Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Ding geworfen hat. Am besten, ich klemm es mir zwischen die Beine, bevor ich einschlafe. Wenn es dann jemand rauskriegt, ohne dass ich was merke, dann bin ich wirklich am Arsch! Trotzdem, in Zukunft brauch ich ein besseres Versteck, wenn ich nicht will, dass sie sich im Schwesternzimmer einen abgiggeln. Alter Trick, in eine Plastiktüte wickeln und in den Spülkasten im Klo stecken. Da würde ein Polizist als Erstes nachsehen, aber um Polizisten muss ich mich hier nicht kümmern!
So, Kopf aufs Kissen, und hoffentlich kann ich diese komischen Träume ausfallen lassen und an einer hübschen kleinen Phantasie über Cap feilen. Und morgen geht’s weiter. Ein paar Stunden mit Cap, mehr braucht’s nicht für die Physiotherapie.
10
Okay, Mildred, ich hätte auf dich hören und meine Wollweste anziehen sollen!
Schlechte Nacht. Meine erhoffte Phantasie über Cap blieb aus, stattdessen hatte ich wieder diese dämlichen Träume, in denen ich herumschwebe und mit Gott rede!
Aber in der Physio läuft es gut. Tony spitzte ein bisschen sein Mäulchen, als er den Blick über mich schweifen ließ. Doch als er mit mir fertig war, fühlte ich mich kregel genug, um Cap das Willkommen zu bereiten, das sie verdient hat!
Als Erstes aber musste ich ihr Gezeter über mich ergehen lassen, das ich, wie sie meinte, verdient hätte! Klatschmaul Katzenjammer muss ganz schön dick aufgetragen haben – welchen Schaden ich mir doch hätte zufügen können, weil ich mich auf und davon gemacht habe.
Ich versuche es also herunterzuspielen, gebe den brünstigen Stier und sage, »komm her, und ich zeig dir, wie schlecht es mir geht!«. Nun, sie kommt, und ich zeige es ihr, muss dabei aber feststellen, dass, wie Mama immer gesagt hat, die Augen größer sind als der Magen.
Als ich schließlich aufgebe, sagt sie: »Das reicht, Andy. Wenn sie dir sagen, dass du den Tag mit einem Eisbad anfängst, dann wirst du das von jetzt an verdammt noch mal machen! Wenn ich einen Eunuchen will, hätte ich mich in den Istanbuler Kleinanzeigen umgesehen.«
Ganz schön kesse Lippe, diese Cap.
Sie hat mir, wie versprochen, Zivilklamotten mitgebracht, und ich muss ihr versprechen, ein braver Patient zu sein und alles zu tun, was die Oberschwester sagt, sonst würde sie sie auf der Stelle wieder mitnehmen.
Auf meine Frage, ob es Neuigkeiten von der Fabrik gibt, sagt sie nichts, nur, dass Pete ihr erzählt habe, alles laufe wunderbar, und niemand vermisse mich. Er habe angefragt, ob er mich besuchen könne. Ich sage, auf keinen Fall, nicht, bis ich nicht wieder richtig auf den Beinen bin. Er hat mich im Central gesehen, wo ich noch zu nichts nütze war. Wenn er mich das nächste Mal sieht, will ich wieder voll unter Dampf stehen, sonst hat er womöglich noch Mitleid mit mir. Ich zweifle nicht, dass die Geier bereits über der Fabrik kreisen, und wenn Pete von seinem Besuch zurückkommt und ein langes Gesicht zieht, setzen sie zur Landung an!
Cap meint, ich benähme mich wie ein Idiot, ich brauche meine Freunde. Ich sage, ich wisse, was ich außer ihr noch brauche, aber sie rollt dabei nur mit den Augen und sagt, was ich sicherlich brauche, sei eine weitere Woche im Bett. Kurz darauf bricht sie auf. Will noch zum Pflegeheim rüber, um ihre alte Schuldirektorin zu besuchen, die es anscheinend nicht mehr lange macht.
Zum Abschied sagt sie: »Vielleicht hätte ich dich dort unterbringen sollen, Andy.«
Ich begleite sie zum Ausgang. Und als ich zu meinem Zimmer zurückkehre – wen sehe ich da herauskommen? Franny Roote!
»Was zum Teufel treibst du da?«, will ich wissen.
»Ich suche Sie, was sonst, Andy«, antwortet er. »Einige Ihrer Mitgefang… äh, Rekonvaleszenten sind am Third Thought interessiert, und nachdem ich mit denen fertig war, fragte ich Pet, wo ich Sie finden könnte.«
»Pet?«, sage ich.
»Schwester Sheldon. Ich habe angenommen, Sie würden sich mittlerweile bereits mit Vornamen ansprechen, Andy.«
»Nein, tun wir nicht. Und das gilt auch für dich und mich«, sage ich verärgert. »Und jetzt zieh Leine.«
Ich bin nicht in der Stimmung, um mit Roote zu plaudern, nachdem es mit Cap nicht sonderlich gut gelaufen ist. Weiß nicht, wer gesagt hat, dass Vergnügungen immer ihren Preis haben, der Kerl hatte jedenfalls recht. Ich hatte das Vergnügen von zwei Pint Ale, von denen ich eines nicht recht genießen konnte, und was ist jetzt? Ich muss noch immer dafür blechen.
Apropos. Ich schulde diesem Parker noch zwanzig Pfund. Na, das wird
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