Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
wahrhaft ernsthaften Aufgaben in Form zu bringen. Komisch, was? Ich suche nach Ausreden, obwohl ich weiß, dass ich mich in jeder Hinsicht schoflig benommen habe. Pet wenigstens kann behaupten, sie hätte es aus Liebe getan – auch wenn sie Lester vielleicht nur sein Bannerjee-Jumping heimzahlen wollte. Pet musste davon wissen. An Orten wie diesen passiert nichts, ohne dass es eine gute Oberschwester erfährt!
Wie auch immer, es gibt mir zumindest das Selbstvertrauen, mit Cap wieder engeren Kontakt aufnehmen zu können. Muss wohl wieder meine alte Form erreicht haben, denn als wir fertig waren, fragt sie: Was hält dich noch bis Sonntag fest? Ich sage ihr, ich möchte noch zur Eröffnungszeremonie des Festivals der Gesundheit, worauf sie fragt, warum zum Teufel das denn? Als ich erkläre, ich würde eine Menge Leute kennen, die daran beteiligt sind, und es für eine gute Gelegenheit halten, mich von ihnen allen zu verabschieden, wirft sie mir so einen tadelnden Blick zu, der mich zwingt, ihre Gedanken auf was anderes zu lenken.
Wenigstens könnte ich sie davon überzeugen, dass meine Fortschritte kein Strohfeuer waren. Und wie ich und ihre Tierschützer weiß auch sie, wenn es an der Zeit ist, keine weiteren Fragen mehr zu stellen.
Die Wahrheit lautet aber: Hätte sie mir ein Wahrheitsserum eingeflößt, wüsste ich nicht, welche Antworten sie von mir bekommen hätte. Hier ist alles erledigt. Oder? Pete hat die Kurve gekriegt, ohne dass sein Heiligenschein allzu sehr verbeult wurde. Er hat es exakt so durchgezogen, wie von mir vorausgesagt, jetzt muss er sich nur noch zurücklehnen und den Applaus über sich ergehen lassen. Aber dass er beinahe danebengelegen hätte, hat sein feines Näslein noch feiner gemacht, und er hat mich angerufen und gefragt, was ich davon halte. Nicht dass er ausdrücklich verlauten ließ, er hätte mich deswegen angerufen. Nur um mich auf dem Laufenden zu halten und seiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen, ich könnte bald in den Dienst zurückkehren. Aber wir wissen beide, dass er nur wissen wollte, ob er die Sache jetzt richtig auf die Reihe bekommen hat.
Was zum Teufel sollte ich schon sagen? Wäre ich ein Ire, hätte ich ihm vielleicht auf seine feine Nase gebunden, dass ich es von Anfang an anders angegangen wäre. Vielleicht hätte ich sagen sollen, es ist so, wie wenn du auf dem Scheißhaus sitzt und meinst, jetzt bist du fertig, aber irgendwas tief in dir rät dir, sitzen zu bleiben, weil noch was nachkommt.
Aber wozu? Lose Fäden? Hab noch keinen Fall erlebt, bei dem nicht irgendwelche losen Fäden übrig geblieben wären. Wir sind Polizisten, Herrgott! Staatsdiener, keine göttlichen Instrumente. In all den Jahren habe ich eines gelernt: Wenn man es mit Menschen zu tun hat, erfährt man nie alles, selbst dann nicht, wenn man alles weiß, was es zu wissen gibt. Also hab ich ihm gesagt, gut gemacht, Bursche. Kein Gerichtsverfahren, nichts, was noch mal hochkommen könnte! Entspann dich und genieß es!
Trotzdem macht man sich so seine Gedanken, wie der Pfarrer sagte, als er zwanzig Pfadfinderinnen im städtischen Schwimmbad taufte.
Aber ich hab mich beherrscht, bis ich heute Morgen zum Frühstück runtergehe, und da sitzt Franny Roote und plaudert mit einigen anderen Insassen. Er grinst mich an und winkt fröhlich, und ich bin kurz davor, seinen Rollstuhl zu packen und ihn von der Terrasse zu befördern. Stattdessen warte ich, bis er, wie vorherzusehen, angerollt kommt, und frage ihn, warum er so glückselig strahlt.
Er sagt: »Weiß nicht, Andy. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, es ist einer dieser Tage, an denen alles möglich ist. Sie kennen das sicher auch, einer von den Tagen, an denen man weiß, man wird seine Putts einlochen, die Gespräche über der Theke werden nur so hin und her fliegen, das Bier wird genau die richtige Temperatur haben, und hinter der nächsten Ecke wird man auf das Mädchen seiner Träume stoßen.«
Er hat recht. Ich kenne das. Es gibt so Tage, an denen man, wenn man bei Verstand ist, jeden erbettelten, geliehenen oder gestohlenen Penny auf das Pferd setzt, das man sich ausgesucht hat, indem man eine Nadel auf den Wettschein steckt!
Aber dieses Gefühl vermittelt er nicht, jedenfalls nicht mir.
»Hoffentlich hast du recht, Bursche«, sage ich.
Und fort ist er, um wieder seinen Third-Thought-Scheiß zu verbreiten wie ein Bauer mit seinem Miststreuer.
Was mich auf den Gedanken gebracht hat, dass es hier noch einen losen Faden gibt, den ich
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