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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Präsidentschaftswahl folgten, die Partei viele Stimmen verloren hätte. Daraufhin gebot ich ihr streng zu schweigen, denn ich konnte nicht dulden, daß sie auch nur einen einzigen Augenblick den Erfolg der Bewegung in Zweifel zog. Der Erfolg, den ich damals mit mehr Gläubigkeit als Überzeugung berief, kam früher, als ich zu hoffen gewagt hätte. Seit jener Unterredung war noch kein Monat verflossen, als der Führer Reichskanzler wurde und einige Wochen später die Partei, indem sie jeden Widerstand brach oder niederwarf, sich in den alleinigen Besitz der Macht setzte.

1934
    Im Juni erhielt ich Befehl, mich mit meiner Abteilung nach S. zu begeben, um an einer Parade der SS-Reiter teilzunehmen. Der Aufmarsch durch die mit Hakenkreuzfahnen geschmückten Straßen rollte planmäßig ab, in prachtvoller Ordnung und unter beispielhafter Begeisterung der Bevölkerung. Nachdem Himmler uns eingehend inspiziert hatte, hielt er eine Rede, die auf mich tiefen Eindruck machte. Um die Wahrheit zu sagen, die Gedanken, die er vortrug, waren mir wie jedem SS-Mann seit langem vertraut. Aber sie bei dieser feierlichen Veranstaltung aus dem Munde des Reichsführers selbst zu hören, erschien mir als eine schlagende Bestätigung ihrer Wahrheit. Der Reichsführer erinnerte zunächst an die für die SS und die Partei schweren Monate, die der Machtergreifung vorausgegangen waren, als uns die Leute den Rücken zukehrten und viele der Unseren im Gefängnis saßen. Aber Gott sei Dank hätten die Bewegung und die SS-Männer die Prüfung bestanden. Und jetzt hätte die Willensäußerung Deutschlands uns den Sieg geschenkt. Der Sieg, beteuerte feierlich der Reichsführer, würde und dürfe an der geistigen Haltung des Schwarzen Korps nichts ändern. Die SS-Männer würden in den sonnigen Tagen bleiben, was sie im Sturm gewesen wären: Soldaten, die nur die Ehre begeistere. Jederzeit, fügte er hinzu, und schon in der weit zurückliegenden Epoche der Deutschritter, wäre die Ehre als das höchste Ideal des Soldaten angesehen worden. Aber damals wußte man schlecht, was Ehre war. Und in der Praxis wäre es für die Soldaten oft schwierig, zwischen mehreren Wegen den zu wählen, der ihnen als der ehrenhafteste erschien. Diese Schwierigkeiten, sei der Reichsführer glücklich, sagen zu können, beständen für die SS-Männer nicht mehr. Unser Führer Adolf Hitler hätte ein für allemal die Ehre der SS definiert. Er hätte aus dieser Definition den Wahlspruch seiner Elitetruppe gemacht: Deine Ehre, habe er gesagt, heißt Treue. Infolgedessen sei von nun an alles ganz einfach und klar. Man brauche sich keine Gewissensfragen mehr vorzulegen. Es genüge, einfach treu zu sein, das heiße: zu gehorchen. Unsere Pflicht, unsere Pflicht, unsere einzige Pflicht sei es, zu gehorchen. Und dank diesem unbedingten Gehorsam, der dem wahren Geist des Schwarzen Korps entspreche, wären wir sicher, uns nie mehr zu täuschen, stets auf dem rechten Wege zu sein und unerschütterlich in guten und in schlechten Tagen dem ewigen Grundsatz zu folgen: Deutschland, Deutschland über alles.

    Nach seiner Rede empfing Himmler die Führer der Partei und der 55. Bei meinem bescheidenen Dienstgrad war ich überrascht, als er mich rufen ließ. Er stand in einem Empfangsraum des Rathauses hinter einem großen leeren Tisch. "Oberscharführer Lang. Sie haben an der Hinrichtung Kadows teilgenommen ? "
    "Jawohl, Reichsführer."
    "Sie haben fünf Jahre im Gefängnis Dachau zugebracht?"
    "Jawohl, Reichsführer."
    "Und vorher waren Sie in der Türkei?"
    "Jawohl, Reichsführer."
    "Als Unteroffizier?"
    "Jawohl, Reichsführer."
    "Sie sind Waise?"
    "Jawohl, Reichsführer."
    Ich war enttäuscht und höchst erstaunt. Himmler erinnerte sich genau meiner Karteikarte, aber er erinnerte sich nicht mehr, daß er sich ihrer schon einmal bedient hatte. Es entstand ein Schweigen, er sah mich prüfend an und fuhr dann fort: "Ich habe Sie vor zwei Jahren bei Oberst Baron von Jeseritz getroffen?"
    "Jawohl, Reichsführer."
    "Oberst Baron von Jeseritz beschäftigt Sie als Pächter?"
    "Jawohl, Reichsführer."
    Plötzlich blitzte sein Kneifer auf, und er fragte mit harter Stimme: "Und ich habe Ihnen schon einmal alle diese Fragen gestellt?"
    Ich stammelte: "Jawohl, Reichsführer."
    Sein Blick durchbohrte mich. Und Sie denken, daß ich mich nicht mehr daran erinnere?"
    Ich brachte mit Anstrengung heraus: .Jawohl, Reichsführer."
    "Sie haben unrecht."
    Mein Herz klopfte, ich straffte mich so, daß mir alle

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