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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wie es mit der Wahl läuft?«
    »Das ist ja kaum ein Geheimnis.«
    »Aber es ist dir hoffentlich klar, daß ich nichts Genaues weiß?«
    »Damit rechne ich auch gar nicht. Ich möchte einfach nur ein bißchen reden, dafür hast du doch sicher Verständnis …«
    »Aber ja.«
    »Und ich habe mit Julian gesprochen. Wenn er gewählt wird, wäre die eine oder andere kleine Beförderung drin.«
    »Ach ja?«
    »Aber ich weiß auch nichts Genaues, Roy.«
    »Verstehe. Ich freue mich darauf, wieder mal mit dir zusammenzusitzen.«
    »Ja. Und auf ein oder zwei Drinks mit dir.«
    »Oder drei?«
    »Oder vier?« Angela Storrs’ Stimme war noch rauher und dunkler als gewöhnlich.
    Um fünf nach sieben läutete das Telefon.
    »Shelly?«
    »Ja.«
    »Bist du allein?«
    »Das weißt du doch.«
    »Denis ist weg?«
    »Vor einer Viertelstunde.«
    »Ich könnte dir das eine oder andere sagen, wenn wir uns sehen.«
    »Was denn?«
    »Nichts Konkretes, aber man spricht von einer potentiellen Spende aus den Staaten, und einer der Treuhänder hat Denis kennengelernt – und wohl auch dich – und … ich könnte dir alles erzählen, wenn wir uns treffen.«
    »Alles? «
    »Es ist ein dicker Brocken, und die Chancen, ihn an Land zu ziehen, stehen vermutlich besser, wenn Denis …«
    »Und du wirst tun, was du kannst?«
    »Versprechen kann ich nichts.«
    »Ich weiß.«
    »Und?«
    »Und?«
    »Du bist frei, und ich bin frei.«
    »An so einem Abend? Das ist viel zu gefährlich. Ich könnte es nie wagen, in die Master’s Lodge zu kommen.«
    »Das verstehe ich. Aber einer meiner alten Kollegen ist nach Griechenland gefahren, und ich habe seinen Schlüssel. In der Banbury Road – wunderschönes bequemes Doppelbett – frisch bezogen – Zentralheizung – Badezimmer nebenan – Minibar. Kostenpunkt? Null Pfund-Shilling-Pence.«
    »Du kannst dich offenbar noch an die Zeit vor der Dezimalisierung der Währung erinnern …«
    »Deshalb bin ich noch lange kein Tattergreis. Ich habe Sehnsucht nach dir, ich möchte dich bei mir haben.«
    »Es wird Zeit, daß du dir eine neue Variante einfallen läßt, die hier klingt nämlich inzwischen ein bißchen abgedroschen.«
    Der Pfeil hatte getroffen. Sir Clixbys Stimme war jetzt sanfter und ernsthafter.
    »Ich brauche dich, Shelly. Bitte komm mit. Ich schicke dir in zehn Minuten ein Taxi. Einverstanden?«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
    »Shelly?«
    »Ja?«
    »Einverstanden?«
    »Nein«, sagte sie leise. »Nein, es tut mir leid.«
    Am anderen Ende der Leitung wurde aufgelegt.
     
    Kurz vor neun rief Cornford von St. Peter’s aus zu Hause an.
    »Shelly? Du, ich hab gerade in meinen Terminkalender gesehen … Hattest du heute abend einen Anruf?«
    Shelly fuhr erschrocken zusammen.
    »Nein, warum?«
    »Mein New Yorker Verleger wollte sich melden. Notiere doch bitte die Nummer, und sag ihm, daß ich zurückrufe.«
    »Ja, natürlich.«
    »Machst du es dir schön?«
    »Ja. Es ist wunderbar, mal einfach dazusitzen und Fernsehen zu gucken. Keine gesellschaftlichen Verpflichtungen. Keine Probleme.«
    »Bis bald.«
    »Das will ich hoffen.«
    Shelly legte langsam auf. »Ich hab gerade in meinen Terminkalender gesehen …«, hatte er gesagt. Aber dort konnte er gar nichts gesehen haben. Sie hatte im Laufe des Tages hineingeschaut, weil sie wissen wollte, wann das Dinner in St. Peter anfing, und das war für den 26.2.1996 der einzige Eintrag.
     
    Kurz vor zehn rief Julian Storrs von Reading aus bei seiner Frau an. Der Anschluß war besetzt.
    Fünf Minuten später versuchte er es noch einmal.
    Der Anschluß war immer noch besetzt.
    Nach weiteren fünf Minuten machte er einen neuen Anlauf.
    Diesmal meldete sie sich.
    »Angie? Ich versuche seit zwanzig Minuten, dich zu erreichen.«
    »Ich hab mit Mutter gesprochen. Ist das so schlimm?«
    »Ich wollte dir nur sagen, daß ich nicht vor Mitternacht hier sein kann. Ich nehme mir ein Taxi, du brauchst mich nicht abzuholen.«
    »Okay.«
    Angela Storrs legte auf, holte einen Fahrplan aus der Handtasche und stellte fest, daß Julian ohne weiteres einen früheren Zug hätte nehmen können, den um 22.40 Uhr, der um 23.20 Uhr in Oxford eintraf. Aber vielleicht saß er noch mit seinen Gastgebern auf einen Drink zusammen. Oder – sie fröstelte ein wenig bei dem Gedanken – hatte er sie kontrollieren wollen?
    Rasch wählte sie die Nummer ihrer Mutter in South Kensington und hielt einen ausgiebigen Schwatz mit ihr, der nun in der detaillierten monatlichen Telefonrechnung

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