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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Zwei Monate vorher hatte die Polizei im Fall eines SA-Mannes, der in ähnliche Umstände verwickelt gewesen war, einen Beweis von Strenge gegeben, und ihre nachgiebigere Haltung in unserm Fall stand offensichtlich im Zusammenhang mit dem triumphalen Erfolg des Führers, der vierzehn Tage zuvor bei der Präsidentschaftswahl mit dem großartigen Ergebnis von vierzehn Millionen Stimmen unmittelbar auf den Marschall Hindenburg folgte. Ich überlegte mir, daß, wenn der Tod Herzfelds vor der Wahl erfolgt wäre, die Polizei wahrscheinlich die Sache weiterverfolgt hätte, in welchem Falle es zu einem Prozeß und ich ins Gefängnis gekommen wäre. Soweit es mich betraf, war ich bereit, abermals jede, gleichviel welche, Prüfung für eine gerechte Sache auf mich zu nehmen, aber ich fragte mich besorgt, was meine Frau in diesem Fall angefangen hätte, allein auf einem Gut mit drei kleinen Kindern. Vom alten Wilhelm hätte sie sicher nichts zu erwarten gehabt, und Jeseritz kannte ich zu gut, um hoffen zu können, daß er von seinem Entschluß abgegangen wäre, uns mit keinem Pfennig zu helfen, was auch immer geschehe.
    Elsie fühlte wohl, daß in mir etwas vorging, und stellte mir unaufhörlich Fragen, die zu beantworten ich mich hütete. Aber in Wirklichkeit bereitete mir das alles große Sorge. Mitunter war ich sogar schwach genug, mir auszumalen, welche Erleichterung es für mich sein würde, in einer Gegend Arbeit zu finden, wo meine frühere politische Tätigkeit nicht bekannt war und die Führer der Partei mich folglich in Ruhe lassen würden. Aber ich wurde mir darüber klar, daß dies reine Kinderei von mir war. Im damaligen Deutschland war es fast unmöglich, Arbeit zu finden, und ich wußte sehr gut, daß, wenn ich kein wegen seiner Treue bekannter Kämpfer gewesen wäre, die Partei mich niemals an Herrn von Jeseritz empfohlen und Jeseritz mich nie eingestellt noch in der Folge mir einen Pachthof anvertraut hätte. Es gelang mir, nicht ohne große Mühe, die Reiterabteilung auf die Beine zu bringen, die Himmler mir aufzustellen befohlen hatte. Mit voller Billigung meiner Männer schickte ich an Himmler über jeden ein Aktenstück für die SS-Anwartschaft. Diese Akten hatten Zeit beansprucht, und ich hatte mir viel Mühe gegeben, besonders bei der Aufstellung der Ahnentafeln, die ich selbst mit peinlicher Genauigkeit bei den Standesämtern erforscht hatte und bei denen ich soweit wie möglich zurückgegangen war, da ich wußte, welche Wichtigkeit die Partei bei der Rekrutierung der SS der rassischen Reinheit beimaß. Indessen hatte ich in einem Nachtrag zu meinem Bericht vermerkt, ich hätte es nicht für richtig gehalten, den Aktenstücken meiner Männer eins über mich beizufügen, denn ich wüßte, daß ich leider die verlangten körperlichen Bedingungen nicht erfüllte. Die SS verlangte in der Tat, daß die Anwärter eine Mindestgröße von ein Meter achtzig hätten, und in dieser Hinsicht wenigstens kam ich überhaupt nicht in Frage. Genau am 12. Dezember erhielt ich die Antwort Himmlers. Er nahm die vorgeschlagenen Bewerber auf, beglückwünschte mich zu der Sorgfalt, die ich auf die Abfassung der Aktenstücke verwandt hätte und teilte mir mit, daß er sich in Erwägung der geleisteten Dienste entschlossen habe, hinsichtlich der geforderten Körpermaße zu meinen Gunsten eine Ausnahme zu machen, und daß er mich in die Elitetruppe des Führers als Oberscharführer aufnähme. Ich stand am Küchentisch, die Zeilen des Himmlerschen Briefes tanzten vor meinen Augen, mein ganzes Leben schlug eine neue Richtung ein. Ich hatte große Mühe, Elsie begreiflich zu machen, welch unverhofftes Glück es für mich wäre, in die SS aufgenommen zu sein. Und wir hatten darüber zum erstenmal in unserm gemeinsamen Leben einige ziemlich lebhafte Auseinandersetzungen, besonders als ich das so streng für das eigene Gut gesparte Geld angreifen mußte, um mir eine Uniform machen zu lassen. Ich erklärte Elsie mit viel Geduld, daß der Gedanke, sich anzukaufen, jetzt überholt sei, daß ich, richtig besehen, niemals eine andere Berufung in mir gefühlt hätte als das Waffenhandwerk und daß ich die mir gebotene Gelegenheit, es wieder aufzunehmen, ergreifen müßte. Sie wandte ein, daß die SS nicht das Heer sei, daß ich außerdem keinen Sold erhielte, daß vor allem niemand behaupten könnte, der Sieg der Partei sei sicher, sondern daß tatsächlich, ich hätte es doch selbst zugegeben, bei den Wahlen, die auf die

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