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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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reglos und aufmerksam da, lehnte sich dann nach vorn. Er hatte jetzt die Hände vor sich gefaltet. Seine Kiefer mahlten.
    »Mach das Licht aus«, sagte er im Befehlston.
    »Wow«, antwortete sie, »da bin ich dabei.«
    Das Zimmer war beinahe völlig dunkel. Es waren nur wenige Lichter am Ende des Dorfes zu sehen. Viereckige Lichtflecken fielen aus den erleuchteten Zimmern des Gasthauses auf die Straße. Dahinter lag der Friedhof und dann die neue Einrichtung – die Friedwiese.
    Honey hob die Hände und machte sich kampfbereit. Sie näherte sich Doherty auf bloßen Füßen, berührte seine Schultern, die sich unter ihren Fingern ganz hart anfühlten.
    Seufzend strich sie ihm über den Rücken. »Das fühlt sich ja hart wie Eisen an. Wie soll ich dir ...«
    »Psst«, flüsterte er. »Schau mal da drüben, auf der anderen Straßenseite. Kannst du da ein Licht erkennen?«
    Seine Muskeln spannten sich unter ihren Fingern noch mehr an.
    Sie verfluchte, was immer auf der anderen Straßenseite gerade vorgehen mochte, und krabbelte langsam mit ihren Fingern in Richtung auf sein Schlüsselbein zu.
    Normalerweise hätte man dort jenseits der Lichter des Gasthauses nichts als Finsternis sehen dürfen. Die schwarzen Umrisse der Bäume ragten in den Himmel wie mit Tusche gezeichnet.
    Sie war bereit, zu Bett zu gehen und interessantere Dinge zu tun, aber Dohertys Anspannung konnte sie nicht ignorieren.
    Ihre Finger zögerten, und ihre Augen verengten sich. Da flackerte etwas am äußersten Ende der Friedwiese, genau entgegengesetzt von der Stelle, wo Sean O’Brian beerdigt worden war.
    »Wer magst du denn sein?«, murmelte Doherty, nicht in ihre Richtung, sondern eher nur vor sich hin.
    Honey konnte gut Gedanken lesen. Dohertys Gedanken waren ein offenes Buch für sie. Etwas hatte seine Neugier erregt. Alle anderen Arten von Erregung würden warten müssen.
    »Ich hole unsere Mäntel.«
    »Die sollten am Empfang eine Taschenlampe haben«, sagte Doherty, als sie ihm seinen Mantel hinhielt. Er fuhr mit den Armen hinein. Seine Augen waren immer noch starr auf das flackernde Licht auf der Friedwiese gerichtet.
    »Nicht nötig. Ich habe eine.«
    Ein Griff in ihre Manteltasche, und sie hatte gefunden, was sie suchte. Die bläulichen LED s leuchteten auf.
    »Lindsey meinte, das könnte hilfreich sein, wenn ich wieder mal im Dunkeln meine Autoschlüssel nicht finde.«
    »Sehr schön. Komm.«
    »He«, sagte sie und packte ihn beim Arm. »Du glaubst doch nicht, dass das Grabräuber sind?«
    »So im Stil von Burke und Hare?«
    Die beiden Grabräuber aus dem Edinburgh des 18. Jahrhunderts waren nun das Letzte, was sie hier erwartet hätte. »Sei doch nicht so albern. Ich dachte mehr an das, was Ken Pollock gesagt hat. Dass sie Leichen wieder ausgraben und die Särge erneut verwenden.«
    Doherty verdrehte die Augen. »Herr, gib mir Kraft!«
    »Das glaubst du also nicht?«
    »Er hat vielleicht gedacht, dass er gesehen hat, wie Leichen ausgegraben wurden, aber er hat sich doch wohl auf die Zeit bezogen, ehe das Feld eine Art Friedhof wurde. Damals gab es da keine Leichen. Er ist schlicht verwirrt.«
    Honey überlegte, dass Steve wahrscheinlich recht hatte. Ken Pollock war einfach ein Spinner. Er hatte irgendwas von Leuten gefaselt, die da herumbuddelten, aber seine Erinnerungen waren sehr verworren gewesen. Honey hatte es nicht geschafft, sie in eine sinnvolle zeitliche Reihenfolge zu bringen.
    Er hatte die Theorie aufgestellt, dass irgendwelche Leute auf dem Feld mitten in der Nacht was ausgegraben hätten.
    »Die hatten Lampen«, hatte er erzählt, »und elektrische Maschinen, mit denen man Sachen aus dem Boden heben kann. Die haben gebrummt und manchmal so piepsende Geräusche gemacht.«
    Sie hatte keine Ahnung, was er damit gemeint haben könnte, und auch eingehende Nachfrage hatte sie nicht weitergebracht als bis zur Friedwiese, wo angeblich Pappsärge ausgegraben und dann erneut benutzt wurden. Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass das Leute, die sich Gedanken um Recycling machten, nicht weiter aufregen würde. Die Särge wurden ohnehin nur der Form halber geliefert.Die Leute waren einfach daran gewöhnt, in Kisten begraben zu werden, und nicht nur in ein Leichentuch gewickelt oder in ihren besten Sonntagsstaat gekleidet.
    Angemessen gekleidet und mit nichts als einer Taschenlampe bewaffnet, verließen Honey und Steve ihr Zimmer und flitzten die Treppe hinunter.
    Es war spät, und die Tische im Restaurant waren bereits fürs

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