Zähne, dass dabei ein Eisbär aus dem Gleichgewicht geworfen würde. Er gleitet von seinem Hocker, nickt dem Wirt kurz zu und marschiert durch die Tür.
»Da hast du dich geirrt, Bursche«, sage ich zu Roote.
»Ich denke, das Spiel hat sich nur geändert, aber keine Sorge, er wird sich daran erinnern. Die Melodie, die Teddy Denham gepfiffen hat … der Text liegt mir auf der Zunge, will mir aber partout nicht einfallen.«
Womit er sagen will, dass er nicht den blassesten Schimmer hat, aber nur allzu gern wissen würde, was den Yank-Doktor so aus der Fassung gebracht hat. Ihm entgeht nicht viel, unserem Franny.
»Tut mir leid, keine Ahnung«, sage ich.
Was gelogen ist. Ich kenne das Liedchen, das allzu häufig in den hinteren Reihen des Rugby-Mannschaftsbusses geschmettert wird.
Ich nehme nicht an, dass Roote viel Zeit in Mannschaftsbussen verbracht hat, und sehe auch keinen Grund, warum ich ihn aufklären sollte.
Roote wirft mir einen Blick zu, mit dem er zu verstehen gibt, dass er weiß, dass ich ihn hinhalte. Dann wandelt sich seine Miene zu einem Ich-hab’s-doch-gesagt!, die Tür geht wieder auf, und Lester steckt den Kopf herein.
»Mr. Dalziel, was mir gerade eingefallen ist – soll ich Sie mitnehmen? Oder haben Sie sich selbst schon um eine Fahrgelegenheit gekümmert?«
Hätte ihm wahrscheinlich sagen können, dass ich es vorziehe, zu Fuß zu gehen. Oder dass Roote mich mitnimmt. Aber scheiß drauf. Nur ein Trottel schlägt aus Stolz aus, was er eigentlich will, und was ich jetzt will, ist, mich in die Falle zu hauen.
»Nein«, sage ich. »Das wäre großartig.«
Ich sehe zu meinem Bierglas. Es ist halbvoll. Mir wird klar, dass ich es nicht mehr will.
Nur ein Trottel schlingt aus Stolz was in sich hinein, was er eigentlich nicht will.
Ich spüre, dass Roote mich beobachtet, und diesmal behält der Stolz die Oberhand.
Ich leere das Glas, setze es ab und hieve mich vom Stuhl hoch.
»Danke, Kumpel«, sage ich zum Wirt. »Gutes Pint, das.«
»Danke, Sir. Wir sehen Sie hoffentlich bald wieder«, sagt er.
»Keine Sorge, ich komme wieder.«
Roote ergreift meinen Arm und sagt leise: »Mr. Dalziel, eines noch. Mit Mr. Pascoe, das überlasse ich ganz Ihnen.«
Ob ich es ihm erzähle oder nicht, meint er.
Ich nicke und gehe.
Ich traue Roote nicht so weit übern Weg, so weit ich ihn werfen kann, was unter den gegebenen Umständen kein halber Meter ist. Aber, das muss ich ihm zugutehalten: Wie er das mit Pete gehandhabt hat, war tadellos.
Was mich jetzt, da sie mich endlich ins Bett verfrachtet haben und ich unter der Decke mit mir selbst rede, nicht davon abhält, mir so meine Gedanken zu machen. Wenn Franny Roote sich ins Ausland abgesetzt hat, ohne seine Adresse zu hinterlassen, damit Pete Pascoe sich für ihn nicht mehr verantwortlich fühlen muss, warum hat er sich dann bei seiner Rückkehr nach England dafür entschieden, sich in Mid-Yorkshire niederzulassen? Okay, am äußersten Rand unseres Reviers, aber trotzdem: Es ist unser Revier!
Bekomm die Melodie nicht aus dem Kopf, die der Neffe der Büffelfrau gepfiffen hat. Wie lautet der Text wieder? Mal sehen … irgendwas über eine Indianerin … aye, so geht es!
Es war eine Indianer-Maid,
die fürchtet’ sich so sehr,
dass ein Cowboy ihr ’ne Leitung legt,
während sie im Schatten liegt.
Und so weiter. Wird noch schmutziger. Jedenfalls nicht das Liedgut, das Lester auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Aber warum ärgert er sich darüber so?
Fragen, Fragen, viele, viele Fragen, die mir zu diesem feschen Liedchen durch den Kopf schwirren. Aber es ist immer dieselbe, die diesen Tanz anführt.
Was, verdammt noch mal, treibt Roote hier in Sandytown wirklich?
Keine Angst, so oder so, ich werde es herausfinden, bevor ich von hier verschwinde!
Aber jetzt will ich schlafen.
Also, gute Nacht, Mildred, und gute Nacht …
7
VON :
[email protected] AN :
[email protected] BETREFF : Goldmine Min!
Hallo, Cass!
Danke für das Bild. Er ist wirklich phantastisch! Ich will auch so einen. Hat er einen Bruder? Nettes Lächeln. Worüber lächelt er – frag ich mich?!!!
Zurück zum langweiligen Sandytown! Nach dem Mittagessen gestern entschuldigte sich Tom – er müsse den Berg abtragen, der sich in seiner Abwesenheit aufgetürmt hatte – & Min – die offensichtlich beschlossen hat, mich ganz zu vereinnahmen! – fragte mich, ob ich mit ihr schwimmen gehe. Ich dachte, sie wollte freundlich sein & meinte, im