Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
ungerade Zahlen gibt es zwischen eins und einundzwanzig einschließlich?«
    »Rund zehn, grob gerechnet. Also müßten es alles in allem elf sein.«
    Morse grinste. »Schreiben Sie sie mal auf.«
    Lewis zückte sein Notizbuch: 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21. Dann zählte er.
    »Stimmt. Es sind elf, Sir.«
    »Aber es sind nur zehn Häuser, Lewis.«
    »Ich verstehe nicht ganz …«
    »Überlegen Sie mal. In Hotels und auch bei Hausnummern wird ziemlich oft eine Zahl ausgelassen.«
    Lewis ging ein Licht auf. »Die Dreizehn!«
    »Genau. Wußten Sie, daß es in Frankreich Leute gab, die sich ›Vierzehner‹ nannten und die davon lebten, zu Diners zu gehen, bei denen dreizehn Gäste zu Tisch saßen?«
    »Woher wissen Sie bloß immer solche Sachen?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich diese Geschichte auf einer Streichholzschachtel in einem Pub in Grimsby gelesen. Sehr bildend, was alles so auf Streichholzschachteln steht.«
    »Aber was hat das alles mit unserem Fall zu tun?«
    Morse griff sich Lewis’ Notizbuch und klammerte die siebte Zahl ein. Dann setzte er unter die ersten Zahlen einen Pfeil, der von links nach rechts zeigte.
    »Wenn Sie ab Nummer 1 hinten an den Häusern entlanggehen würden … das Wahlergebnis dürfte ihr übrigens nicht geschmeckt haben … Am besten probieren wir es gleich mal aus.«
    Sie gingen zur Hinterseite der Häuserzeile, wo (wie wir wissen) etliche Gartentore lädiert, wenn auch nicht allzu ernsthaft beschädigt waren.
    »So, jetzt nehmen Sie sich Ihre Liste vor, Lewis, und machen Sie einen Kringel um die Gartentore, die keine Hausnummer haben.«
    Am Ende der Häuserzeile sah Lewis’ Liste wie folgt aus:
     
    1 3 5 (7) 9 11 [13] (15) (17) 19 (21)
     
    »Wie Sie sehen«, sagte Morse, »nehmen die mutwilligen Zerstörungen zu, je mehr wir in die Straße hineingehen, das heißt, je weiter wir uns von der Hauptstraße entfernen.«
    »Ja.«
    »So, und nun stellen Sie sich die Szene vor. Sie gehen, mit einem Revolver bewaffnet, im Halbdunkel hier entlang. Sie wissen, zu welcher Hausnummer Sie wollen. Sie wissen auch, daß dort morgens gegen sieben gefrühstückt wird. Sie brauchen nur ans Küchenfenster zu klopfen, zu warten, bis Sie hinter dem dünnen Rollo den Umriß eines Kopfes mit einem typischen Kennzeichen sehen, nämlich einem Pferdeschwanz. Sie sehen Nummer 11, Sie gehen ein Haus weiter, zu Nummer 13, wie Sie glauben , also muß das nächste Haus Nummer 15 sein. Und tatsächlich – da ist der Schatten mit dem Pferdeschwanz. Sie drücken ab – und das war’s, Lewis. Der Sensenmann läßt grüßen. Aber Sie haben einen großen Fehler begangen, denn das Opfer, auf das Sie es abgesehen hatten, wohnt in Nummer 15 und nicht in Nummer 17!«
    »Demnach«, sagte Lewis langsam, »hat der- oder diejenige dort vor dem Küchenfenster gedacht, er oder sie schießt …«
    Morse nickte düster. »… nicht auf Rachel James, sondern auf Ge o ffrey Owens .«

24
     
    Herren, denen das Vorrecht zugesprochen wurde,
    nach ihrem Namen BA zu blöken.
    (D. S. MacColl)
     
    Der Senior Common Room des Lonsdale College ist relativ klein und wirkt deshalb intimer als andere, weitläufigere Räume dieser Art in den größeren Colleges von Oxford. Er ist durchgehend in wunderschön gemaserter heller Eiche getäfelt, und die hellbraunen Ledersofas und Sessel passen sich dieser Farbgebung harmonisch an. Auf den Glasplatten der Beistelltische liegen fast alle überregionalen Tageszeitungen aus, auch die Sun und der Mirror, und meist sind es diese Boulevardblätter, nach denen die meisten Professoren zuerst greifen, um sie zuweilen sogar gründlich zu studieren.
    Am Abend des 23. Februar, einem Freitag (19.00 für 19.30 Uhr), herrschte hier erhebliches Gedränge. Die Professoren hatten sich in Begleitung von Ehefrauen, Partnerinnen und Freunden zu einem der viermal im Trimester vom College veranstalteten Gastabende zusammengefunden. An der Tür hatte sich ein Hausdiener in weißer Jacke mit einem silbernen Tablett postiert, auf dem schön geschliffene Sherrygläser standen. Sie enthielten entweder den hellbernsteinfarbenen »trockenen« Sherry oder die durch ein dunkleres Braun gekennzeichnete Sorte »Medium«, denn in diesen Kreisen ging man davon aus, daß niemand den umbrafarbenen »süßen« Sherry verlangen würde.
    Jasper Bradley, der sich für diesen Abend in seinen Talar geworfen hatte, nahm ein Glas trockenen Sherry, leerte es in einem Zug, setzte es wieder aufs Tablett und griff noch einmal

Weitere Kostenlose Bücher