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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Hochöfen meiner vier riesigen Krematorien alle vierundzwanzig Stunden lang ihren pestilenzialischen Qualm über die Gegend ausspeien würden. Doch ich hatte keine Zeit über solchen Erwägungen zu verlieren. Ich war ständig auf den Baustellen, und Elsie fing wieder an, sich zu beklagen, daß sie mich nicht mehr zu Hause sähe. In der Tat, ich ging früh um sieben weg und kam erst um zehn oder elf Uhr abends nach Hause, um mich dann in meinem Arbeitszimmer sofort aufs Feldbett zu werfen und einzuschlafen. Diese Anstrengungen trugen Früchte. Weihnachten '41 kam heran, und zwei Gebäude des großen Werkes waren schon genügend vorgeschritten, um mich hoffen zu lassen, sie rechtzeitig vollenden zu können. Doch ich ließ in meinen Anstrengungen nicht nach, und mitten in all den Sorgen, die mir die ständige Erweiterung der beiden Lager, die beinahe tägliche Ankunft neuer Transporte und die Disziplin der Allgemeinen SS machten (die mich mit immer mehr Bedauern an meine prächtigen Totenkopfkerle von einst denken ließ), fand ich doch jeden TagZeit, mehrmals auf den Baustellen zu erscheinen. Anfang Dezember wünschte mich einer meiner Lagerführer aus Birkenau, Hauptsturmführer Hagemann, zu sprechen. Ich ließ ihn sofort eintreten. Er grüßte, und ich ließ ihn Platz nehmen. Sein rotes Vollmondgesicht drückte Verlegenheit aus. "Sturmbannführer", sagte er mit keuchender Stimme, "ich habe. .. Ihnen. ..etwas zu sagen. ..Setzler betreffend. .."
    Ich wiederholte: "Setzler?"
    Ich hatte Überraschung gezeigt, und Hagemann sah gleich noch gedrückter aus. "Ganz richtig, Sturmbannführer. ..Da ich weiß. ..daß Obersturmführer Setzler nicht mir untersteht. ..sondern direkt Ihnen. .. wäre es. ..vielleicht in der Tat. ..richtiger. .."
    Er machte Miene, aufzustehen. "Ist es eine dienstliche Angelegenheit?"
    "Gewiß, Sturmbannführer."
    "In diesem Falle brauchen Sie keine Bedenken zu haben."
    '.Gewiß, Sturmbannführer, das habe ich mir schließlich auch gesagt. Andererseits ist es ziemlich heikel. ..Setzler"
    ( er schnaufte stärker) "ist mein persönlicher Freund. ..Ich schätze ihn wegen seiner künstlerischen Qualitäten. .."
    Ich sagte schroff: "Das spielt hier keine Rolle. Wenn Setzler einen Fehler begangen hat, ist es Ihre Pflicht, es mich wissen zu lassen."
    "Das habe ich mir auch gesagt, Sturmbannführer", sagte Hagemann. Er sah etwas erleichtert aus. "Natürlich", fuhr er fort, "tadele ich Setzler nicht persönlich. ..Er hat einen sehr schweren Dienst, und ich kann mir vorstellen, daß er Aufheiterung braucht. ..Aber trotzdem ist es ein Fehler. ..Gegenüber den Männern ist es bestimmt. ..wie soll ich sagen. ..ein ernster Mangel an Würde. .. Wohlverstanden, von seiten eines einfachen Scharführers wäre es nicht so von Bedeutung. ..aber bei einem Offizier. .."
    Er hob beide Hände, sein Vollmondgesicht nahm einen gewichtigen und beleidigten Ausdruck an, und er sagte fließend: "Darum habe ich gedacht, daß es richtig wäre, endlich. .."
    "Nun?"
    sagte ich ungeduldig. Hagemann steckte seine dicken Würstchenfinger zwischen Hals und Kragen und schaute nach dem Fenster hin. "Ich habe sagen hören. ..Natürlich, Sturmbannführer, habe ich mir nicht erlaubt. ..mich ohne Ihre Erlaubnis auf eine Untersuchung einzulassen. ..Setzler untersteht mir nicht. ..Indessen, Sie werden verstehen, ich habe keinerlei Zweifel. ..meinerseits. ..Kurz", keuchte er, "folgendes sind die Tatsachen. Wenn ein Transport sich vor der provisorischen Anlage auskleidet. ..läßt Setzler. ..natürlich ist er aus dienstlichen Gründen da. ..dagegen ist nichts zu sagen. .. kurz, er läßt ...ein jüdisches junges Mädchen beiseite treten. ..im allgemeinen die hübscheste. ..und wenn der ganze Transport drin ist. ..nimmt er das junge Mädchen mit. ..das Mädchen ist nackt, bedenken Sie. ..was die Sache noch weniger korrekt macht. ..er nimmt sie in einen Nebenraum mit. ..und da. .."
    Er steckte von neuem seinen Finger in den Kragen. ". ..da bindet er. ..ihre Handgelenke an zwei Stricke, die er an der Decke hat anbringen lassen. ..Ich habe die Stricke gesehen, Sturmbannführer. ..Kurz, das Mädchen ist nackt, es hängt mit den Handgelenken an Stricken. ..und Setzler schießt mit der Pistole auf das Mädchen. ..Wohlgemerkt, alle SS-Männer wissen Bescheid darüber.. ."
    Er keuchte und sah beleidigt und ganz unglücklich aus. ". ..sie hören die Schreie des Mädchens und die Schüsse. ..Und Setzler nimmt sich Zeit, sozusagen. .."
    Hagemann keuchte.

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