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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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halte.«
    Strange drohte ihm mit einem dicken Zeigefinger.
    »›Meist‹ reicht mir diesmal nicht, Morse. Sie – halten – sich – an – die – Vorschriften, ist das klar?«
     
    Mit schweren Schritten ging Morse zurück in sein Büro, wo ein auffällig frisch wirkender Lewis ihn erwartete.
    »Alles glattgegangen beim Super?«
    »Ja. Ich hab ihm von unseren neuesten Überlegungen erzählt …«
    » Ihren neuesten Überlegungen.«
    »Er hat Verständnis für unser Problem und möchte nur nicht, daß wir die Regeln allzu großzügig auslegen.«
    »Wie geht’s also weiter?«
    »Holen Sie mir erst was zu trinken, ja?«
    »Kaffee?«
    Morse überlegte. »Ein Glas echten, bleifreien Orangensaft. Mit Eis.«
     
    »Wie geht’s also weiter?« wiederholte Lewis fünf Minuten später.
    »Das weiß ich noch nicht genau. Aber wenn es tatsächlich so was wie ein Auftragsmord war, muß Owens damit gedroht haben, jemanden bloßzustellen. Und wenn das so ist …«
    »Ein bißchen zu viele ›wenns‹, Sir.«
    »Und wenn das so ist, Lewis, muß er irgendwo Beweismaterial haben. Wichtiges, schwer belastendes Material, Zeitungsausschnitte oder Briefe oder Fotos oder dergleichen. Und er muß sich seiner Fakten ziemlich sicher gewesen sein, wenn er versucht hat, mit seinen Enthüllungen Geld oder Vergünstigungen zu erpressen. Ich denke mir, daß er an dieses Material hauptsächlich durch seine journalistische Arbeit gekommen ist, meinen Sie nicht auch? Sexskandale oder ähnliches.«
    »Klingt einleuchtend.«
    »Und deshalb geht es jetzt folgendermaßen weiter. Sie gehen so bald wie möglich zu dem höchsten dieser Zeitungsbosse und lassen sich die Personalunterlagen zeigen: Zeugnisse, Lebenslauf, Referenzen, frühere Anstellungen, interne Beurteilungen, Kommentare …«
    »Klatsch?«
    »Was Sie kriegen können.«
    »Ich denke, wir sollen die Regeln nicht allzu großzügig auslegen.«
    »Tun wir ja auch nicht. Vergessen Sie nie, daß wir es mit einem Mordfall zu tun haben, Lewis. Die Öffentlichkeit ist verpflichtet, uns bei unseren Ermittlungen zu unterstützen.«
    »Hoffentlich ist der Zeitungsboss auch Ihrer Meinung.«
    »Ist er«, sagte Morse etwas verlegen. »Ich habe ihn angerufen, als Sie in der Kantine waren. Er möchte nur, daß wir es unauffällig machen und die Sache unter der Decke halten. Owens arbeitet nur jeden zweiten Samstag, und diesen Samstag hat er frei.«
    »Sie wollen das nicht selber übernehmen?«
    »Es geht nicht ums Wollen, Lewis, aber Sie machen diese Sachen so viel besser als ich.«
    Halb besänftigt fuhr Lewis fort: »Und wenn sich irgendwas Wichtiges ergibt, gehe ich der Sache nach und gebe Ihnen Bescheid, ja?«
    »Nur eins noch, Lewis. Owens hat mir gesagt, daß er als Berufsanfänger eine ganze Weile in Soho gearbeitet hat. Falls sich aus diesem Zeitraum etwas Verdächtiges oder Interessantes ergeben sollte …«
    »… würden Sie das gern selber recherchieren.«
    »Genau. Auf diesem Gebiet kenne ich mich nämlich besser aus als Sie.«
    »Was haben Sie denn heute auf dem Programm?«
    »Eine ganze Menge.«
    »Zum Beispiel?« Lewis sah erwartungsvoll hoch.
    »Zunächst hat sich unheimlich viel Papierkram angesammelt. Und es ist mal wieder höchste Zeit für die Ablage. Wäre nett, wenn Sie mir da ein bißchen zur Hand gehen könnten – nachdem Sie mir noch einen Orangensaft geholt haben. Und sagen Sie dem Mädchen, sie soll ihn diesmal nicht so stark verdünnen. Und vielleicht noch ein, zwei Eiswürfel zugeben.«
    Lewis ließ nicht locker. »Und dann?«
    »Und dann begebe ich mich in ein Lokal in Cutteslowe, wo ich versuchen werde, bei einem Pint weiter an meinen Überlegungen zu stricken. Und wo ich mich mit einem alten Bekannten verabredet habe, der uns vielleicht behilflich sein kann.«
    »Und wer ist der Mann, Sir?«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Doch nicht …«
    »Wo bleibt mein Orangensaft, Lewis?«

26
     
    Maria : Nein, ich hab nur einen mäßigen Mittelschulabschluß – und die Schildkröte natürlich. Aber ich bin wegen gewisser anderer Fertigkeiten ziemlich bekannt.
    Richter: Bekannt bei wem, wenn ich fragen darf?
    Maria : Also zunächst mal bei der Polizei.
    (Diana Doherty, The Retrial of Maria Macmillan )
     
    Zehn vor zwölf saß Morse vor einem Pint Brakspear. Der Chief Inspector hatte viele Fehler, aber Unpünktlichkeit konnte man ihm nicht nachsagen. Er war zehn Minuten zu früh dran.
    JJ, ein schmächtiger Mittvierziger von unauffälligem Äußeren, betrat fünf Minuten später das

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