrach, wenn man nicht das richtige Wort aussprach. Er oszillierte noch zwischen
Kahlschlag
und
Sporran,
als der Dicke vortrat und überschwenglich sagte: »Schön, Sie zu sehen, Mr. Beard. Wir haben Sie erwartet. Ich bin Dalziel, und das ist Detective Chief Inspector Pascoe, der die Ermittlungen leitet.«
    Pascoe kam ins Hier und Jetzt zurück. Es handelte sich um Lady Denhams Anwalt, Mr. Beard aus der Gray’s Inn Road, und Dalziel hielt sein Versprechen, sich im Hintergrund zu halten, auch wenn das hieß, höflich gegenüber einem Anwalt zu sein – keine leichte Aufgabe für jemanden, der Metzger Märtens Forderung, nach der Revolution alle Rechtsgelehrten umzubringen, als Gnadenakt verstand.
    »Nett, Sie kennenzulernen, Sir«, sagte Pascoe und gab ihm die Hand. »Und Ihre Kollegin.«
    Er sah zu der Frau. Beard nicht.
    »Sekretärin. Tut mir leid, dass ich nicht früher gekommen bin. Straßenbauarbeiten.«
    Seine Stimme war so tief und resonant, dass sie einem fast eine Massage verabreichte, dachte sich Charley. Hätte man ihn am Telefon, würde man mit ihm jederzeit ein Date ausmachen, auch wenn er
Sekretärin
und
Straßenbauarbeiten
im selben abfälligen Ton aussprach.
    »Gehen wir nach drinnen«, sagte Pascoe.
    Er drehte sich noch zu Charley um, bevor er sich entfernte, sah sie reumütig an und murmelte: »Tut mir leid. Das Testament. Wenn Sie noch etwas hierbleiben, können wir nachher darüber reden. Das heißt, falls Sie noch hierbleiben können. Danke.«
    Wie hatte Dalziel ihn genannt?
Einen alten Schmeichler.
Nun, für Süßholzraspler hatte sie noch nie viel übrig. Andererseits, wenn das Süßholzgeraspel beinhaltete, dass ein paar Info-Brocken zum Testament für sie abfielen, wollte sie sich diese Gelegenheit keinesfalls entgehen lassen.
    Sie drehte sich um. Godley war so dicht an sie herangerückt, dass sie unweigerlich einen Schritt zurück machte, während er gleichzeitig doppelt so weit nach hinten hopste.
    »Mr. Godley«, sagte sie, »wenn Sie es sich zur Angewohnheit machen sollten, sich an mich heranzuschleichen, dann müssen Sie wirklich was mit Ihrem Bart unternehmen.«
    »Ja. Tut mir leid.«
    Er sah so jämmerlich aus, dass sie sich fühlte, als hätte sie ihm einen Tritt verpasst.
    Auf Wiedergutmachung bedacht, sagte sie: »Mir fällt ein – Sie müssen doch von Ihrer Schwester … Halbschwester … Doris alles über Tom Parkers Pläne für Sandytown gehört haben. Oder?«
    »Ja. Doris war vom Festival und dem allen sehr begeistert.«
    »Aber Sie nicht?«
    »Nicht so ganz. Ist nicht meine Sache. Ich mag es nicht, wenn so viele Leute um mich herum sind, ich kann mit dem ganzen Getue nichts anfangen. Und nachdem Doris … na ja … Miss Lee …«
    Sie verstand, was er sagen wollte. Er liebte seine Halbschwester, aber er wollte mit dem Schwindel nichts zu tun haben. Es musste ihm schwerfallen, in ihrer unmittelbaren Nähe zu arbeiten.
    »Warum haben Sie dann Ihre Meinung geändert?«
    Dumme Frage. Sie kannte die Antwort, noch bevor sie die Frage gestellt hatte, aber es war zu spät.
    Er sah sie nicht an, sondern starrte zu Boden und plapperte etwas kaum Hörbares.
    Das war ihr gerade recht, also sagte sie nicht »Pardon?« oder »was?«, er allerdings fasste ihr Schweigen als »sorry, ich hab’s nicht verstanden« auf, drückte die Schultern durch und sah ihr in die Augen.
    »Als Sie und Mr. und Mrs. Parker zur Mühle kamen und sagten, Sie würden ein paar Tage bei ihnen verbringen, dachte ich, wenn ich die Einladung annehme, könnte ich Sie vielleicht wiedersehen. Deshalb bin ich gekommen.«
    »Aber das ist doch … doof!«, sagte Charley.
    »Ja, sehe ich genauso«,

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