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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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den Brief und blieb stumm.
    »Ich hab offenbar nicht viel Glück bei den Damen …«, stellte Morse fest.
    »Den Anhänger trägt sie aber offenbar noch.«
    »Das will ich hoffen.« Morse hätte vielleicht noch mehr gesagt, aber in diesem Moment klopfte es, und Constable Learoyd erschien auf der Bildfläche.
    Morse übergab ihm die Zeitungsausschnitte über Lord Hardiman und das Foto und umriß Learoyds Auftrag.
    »Sie werden versuchen, soviel wie möglich herauszubekommen. Sehr vielversprechend sieht es nicht aus, ich weiß. Heutzutage ist für einen Erpresser mit so was nicht viel zu holen, aber Owens war offenbar anderer Meinung, und das ist der springende Punkt. Uns interessiert nicht, wie oft Seine Lordschaft sich im Puff vergnügt hat, sondern welcher Art seine Verbindung zu Owens ist.«
    Learoyd nickte zum Zeichen, daß er verstanden hatte, wirkte aber nicht sehr glücklich.
    »Also dann viel Erfolg.«
    Learoyd zögerte. »Wo könnte ich anfangen, Sir – was meinen Sie?«
    Morse verdrehte die Augen. »Sie könnten sich zum Beispiel Debrett ’ s Peerage zur Hand nehmen und Seine Lordschaft dort nachschlagen, damit Sie zumindest wissen, wo er wohnt.«
    »Und wo finde ich den Debret t ?«
    »Versuchen Sie’s mal in dem großen Haus im Zentrum von Oxford, am Bonn Square, vielleicht haben Sie schon mal davon gehört. Es nennt sich Zentralbibliothek.«
    Der zweite Vorgang in dem Aktenordner war, wie Lewis heute vormittag bereits festgestellt hatte, überholt. Die Anwaltskanzlei in Cheltenham war 1992 aufgelöst worden, die Mandanten waren in alle Winde verstreut und nicht mehr zu erreichen.
     
    Vorgang Nummer drei wurde den gewaltigen Pranken von Constable Elton anvertraut, der das Zimmer wieder verließ, kaum daß er hereingekommen war, nachdem er kurz und kommentarlos den fülligen Pädophilen aus St. Albans gemustert hatte.
    »Lassen Sie mich nur machen, Sir.«
    »Außerdem können Sie sich hier mal umsehen.« Morse übergab ihm die Dokumentation zu Vorgang vier – die Abrechnungen der Firma für chirurgische Instrumente in Croydon.
    »Guter Mann«, bemerkte Lewis, nachdem die Tür sich hinter Constable Eltons breitem Rücken geschlossen hatte.
    »Mir ist Learoyd zehnmal lieber«, erklärte Morse überraschend. »Wenigstens hatte er so viel Grips, ein paar dämliche Fragen zu stellen.«
    »Da kann ich Ihnen nicht ganz folgen, Sir.«
    »Würden Sie nicht ein paar Ratschläge haben wollen, bevor Sie zu einem Unternehmen gehen, das chirurgische Instrumente verkauft? Bei Elton mit seinem Bierbauch denken die Leute wahrscheinlich, er will ein Bruchband erstehen.«
    Lewis widersprach nicht.
    Aber er wußte es besser.
     
    Auch Vorgang fünf war nach den Ermittlungen des Sergeant überholt. Die Adresse, die Owens auf den Brief geschrieben hatte, war die eines Heims für geistig Behinderte in Wimbledon. Eine Überprüfung des Sozialamts hatte krasse und fahrlässige Versäumnisse aufgedeckt, seit zwei Jahren war die Einrichtung geschlossen, Geschäftsführung und Pflegepersonal waren anderweitig beschäftigt oder freigestellt.
    Allerdings war seitens der Staatsanwaltschaft keine Anklage erhoben worden.
    »Die hätten da wahrscheinlich auf verlorenem Posten gestanden«, mutmaßte Lewis.
    Morse nickte zustimmend. »Auf verlorenem Posten«, wiederholte er nachdenklich. »Einer dieser Ausdrücke aus der militärischen Terminologie, mit denen unsere Sprache durchsetzt ist. ›Es ist nicht zu leugnen, daß der Krieg ein Übel ist, aber er läßt sich nicht vermeiden.‹ Das hat ein Deutscher gesagt, Lewis. Friedrich der Große, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Hochinteressant, Sir.«
    Morse vertiefte sich, ohne auf den ironischen Ton seines Sergeant einzugehen, erneut in die vier Buchstabenpaare, die zu Vorgang sechs gehörten:
     
    AM √ DC √ JS √ CB
     
    von denen die ersten drei mit rotem Kugelschreiber abgehakt waren.
    »Was meinen Sie?« fragte Lewis.
    »JS heißt natürlich Jonathan Swift. Über den habe ich erst gestern mit dem Super gesprochen.«
    »Julian Storrs?«
    Morse lächelte. »Vielleicht sind es alles Professoren vom Lonsdale.«
    »Ich kümmere mich drum.«
    »Bleiben also Vorgang sieben und acht, die ich beide in Ihre fähigen Hände lege, Lewis. Und mein kleiner Auftrag in Soho, Vorgang neun.«
    »Kaffee, Sir?«
    »Orangensaft. Mit Eis.«
     
    Nachdem Lewis das Zimmer verlassen hatte, las Morse tief verletzt Ellies Brief noch einmal und überlegte, ob es den Menschen im klassischen Altertum wohl

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