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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Winter, he? ..."
    Im Büro brannte ein großes Holzfeuer, und vor dem Feuer saß oder vielmehr lag in einem kleinen Lehnstuhl, mit dem Hintern auf dem Sesselrand, Herr von Jeseritz, eine lange Pfeife in der Hand, seine langen gestiefelten Beine weit ausgestreckt. Er wandte den Kopf, seine blauen Augen blickten mich fest an, und er rief: "Nun?"
    Ich stand stramm und sagte: "Ja."
    Er erhob sich und stellte sich fest auf seine Beine. Das erstaunte mich. Bisher hatte ich ihn immer nur zu Pferde gesehen. "Hast du es dir gut überlegt?"
    "Jawohl, Herr Oberst."
    Er ging auf und ab und sog an seiner Pfeife. "Glaubst du, daß es dir gelingen wird?"
    sagte er mit verhaltener Stimme. "Jawohl, Herr Oberst, wenn es mir gelingt, den Damm auszubessern. Er hat eine Lücke von vier Metern."
    Er blieb plötzlich stehen und sah mich scharf an. "Woher weißt du, daß sie vier Meter lang ist?"
    "Ich bin ins Wasser hineingestiegen."
    "Und eine andere Lücke gibt es nicht?"
    "Nein, Herr Oberst."
    Er nahm seinen Marsch wieder auf. "Das ist nicht so schlimm, wie ich glaubte."
    Er blieb, stehen und kratzte sich mit dem Mundstück seiner Pfeife hinter dem Ohr . "Also du bist ins Wasser gegangen?"
    "Jawohl, Herr Oberst."
    Er sah mich zufrieden an. "Na, du bist der erste, der auf diesen Gedanken gekommen ist."
    Er setzte sich, legte seine Beine aneinander und streckte sie aus. "Und dann?"

    "Dann, Herr Oberst, müßte man die beiden tiefer liegenden Wiesen trockenlegen. Was die drei andern angeht, würde es genügen, sie zu säubern und die Vertiefungen auszufüllen."
    "Kannst du den Stall und das Haus selber ausbessern?"
    "Jawohl, Herr Oberst."
    Ein Schweigen trat ein. Er stand auf, lehnte sich an den Kamin und sagte: "Hör jetzt gut zu!"
    "Jawohl, Herr Oberst."
    "Für mich bedeuten ein paar Pferde dort nichts. Das zählt überhaupt nicht mit. Was wichtig ist. ..", er machte eine Pause, stellte sich breitbeinig hin und sagte: ". ..das ist, daß ein Stück deutschen Bodens der Kultur zurückgewonnen wird, und daß eine deutsche Familie davon lebt. Verstanden?"
    Ich antwortete nicht sofort. Ich war verblüfft, ihn von einer Familie reden zu hören, da er das Gut doch mir anvertrauen wollte Er wiederholte ungeduldig: "Verstanden?"
    Ich sagte: "Jawohl, Herr Oberst."
    "Gut. Du fängst morgen an. Georg wird dir die Leute mitgeben und alles, was nötig ist. Das ist also abgemacht?"
    "Jawohl, Herr Oberst."
    "Gut. Aber denk daran: Sobald du im Bruch eingezogen bist, gibt es keinen Pfennig. Selbst wenn du vor Hunger krepierst, keinen Pfennig! Was auch kommen mag, keinen Pfennig!"
    Ich brauchte ein Jahr, um die Arbeit durchzuführen, die ich übernommen hatte. Sogar in der Armee hatte ich keine härtere Zeit erlebt. Es waren unglaubliche Lebensbedingungen, und es bestätigte sich mir, was ich schon in Kurland bemerkt hatte: Man findet sich mit der Hitze ab, und man findet sich mit der Kälte ab, aber niemals gewöhnt man sich an den Schlamm. Der Damm machte uns viel Mühe. Wir waren kaum mit der Ausbesserung fertig, als er an einer anderen Stelle weggespült wurde. Dann folgten vom Oktober an unaufhörlich Unwetter, und wir arbeiteten den ganzen Tag mit den Füßen im Teich stehend und den Körper vom Regen gepeitscht. Trocken waren wir nur abends. Wir schliefen auf den Fliesen des Hauses unter Pferdedecken. Das Dach hatten wir ausgebessert, aber der Kamin hatte so schlechten Zug, daß wir die Wahl hatten, entweder vor Kälte zu schlottern oder vom Rauch erstickt zu werden. Dennoch wurde der Damm fester, aber ich erkannte, daß die Festigkeit immer nur scheinbar sein würde und daß man in der Folge ständig darüber würde wachen müssen. Ich hatte auch Schwierigkeiten mit meinen Gehilfen. Sie beklagten sich, sie würden zu derb angefaßt. Ich bat Jeseritz, einen von ihnen als warnendes Beispiel zu entlassen, und nachher hatte ich keinen Verdruß mehr. Doch der Mann, den man mir als Ersatz gab, kriegte eine Lungenentzündung und mußte von sich aus weggehen. Ich selbst hatte einen ziemlich schweren Malariaanfall, der mich einige Tage niederwarf, und zweimal wäre ich beinahe versunken.

    Endlich kam der Tag, an dem ich Jeseritz mitteilen konnte, daß das Gut wieder instand sei. Als ich sein Büro betrat, traf ich dort den alten Wilhelm. Er winkte mir freundschaftlich zu, und ich war darüber so erstaunt, daß ich den Gruß nicht erwiderte. Der alte Wilhelm war ein Pächter des Herrn von Jeseritz, und im allgemeinen hielten sich die Pächter für so hoch

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