Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
zu heilen, konnte es nicht geben – sagt Tom – ich glaube, er probiert an mir seine Eröffnungsrede aus! – wahrscheinlich liegt er damit aber gar nicht so weit daneben. Sandytown jedenfalls zeigt eine bemerkenswerte Unverwüstlichkeit – erst 4 Tage ist es her, dass der arme Hen gefunden wurde – & schon haben die Einheimischen von Schock & Horror zu einer Art wissendem Fatalismus gefunden – die Hollis’ seien ein zum Untergang bestimmter Clan – Glück sei ihnen nie beschieden – lediglich Alan vom Hope & Anchor scheint dem Fluch entgangen zu sein – vielleicht hatte sich seine Mutter auf einen Seitensprung eingelassen! Ich habe sogar gehört, wie einer meinte – Hen habe immer gesagt, er sei in Millstone geboren – & keiner – weder Gott im Himmel noch die alte Kuh in der Hall – würden ihn davon abhalten, dort auch zu sterben!
Ich habe mir viele Notizen gemacht – vielleicht schreibe ich eines Tages einen Artikel darüber –
Tragödie & das Bewusstsein der Menge
– nicht reißerisch genug? – Okay – wie wär’s mit
Schweine, Nadeln & zwei Meter Seil!
Tut mir leid. Du siehst, ich bin keinen Deut besser – mache aus einer Tragödie ein wissenschaftliches Thema.
Meine Doktorarbeit allerdings habe ich nicht vergessen. Verband einen Besuch an Claras Krankenbett mit einem verstohlenen Interview. Das angebliche Wunder des göttlichen Gordon ist zu einem noch beliebteren Gesprächsthema geworden als Hens Selbstmord – Tom kann kaum an sich halten, ständig beglückwünscht er sich zu seinem genialen Schachzug, Gord überredet zu haben, sich seinen Alternativmedizinern anzuschließen – natürlich sagte ich ihm nicht, der einzige Grund, warum sein kostbarer Heiler nach Sandytown kam, war, dass er sich in mich verknallt hatte!!!! Ich fühle mich deswegen natürlich geschmeichelt, auch wenn ich mit dem Typen nie & nimmer etwas anfangen kann – obwohl ich zugeben muss, dass ich ihn mittlerweile doch recht mag. Jedenfalls scheint die Botschaft bei ihm angekommen zu sein – in den letzten Tagen hat er sich nicht blicken lassen – Tom macht sich wohl Sorgen, dass er nicht zur Festivaleröffnung auftaucht – aber ich versicherte ihm, Gord würde ihn nicht im Stich lassen – so einer sei er nicht.
Wie auch immer – Clara geht es gut – letztlich stellte sich heraus, dass sie sich nur ein paar Knochenbrüche & eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte – war also von Anfang an nicht so schlimm, trotzdem wird in der Stadt alles einzig & allein Gord zugeschrieben! Sie könnte mittlerweile in eine Spezialklinik verlegt werden – Ted Denham allerdings besteht darauf, das sie im Avalon bleibt & die Spezialisten zu ihr kommen – auf seine Rechnung! Ted – vor kurzem von der
News
noch als Hauptverdächtiger an den Pranger gestellt – hatte – wie nicht anders zu erwarten – seinen großen Auftritt.
Er zog auf dem Sexy Beast in die Stadt ein wie einst Alexander der Große, um sich als Gott verehren zu lassen – was er auch wird – jeder mag einen reichen jungen Gutsherrn, der mit seinem Geld wesentlich freizügiger umgehen dürfte als die liebe alte Daph! Er hat Tom versprochen, ihren Platz im Entwicklungskonsortium einzunehmen & alle von ihr eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen – & mehr! Das Festival der Gesundheit ist natürlich Toms besonderes Baby – Teds erster spektakulärer Auftritt wird nächste Woche folgen, wenn Daphs Beerdigung stattfindet. Ich wage gar nicht daran zu denken, was er für den Leichenschmaus auserkoren hat!
Esther lässt sich kaum blicken – als ich ihr dann aber begegnete, fand das beim Grillfest eingesetzte Tauwetter seine Fortsetzung – vielleicht richtete sich ihr Groll nicht gegen mich im Besonderen, sondern gegen ihr Leben in Daphs großem Schatten. Kein Wort bislang von der Rückkehr des Schweizer Gespielen. Vielleicht findet sie es unschicklich, ihn vorzuführen, solange ihre Tante nicht sicher unter der Erde ist.
Zurück zu Clara – für meine Doktorarbeit gab sie nicht viel her – ich hatte auf ein Tunnel-Erlebnis gehofft – wobei Gord am anderen Ende steht & ihr zuruft –
komm zurück!
– aber sie kann sich nur an einen Traum über einen Süßigkeitenladen erinnern, in den sie nicht reinkommt! Wahrscheinlich mehr was für Jungianer – muss nach meiner Rückkehr mal einen Blick in meine Bücher werfen.
Die Polizei hat ihre Sachen gepackt & die Hall verlassen. Bin davor noch Novello
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