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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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manchmal unnötig einen dicken Kopf?«
    »Ich mache mir Sorgen um die Zukunft der Menschheit. Zählt das auch?«
    »Und wie steht es mit Alkohol? Wie ich sehe, trinken Sie nicht ganz wenig …«
    Woraufhin Morse wohl oder übel mit der Wahrheit – oder vielmehr der Hälfte oder allenfalls einem Drittel der Wahrheit – herausrückte.
    Matthews stand auf, warf einen Blick auf den Tropf und justierte die Steuerung.
    »Sechs von zehn Punkten bei der zweiten, zehn von zehn Punkten bei der dritten Ursache. Und noch eins: keine Besucher. Nicht mal nahe Verwandte. Sie haben es hier nur mit mir und den Schwestern zu tun.«
    »Ich habe gar keine nahen Verwandten«, sagte Morse.
    Am Fußende des Bettes blieb Matthews noch einmal stehen. »Ein Besucher war schon da. Ein gewisser Lewis.«
    Als Matthews weg war, legte Morse sich zurück und dachte an seinen Kollegen. Und fühlte sich eine ganze Weile richtig elend. Dankbarkeit kann einem ganz schön an die Nieren gehen.

38
     
    Donnerstag, 29. Februar
     
    Unsere Beziehung war recht eigenartig. Er war ein Mann, der strikt an seinen Gewohnheiten festhielt – zu denen er auch mich zählte. Darüber hinaus aber hatte er auch Verwendung für mich als Schleifstein für seinen Geist. Ich regte ihn an. Er pflegte in meiner Gegenwart laut zu denken.
    (Conan Doyle, The Adventures of the Creeping Man )
     
    »Wie geht’s ihm denn heute?« fragte Mrs. Lewis, als ihr Mann am Donnerstag abend endlich heimgekommen war. Das Fett zischte schon in der Friteuse, die beiden Eier brauchten nur noch in die Pfanne geschlagen zu werden.
    »Er ist auf dem Weg der Besserung.«
    »Die Sprüche kennt man.«
    »Nein, wirklich. Es geht ihm schon viel besser.«
    »Warum darf er dann keinen Besuch haben? Soviel ich weiß, ist Diabetes nicht ansteckend …«
    Lewis lächelte ihr zu. Sie war im Rhondda Valley aufgewachsen, und der sanfte walisische Rhythmus ihrer Stimme entzückte ihn noch immer.
    »Wahrscheinlich lassen sie ihn am Samstag raus.«
    »Und dann fängt er gleich wieder an zu arbeiten?«
    Lewis legte seiner Frau die Hände auf die Schultern, während sie aufmerksam den Bräunungsgrad der Pommes frites beobachtete.
    »Wahrscheinlich noch am Wochenende.«
    »Du arbeitest gern mit ihm, nicht?«
    »Na ja …«
    »Ich frage mich oft, warum. Besonders gut behandelt er dich schließlich nicht.«
    »Ich bin der einzige, den er gut behandelt«, sagte Lewis leise.
    Sie drehte sich zu ihm um, während sie mit geübtem Griff die Pommes frites schüttelte.
    »Und wie geht’s dir? Läuft der Fall gut?«
    Lewis setzte sich an den Küchentisch mit der roten Resopalplatte und besah sich das vertraute Bild: weißes Spitzendeckchen, Messer und Gabel, die Flasche mit Tomatenketchup, auf einer Seite das Butterbrot, auf der anderen ein Glas Milch. Eigentlich hatte er allen Grund, zufrieden zu sein. Und wenn er auf seinen langen Arbeitstag zurückblickte, war er das wohl auch.
     
    In der Zwischenzeit hatte Chief Superintendent David Blair von der Oxford City Force die Ermittlungen im Mordfall Rachel James übernommen. An diesem Nachmittag hatte er eine Stunde im Polizeipräsidium in Kidlington verbracht, wo Lewis ihn mit den neuesten Entwicklungen vertraut gemacht hatte. Was nur wenig Zeit in Anspruch nahm …
     
    Die Berichte der Constables Learoyd und Elton waren nicht dazu angetan, die Ermittlungen wesentlich voranzubringen. Von dem siebenundachtzigjährigen Lord Hardiman, der an der Alzheimerschen Krankheit litt und das Herrenhaus in Bedfordshire nicht mehr verlassen konnte, waren keine weiteren aufwendigen Reeperbahnabenteuer mehr zu erwarten. Auch der Kinderschänder, den seine früheren Nachbarn sofort erkannt hatten, würde den Frieden in nächster Zeit nicht stören, da er wegen der illegalen Herausgabe und Verbreitung unzüchtiger Schriften in Reading hinter Schloß und Riegel saß.
    Aufschlußreicher war das, was Lewis im Zuge seiner Ermittlungen erfahren hatte. Da war zunächst sein Gespräch mit Julian Storrs, der nun ohne allzu großes Sträuben Daten, Zeiten und Hotels für seine letzten drei Abstecher mit Rachel James nach Paddington herausgerückt hatte.
    Danach hatte Lewis mit Sir Clixby Bream gesprochen, der Lewis über die bevorstehende Wahl eines neuen Master des Lonsdale College in Kenntnis gesetzt und ihm ein englisches Exemplar der College-Satzung gegeben hatte, in der darauf hingewiesen wurde, wie wichtig ein guter Gesundheitszustand (in corpore sano) für den jeweiligen Amtsinhaber

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