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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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einer dieser Kabinen, in denen man vier Farbaufnahmen in vier Minuten kriegt. Damit sie das Bild mit sich herumtragen kann wie manche Mädchen die Bilder von Popstars.«
    Storrs nickte. »Raffinierte Idee. Schade, daß ich darauf nicht gekommen bin. Äh – darf ich Sie etwas fragen?«
    »Ja?«
    »Warum sind Sie immer noch Sergeant?«
    Lewis konterte mit einer Gegenfrage:
    »Wie ich höre, kandidieren Sie als neuer Master von Lonsdale?«
    »Ja. Und deshalb werden Sie verstehen, weshalb diese ganze Sache …«
    »Ja, natürlich.«
    Storrs’ Gesicht erhellte sich.
    »Wir sind nur zu zweit. Dr. Cornford – Denis Cornford – und ich. Möge der Bessere gewinnen«, sagte er so beiläufig, als ginge es um eine Scrabblemeisterschaft. Dann rief er Angie, seine Frau, ins Zimmer.

35
     
    Vor der Ehe halte die Augen weit offen, danach halb geschlossen.
    (Benjamin Franklin, Poor Richard’s Almanack )
     
    Am Abend ballten sich tintenschwarze Wolken über Oxford, der Wetterbericht hatte starke Regenfälle vorausgesagt, und die meisten Passanten auf der Broad Street oder um den Radcliffe Square herum hatten sich mit Regenmänteln und Schirmen gewappnet. Es waren hauptsächlich Studenten, die zum Abendessen die Refektorien ihrer Colleges ansteuerten. Unzählige Studenten vor ihnen waren an den gleichen vertrauten Bauwerken vorbei über die gleichen Straßen gegangen, waren später zu ähnlichen Unterkünften wie den heutigen zurückgekehrt und hatten dort noch für den nächsten Tag gearbeitet, an dem sie dann ähnliche Vorlesungen wie heutzutage gehört hatten. Sofern es sich nicht gerade um Studierende der Physik oder ähnlicher Disziplinen handelte, in denen bahnbrechende Erfindungen ebenso zur Tagesordnung gehören wie die falschen Vorhersagen im täglichen Wetterbericht.
    An diesem Abend allerdings war die Vorhersage überraschend genau. Um 18.45 Uhr setzte der Regen ein.
    Denis Cornford sah aus dem Fenster auf die Holywell Street hinaus, wo die Regentropfen wie Pfeilspitzen auf die Fahrbahn schlugen, St. Peter’s (Abendessen, 19.00 bis 19.30 Uhr) war nur etwa zehn Minuten zu Fuß entfernt, aber bis er in diesem Wolkenbruch dort ankam, wäre er bis auf die Haut durchnäßt.
    »Was meinst du, mein Herz?«
    »Warte noch fünf Minuten ab. Wenn das so weitergeht, würde ich an deiner Stelle ein Taxi nehmen. Zeit genug hast du.«
    »Was wirst du inzwischen machen?« fragte er.
    »Ich glaube kaum, daß ich mich sehr weit aus dem Haus wagen werde«, sagte sie sanft, und er konnte aus ihrer Stimme keine Ironie heraushören. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern, während er entschlossen durch die regennassen Scheiben sah.
    »Denis?«
    »Ja?«
    »Willst du wirklich unbedingt Master werden?«
    Er wandte sich um und sah ihr in die aufregenden Augen mit den kleinen weißen Lichtern in der Iris. Augen, denen es schon immer gelungen war, die Männer zu fesseln. Augen, die unzählige Kapitulationen mit angesehen hatten.
    »Ja, Shelly. Ich bin darauf vielleicht nicht ganz so versessen wie Julian, aber ich wünsche es mir sehr.«
    »Was würdest du dafür geben, Master zu werden?«
    »Fast alles.«
    »Würdest du deine Arbeit dafür hergeben?«
    »Das müßte ich wohl oder übel ohnehin tun, aber ich würde sie nur gegen andere Aufgaben eintauschen.«
    »Würdest du mich hergeben?«
    Er nahm sie in die Arme. »Aber natürlich!«
    »Das meinst du doch nicht …?«
    Er küßte sie zärtlich und mit ungewohnter Leidenschaft auf den Mund.
    Wenige Minuten später standen sie Arm in Arm am Fenster und sahen in den stetig rauschenden Regen hinaus.
    »Ich rufe ein Taxi«, sagte Shelly Cornford.
     
    Am Montag war die Professorenseite beim Abendessen meist eher dürftig vertreten, aber Roy Porter würde da sein, das wußte Angela Storrs. Roy Porter war fast immer da. Sie rief ihn um 18.55 Uhr zu Hause an.
    »Roy?«
    »Angela! Wie schön, deine wunderbare Stimme zu hören.«
    »Wenn man ein bestimmtes Ziel hat, ist es mit Süßholzraspeln nicht getan.«
    »Aber es ist immerhin ein Anfang.«
    »Bist du heute abend beim Essen?«
    »Ja.«
    »Hättest du Lust, hinterher hier vorbeizukommen und eine einsame alte Frau aufzuheitern?«
    »Wo steckt denn Julian?«
    »Bei einer Podiumsdiskussion an der Uni von Reading.«
    »Soll ich eine Flasche mitbringen?«
    »Wir haben hier genug davon.«
    »Na wunderbar …«
    »Gegen neun?«
    »Ja. Möchtest du etwas mit mir besprechen, Angela, oder geht es nur …«
    »Warum nicht beides?«
    »Willst du wissen,

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