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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wegen Ihres Verhältnisses mit Rachel zu erpressen?«
    »Aber nein, wie kommen Sie denn darauf?«
    Lewis trank den Rest seines nie richtig heißen und jetzt völlig kalten Filterkaffees.
    »Ich glaube Ihnen nicht, Sir«, sagte er leise.
    Und allmählich kam nun die Wahrheit – oder ein Teil der Wahrheit – ans Licht.
     
    Vor etwa vierzehn Tagen hatte Storrs einen Brief ohne Unterschrift bekommen, auf dem als Adresse ein Postfach angegeben war und dessen Absender behauptete, er sei im Besitz von Beweisen, die er an die Öffentlichkeit bringen würde, falls keine Zahlung erfolgte.
    »Wieviel?« fragte Lewis.
    »Fünftausend Pfund.«
    »Und die haben Sie gezahlt?«
    »Nein. Aber ich war dumm genug, tausend Pfund in Fünfzig-Pfund-Noten zu schicken.«
    »Und haben Sie die Beweise zurückbekommen?«
    Storrs sah erneut auf den Teppich hinunter und schüttelte den Kopf.
    »Sehr vernünftig haben Sie sich da ja nicht verhalten, Sir …«
    »In der Rhetorik nennt man so einen Satz eine Litotes.«
    »Haben Sie den Brief behalten?«
    »Nein«, log Storrs.
    »Haben Sie sich die Postfachnummer notiert?«
    »Nein«, log Storrs.
    »War es ein Postfach bei einer Lokalzeitung?«
    »Ja.«
    »Oxford Mail? «
    »Oxford Times. «
    Die Tür ging auf, und eine elegante dunkelhaarige Frau trat ein, die eine Sonnenbrille und einen schwarzen Hosenanzug trug und »Beine bis zu den Achselhöhlen« hatte, wie Lewis es später ausdrückte.
    Mrs. Angela Storrs stellte sich kurz vor und griff nach den leeren Tassen.
    »Noch einen Kaffee, Sergeant?«
    Ihre Stimme, recht tief, recht angenehm, hätte man in den Grafschaften um London herum angesiedelt.
    »Nein, danke. Er war ausgezeichnet.«
    Die Augen hinter der Sonnenbrille lächelten – jedenfalls hatte Lewis diesen Eindruck. Und während sie die Tür leise hinter sich schloß, überlegte er, wo sie wohl während des Gesprächs gewesen war. Hatte sie an der Tür gelauscht? Hatte sie gehört, was ihr Mann ihm erzählt hatte? Oder wußte sie das schon?
    Dann ging die Tür noch einmal auf.
    »Bitte vergiß nicht, daß du heute abend noch mal weg mußt, Liebling. Allzuviel Zeit bleibt dir nicht mehr …«
    Lewis nahm das Stichwort auf und beeilte sich, mit der Befragung fortzufahren.
    »Würden Sie mir bitte genau sagen, was Sie am Montag zwischen sieben und acht Uhr morgens gemacht haben, Sir?«
    »Am Montag morgen? Tja …« Lewis spürte, wie Storrs plötzlich lockerer wurde, als sei der heikle Teil der Befragung überstanden, so daß er es sich erlauben konnte, wieder in seinen üblichen professoralen Ton zu verfallen.
    »Ich wünschte nur, ich könnte alle Fragen meiner Studenten so eindeutig beantworten. Ich lag mit meiner Frau im Bett, und wir hatten Geschlechtsverkehr. Und warum erinnere ich mich daran so deutlich, Sergeant? Weil das in den letzten Jahren nicht allzu häufig vorkommt und ehrlich gesagt nicht mehr ganz so genußreich ist wie früher.«
    »Und das war – äh – zwischen sieben und acht?« fragte Lewis ein wenig skeptisch.
    »Was Ihrer Meinung wohl eine recht lange Zeit ist … Stimmt. Präziser hätte ich wohl sagen müssen, von zwanzig bis fünfundzwanzig nach sieben. Ich weiß noch, daß Angela – Mrs. Storrs – mich bat, um halb acht die Nachrichten anzustellen. Sie ist ein großer Fan von Today und hält sich gern auf dem laufenden. Wir bekamen gerade noch den letzten Teil der Sportnachrichten mit und hörten dann die Schlagzeilen des Tages um halb acht.«
    »Ah ja …«
    »Glauben Sie mir das?«
    »Meinen Sie, daß Mrs. Storrs sich ebenso deutlich daran erinnern würde wie Sie, Sir?«
    Storrs’ Lachen klang ein wenig bitter. »Fragen Sie sie doch selber. Soll ich sie herbitten? Ich lasse Sie mit ihr allein.«
    »Ja, das wäre nett …«
    Storrs stand auf und ging zur Tür.
    »Nur noch eine Frage, Sir.« Auch Lewis war aufgestanden. »Haben Sie nicht auch das Gefühl, daß es sehr naiv war, das Geld zu schicken? Jeder hätte Ihnen sagen können, daß Sie sich damit nur einen zweiten Erpresserbrief einhandeln würden.«
    Storrs kam noch einmal zurück.
    »Sind Sie verheiratet, Sergeant?«
    »Ja.«
    »Wie würden Sie das Foto erklären, das Sie mir gezeigt haben?«
    Lewis holte noch einmal das Paßbild hervor.
    »Ganz einfach. Sie sind ein bekannter Mann, Sir, ein gutaussehender und vermutlich vielfach umschwärmter Mann obendrein. Angenommen, eine Ihrer Studentinnen läuft Ihnen auf dem Bahnhof über den Weg und bittet Sie, sich mit ihr fotografieren zu lassen. In

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