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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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funkelten. »Dann bis morgen früh.«
    »Steve, wie konntest du nur?«
    Doherty zog die Schultern hoch. »Was denn?«
    »Du hast doch gehört, was sie gesagt hat. Colin Wright hat eine Art Beziehung mit Cathy Morden gehabt, genau wie ihre Mutter es befürchtet hat.«
    »Herrgott noch mal, Honey, wir bearbeiten keine Vermisstenmeldung, und wenn, dann wäre das nicht meine Abteilung. Wir suchen den Mörder von C. A. Wright.«
    »Mir tut ihre Mutter leid.«
    »Aber wir sind nicht hier, um ...«
    »Daran brauchst du mich nicht zu erinnern. Ich weiß, warum wir hier sind«, erwiderte sie leicht gereizt.
    Es kam giftiger heraus, als sie es vorgehabt hatte. Normalerweise hätte sie sich entschuldigt, aber unter den gegebenen Umständen machte sie das nicht. Eine vermisste Tochter, das traf bei ihr einen Nerv. Sie hatte Mitgefühl mit Agnes Morden. Eine Mutter verstand einfach, wie einer anderen Mutter zumute war.
    »Du verstehst das nicht. Du bist keine ...«
    »Kein Vater?«
    Sie hatte sagen wollen, dass er keine Mutter war, was ja stimmte. Aber ein Vater war er.
    Sein Gesichtsausdruck wurde sanfter. »Es tut mir leid. Es ist mein Fehler, weil ich neulich die Fotos hier vergessen habe.«
    Sie vergab ihm mühelos. Er strahlte angenehme, warmherzige Schwingungen aus, sehr aufregende Schwingungen, obwohl sie doch nur zusammen in einem Gasthaus auf dem Land waren. In einem sehr schönen Gasthaus, aber immerhin in einem Gasthaus. Und doch schien es ihm sehr viel zu bedeuten. Nun gut, er hatte eine Schwäche für Himmelbetten. Aber trotzdem ...
    »Das Mädchen wird schon wieder auftauchen«, sagte er mit Entschiedenheit und setzte so einen Schlusspunkt unter die Sache. »Teenager machen ihren Eltern gern mal ein bisschen Sorgen. Das gehört dazu.«
    Um die Spannung, die plötzlich zwischen ihnen entstanden war, ein wenig zu lösen, schaute sich Honey im Restaurant um. Es gab jede Menge Eichenbalken und Funde aus Antiquitätenläden und vom Trödler, die überall als Dekorationselemente eingefügt waren. Die Tischtücher waren weiß, das Licht gedämpft und die Atmosphäre absolut erstklassig. Für ein Restaurant in einem Gasthaus schien es wirklich wunderbar.
    »Ich würde zu gern wissen, was du gerade denkst«, sagte Doherty.
    »Entschuldigung. Bin ich so abgedriftet?«
    »O ja. Woran hast du gedacht?«
    »Ich habe über C. A. Wright, den Meister der giftigen Feder, nachgedacht. Der hat ja wirklich alles gemacht: Erpressung, Verführung ... Was ist mit Mord? Ich wüsste zu gern, ob er sich auch darin versucht hat.«
    »Ich komme kaum noch die Treppe hoch«, sagte Honey, als sie zu ihrem Zimmer hinaufgingen.
    »Leg dich ein bisschen aufs Bett. Atme tief ein und aus. Dann geht’s dir bald wieder besser. Es ist ein Himmelbett.«
    »Ich weiß. Das habe ich dir selbst gesagt.«
    Das Zimmer war so, wie es in der Broschüre abgebildet war. Das Bett war aus dunklem Mahagoni, die Bettdecke burgunderrot und golden, und das offene Fenster bot einen Ausblick auf das Feld, das nun zur Friedwiese geworden war.
    So satt und zufrieden, wie sie nach dem vielen Essen waren, konnten sie im Augenblick ohnehin nur reden. DasGespräch drehte sich um den Mordfall, und sie warfen die Argumente und Einzelheiten hin und her wie die Tennisbälle.
    Honey legte sich aufs Bett. Sie streckte sich aus und faltete die Arme hinter dem Kopf. »Verwirrend«, sagte sie, blähte die Wangen auf und pustete die Luft in einem langen, lauten Atemzug wieder aus.
    Doherty saß auf einem Stuhl am Fenster und starrte unverwandt in die Nacht hinaus. Er wirkte beinahe so reglos und hölzern wie der Stuhl.
    Sie nahm an, dass er über etwas nachdachte, was sie gesagt hatte, es immer wieder im Kopf hin und her bewegte. Dass die Kellnerin C. A. Wright erkannt hatte! Welche Schlüsse konnte man daraus ziehen?
    Honey winkte ihm zu, um seine Konzentration ein wenig zu stören. »Also, Cathy war hier und Wright auch. Was schließen wir daraus?«
    »Nichts eigentlich.«
    Sie rollte sich auf die Seite und schaute ihn an.
    Doherty reckte die Arme über den Kopf und gähnte. Dann entspannte sich sein Körper und sackte so tief auf den Stuhl zurück, dass er fast herunterrutschte.
    »He, hast du mir was zu sagen?«
    Er holte tief Luft, ehe er antwortete. »Gut. Ja, ich weiß, dass du es hören willst, also dann pass jetzt auf. Agnes Morden hat mir leid getan. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie recht hatte und dass Wright sich an ihre Tochter herangemacht hat. Aber es gab keine

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