die großen Geldbringer für das Hotel sind. Die Freizeitbeschäftigungen der Oberschicht – Gesichtsbehandlungen – Maniküre – Massagen – dazu vielleicht die neuesten Post-Pilates-Methoden, um sich Appetit für die Gourmetgerichte anzutrainieren & Durst für den abscheulich teuren Alkohol – das sind die Dinge, die ihrer Ansicht nach die stinkreichen Kunden anziehen. Aber Tom will da nicht nachgeben & besteht darauf, der gesamten Bandbreite an alternativer Heilkunde Platz einzuräumen – der die Familie schon immer & in manchen Fällen – wie Mary andeutete & was Min bestätigte – ein geradezu
manisches
Interesse entgegengebracht hatte. Zum Glück scheint Dr. Feldenhammer – Chef des Avalon – nach einigen ursprünglichen Zweifeln davon überzeugt worden zu sein, dass der Klinik durch das Alternativzeugs, falls man mit Tom an einem Strang zog, kein Schaden entstünde.
– Sehr aufgeklärt von ihm – sagte ich – überrascht, da die meisten Schulmediziner das alles für blanken Unsinn halten – ich eingeschlossen, wenn ich ehrlich bin – was ich in Gegenwart des lieben Tom natürlich niemals laut sagen würde!
– Ja & das Gute dabei ist – sagte Mary – das es Daphne Brereton ein wenig zum Schweigen bringt – angesichts der Gefühle, die sie Lester entgegenbringt –
– Äh? – sagte ich – Sie meinen doch nicht? –
– Doch, doch – jetzt hat sie ihn im Visier & will ihn auch in ihrem Bett haben – sagte Mary erbittert – wie abscheulich – eine Frau in ihrem Alter –
Vielleicht hat die Luft in Sandytown doch etwas Besonderes an sich! – ging mir durch den Kopf.
Schon klar, das Mary der Beziehung zwischen Tom & Lady D. mit gemischten Gefühlen begegnet. Natürlich hält sie zu ihrem Mann – aber sie sieht auch, dass nicht Toms Idealismus das Konsortium am Laufen hält, sondern Daphnes Gier nach Profit. Wenn Breitarsch – schon witzig, wie sich einem solche Spitznamen einprägen! – Tom seinen Willen lässt, läuft es immer darauf hinaus, das er
mehr
& sie
weniger
zahlt – dann sieht es so aus, als hätte Tom die Schlacht gewonnen – aber unter beträchtlichen Kosten – & Mary ist dann zu Recht besorgt, er könnte sich übernehmen.
Nicht, dass Tom irgendwelche Sorgen auf der Welt kennt! Schließlich tauchte er doch noch auf & entschuldigte sich überschwenglich, dass er mich vernachlässigt habe.
– Morgen sollte ich alles abgearbeitet haben – sagte er – dann führe ich Sie durch die Stadt – zu Fuß! So lernt man am besten einen Ort & seine Leute kennen! –
– Aber dein Knöchel, mein Lieber – protestierte Mary.
– Ist so gut wie neu – beharrte er – dank der Ersten Hilfe, die ich von unserem liebenswürdigen & talentierten Gast erhalten habe – (das bin ich, falls du das nicht kapiert haben solltest!) – & nicht zu vergessen die heilenden Hände von Mr. Godley –
Ich zog mich zurück, während sie weiter hin und her argumentierten – oder disputierten – mit Argumenten kann Tom ja nicht aufwarten!
Traf Minnie, die gerade aus dem Badezimmer kam & sehr theatralisch gähnte! Würde mich nicht überraschen, wenn sie Mary & mich belauscht hätte & sich verstecken musste, als ihr Vater aus seinem Arbeitszimmer auftauchte – trotzdem, ich mag sie. Sie wäre mir glatt in mein Zimmer gefolgt – hätte ich ihr nicht die Tür vor der Nase zugeknallt. Ich kann auch hart sein!
Schlaf gut schlaf fein
Alles Liebe
Charley xxx
8
VON :
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[email protected] BETREFF : Auftritt Breitarsch
Hallo!
Habe beschlossen, den Morgen über zu faulenzen, weil ich annehme, das jede Expedition mit Tom kräftezehrend werden könnte! Er hatte den »Disput«, ob er zu Fuß gehen darf, gewonnen – allerdings hatte Mary darauf bestanden, das er einen kräftigen Spazierstock mitnimmt – mit dem er sich jedoch, schien mir, eher Schaden zuzog statt solchen abzuwenden. Er gebrauchte ihn nämlich als praktisches Zeigegerät, um auf unserem Weg das Kliff hinunter auf interessante Ausblicke hinzuweisen.
Im Wagen, auf dem Weg hinauf, hatte mir Tom bereits die Zufahrt zur Sandytown Hall gezeigt – das Zuhause von Lady D. In Brereton Manor hatte ich – mit Blick in Richtung Meer – hohe Kamine erhascht, die zur Hall gehören mussten. Sie erhoben sich hinter einem ausgedehnten Waldstück – damit Ihre Ladyschaft nicht vom Anblick des Hotels belästigt werden konnte – oder von den