Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Zwillinge – & ich dort, wo er mich am liebsten hat – am anderen Ende der Leitung – wo wir am besten miteinander auskommen!
    Erzählte ihm von unserem ausgebüchsten
Rehi
 – Mr. Deal – alias
Dii-Ell
 – der behauptet hatte, ihn zu kennen.
    – Großer Kerl? – fragte er – sieht aus, als wäre seine Mum mit einem Preisbullen in die Zuchtbox gesperrt worden? –
    Kann schon mit Worten, unser Dad – aber ich muss zugeben, er hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
    – Aye – ich erinnere mich an ihn – Andy Dalziel – (er hat’s mir buchstabiert) – ist ein Bulle – ich weiß nicht, was er mit den Gaunern anstellt – aber auf dem Rugby-Feld hat er uns die Scheiße aus dem Leib geprügelt –
    – Er hat an dich auch nur gute Erinnerungen – sagte ich – nannte dich Stompy –
    – Daran hat er sich erinnert – ja? – sagte Dad; klang dabei ganz gerührt – Kein schlechter Kerl – dieser Dalziel – solang du ihn nicht verscheißerst. Kaum zu fällen – ich wette, Parkers Wagen hat jetzt eine Beule! –
    Das war der, der in diesem Jahr von diesen Spinnern in die Luft gejagt worden ist – du hast wahrscheinlich davon gelesen – wenn du mal Zeit gehabt hast, einen Blick in die Zeitung zu werfen – zwischen Disco-Besuchen & Besäufnissen –
    Interessante Vorstellung von akademischer Ausbildung – unser Dad!
    – Wahrscheinlich ist er deswegen dort in der Reha – sagte ich.
    – Dann haben sie alle Hände voll zu tun – sagte er – richte ihm Grüße aus, falls du ihm noch mal begegnen solltest –
    Werde ich tun – sagte ich – auch wenn die Chance dafür sehr gering ist. Wahrscheinlich haben sie ihn nach seinem Ausbruch in eine Gummizelle gesteckt!
    Jetzt also in mein einsames Bett – in Gedanken bei dir & wie du dich um deine bronzefarbene Begattungsmaschine schlingst! Nur weil ich Männer für immer aufgegeben habe, heißt das noch lange nicht, dass ich sie nicht stellvertretend genießen kann – also – besorg’s ihm einmal für mich!

    Alles Liebe,
    Charley XX

9
    Morgen, Mildred!
    Ich liege immer noch schwer angeschlagen im Bett, also kann ich auch mit mir selber quasseln. Dann bekomm ich wenigstens was Sinnvolles zu hören!
    Nein. Ich will nicht ungerecht sein. Wie meine Mama immer gesagt hat, es gibt Leute, zu denen musst du nicht nett sein, aber du solltest wenigstens immer versuchen, jeden gerecht zu behandeln.
    Ich habe gedacht, ich würde nach meiner großen Flucht mit der Morgendämmerung aufwachen und mich pudelwohl fühlen. Stattdessen ist es fast Mittag, und ich platze fast, weil ich zum Pinkeln muss, aber als ich aus dem Bett gleiten wollte, bin ich beinahe der Länge nach hingefallen. Fühle mich schlimmer als im Central.
    Die Oberin erscheint wie der Blitz – vielleicht hat sie mich verwanzt.
    »Mr. Dalziel«, sagt sie. »Sie sollten nicht aufstehen!«
    »Nein?«, sage ich. »Aber dann werde ich auf meiner Matratze herausgeschwemmt.«
    Sie hat so viel Verstand, nicht eine von diesen Flaschen vorzuschlagen, sondern schlingt sich meinen Arm um die Schultern, packt mich an der Hüfte, und zusammen wanken wir auf die Toilette. »So«, sagt sie. »Ich mach nur mal schnell Ihr Bett, dann hol ich Sie wieder ab.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, sage ich. »Ich tu es auch.«
    Ich spüle erst, als ich mir die Hände gewaschen habe, damit sie nicht vorgewarnt wird und mir zu Hilfe eilt. Zwei schnelle Schritte vom Klo zur Tür, und ich muss schon wieder stehen bleiben, um mich auszuruhen.
    Die Oberin steht an meinem frisch gemachten Bett, in der Hand meinen Recorder.
    »Hab das in Ihrem Bett gefunden, Mr. Dalziel«, sagt sie.
    »Oh aye. Das ist ein Sexspielzeug«, sage ich.
    »Wirklich?«, erwidert sie und hält es sich ans Ohr. »Was spielt es ab? Anleitungen für Anfänger?«
    Freche Kuh! Aber ich muss lachen. Und sie grinst ebenfalls, als wüsste sie, dass mein einziges Interesse am Bett im Moment darin besteht, wieder reinzukommen, um weiterzuschlafen.
    Ich wanke voran, schnappe mir den Recorder und falle auf die Matratze. »Ts-ts-ts«, kommt es von ihr, dann zieht sie mir die Decke über.
    »Ich sehe, für morgen hat sich bei Ihnen Besuch angemeldet«, sagt sie. »Ich hoffe, Sie können morgens zu Ihrer Physio-Sitzung, sonst müssen wir das absagen.«
    Aber sie grinst, als sie das sagt.
    Doch nicht so übel, geht mir durch den Kopf. Könnte noch was gehen! Aber muss aufpassen, jetzt, da sie ihre scharfen Äuglein auf dieses