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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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"Notfalls, Sie verstehen, bei einem Scharführer. .."
    Ich drückte auf einen der Knöpfe meines Tischapparates, nahm den Hörer ab und sagte: "Sind Sie es, Setzler? Ich habe mit Ihnen zu sprechen."
    Hagemann sprang auf, auf seinem Vollmondgesicht malte sich Bestürzung. "Sturmbannführer, soll ich wirklich. ..in seiner Gegenwart ..."
    Ich sagte freundlich: "Sie können sich zurückziehen, Hagemann."
    Er grüßte hastig und ging hinaus. Eine Minute verstrich, und es klopfte. Ich rief: "Herein!"
    Setzler erschien, schloß die Tür und grüßte. Ich sah ihn fest an, und sein kahler Schädel fing an, rot zu werden. Ich sagte schroff: "Hören Sie zu, Setzler, ich will Ihnen keine Vorwürfe machen, und ich verlange von Ihnen keine Erklärungen. Aber wenn Sie bei der provisorischen Anlage im Dienst sind, ersuche ich Sie, außer im Fall einer Revolte, von Ihrer Pistole keinen Gebrauch zu machen."
    Er verfärbte sich. "Sturmbannführer. .."
    "Ich verlange von Ihnen keine Erklärungen, Setzler. Ich sehe einfach die fragliche Praxis als unvereinbar mit Ihrer Würde als Offizier an und befehle Ihnen, damit Schluß zu machen, das ist alles."
    Setzler strich sich mit seiner langen mageren Hand über den Schädel und sagte mit leiser, tonloser Stimme: "Ich tue das, um die Schreie der andern nicht zu hören."
    Er streckte den Kopf vor und setzte beschämt hinzu: "Ich kann nicht mehr."
    Ich stand auf. Ich wußte nicht, was ich denken sollte. Setzler fuhr fort: "Es ist vor allem dieser abscheuliche Geruch von verbranntem Fleisch. Ich habe ihn ständig um mich. Sogar nachts. Wenn ich

    aufwache, scheint mir, mein Kopfkissen sei verpestet. Selbstverständlich ist das nur eine Täuschung. .."
    Er hob wieder den Kopf und sagte, plötzlich aufbrausend: "Und die Schreie! Sobald man die Kristalle hineinwirft. ..Und die Schläge gegen die Wände! ...Ich konnte es nicht ertragen. Ich mußte irgend etwas tun."
    Ich sah Setzler an. Ich verstand ihn nicht. Meiner Meinung nach war sein Verhalten nur ein Gewebe von Widersprüchen. Ich sagte nachsichtig: "Hören Sie zu, Setzler, wenn Sie bloß Scharführer wären. ..Aber so begreifen Sie doch, Sie sind Offizier, das ist unmöglich, sicherlich sprechen die Männer unter sich darüber. .."
    Ich wandte den Kopf ab und setzte verlegen hinzu: ". ..Und wenn das Mädchen noch bekleidet gewesen wäre. .."
    Seine Stimme stieg plötzlich wieder an: "Aber Sie verstehen mich nicht, Sturmbannführer. ..Ich kann einfach nicht dort bleiben und sie heulen hören. .."
    Ich sagte schroff: "Da ist nichts zu verstehen. Sie dürfen das nicht tun."
    Setzler verbesserte seine Haltung, richtete sich auf und sagte mit fester Stimme: "Ist das ein Befehl, Sturmbannführer?"
    "Jawohl."
    Ein Schweigen entstand. Setzler stand unbeweglich stramm mit starrem Gesicht. "Sturmbannführer", sagte er mit neutraler, offizieller Stimme, "ich möchte Sie bitten, dem Reichsführer mein Gesuch um Versetzung zu einer Fronteinheit zu übermitteln."
    Ich war verblüfft. Ich blickte rasch weg und setzte mich. Ich nahm meinen Füllhalter und malte einige Kreuze auf meinen Notizblock. Nach einer Weile hob ich den Kopf und sah Setzler an. "Besteht eine Beziehung zwischen dem Befehl, den ich Ihnen eben erteilt habe, und dem Gesuch um Versetzung, das Sie mir zu überreichen gedenken?"
    Sein Blick glitt über mich hinweg, blieb auf der Schreibtischlampe haften, und leise sagte er: "Jawohl."
    Ich legte meinen Füller hin. "Selbstverständlich halte ich meinen Befehl aufrecht."
    Ich sah ihn fest an. "Was Ihr Gesuch um Versetzung angeht, so ist es meine Pflicht, es weiterzugeben, aber ich verhehle Ihnen nicht, daß ich es mit einer gegenteiligen Stellungnahme weitergeben werde."
    Setzler machte eine Bewegung, aber ich hob die Hand. "Setzler, Sie haben von Anfang an bei dieser ganzen Sache mit mir zusammengearbeitet. Sie allein haben außer mir die notwendige

    Fähigkeit, die provisorische Anlage zu leiten. Wenn Sie weggingen, müßte ich persönlich einen anderen Offizier anlernen und unterweisen."
    Ich fuhr lauter fort: "Ich habe dazu keine Zeit. Ich muß mich bis Juli ganz den Baustellen widmen."
    Ich stand auf. "Bis dahin sind Sie mir unentbehrlich."
    Es entstand ein Schweigen, dann setzte ich hinzu: "Zu diesem Zeitpunkt, wenn der Krieg noch andauert -was ich übrigens für unwahrscheinlich halte -, können Sie ein Gesuch einreichen. Ich werde es unterstützen."
    Ich schwieg. Setzler stand unbeweglich da, sein Gesicht war starr und eisig. Nach

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