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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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war’s dann also wirklich.
    Alle beide hatten ein Alibi.
    Lewis bedankte sich bei dem Geschäftsführer. »Bitte behalten Sie das für sich. Verdächtige – oder vielmehr ganz einfach Unbeteiligte – von der Liste zu streichen ist immer eine heikle Angelegenheit.«
    Wenige Minuten später rief Lewis noch einmal bei den Storrs in der Polstead Road an und hörte Mrs. Storrs auf dem Anrufbeantworter sagen: »Bitte sprechen Sie klar und deutlich nach dem langen Ton …« Die Stimme war wirklich ein bißchen – wie hatte der Geschäftsführer gesagt? – ja, ein bißchen streng. Eine Stimme, die wohl nicht wenige Studenten einschüchtern würde, wenn sie erst die Frau des Master war … Lewis wartete auf den »langen Ton«, aber dann legte er auf. Anrufbeantwortern gegenüber hatte er immer noch Hemmungen, außerdem war ihm gerade eingefallen, daß er sowieso nicht gewußt hätte, was für eine Nachricht er hätte hinterlassen sollen.

43
     
    Der gesunde Pferdeverstand ist etwas, das ein Pferd davon abhält, Wetten auf Menschen abzuschließen.
    (Father Mathew)
     
    Morse saß noch am Küchentisch in Nummer 15, als Lewis anrief.
    »Es sieht also so aus«, schloß er, »als ob sie aus dem Schneider sind.«
    »Ja. Wie weit ist es von Oxford nach Bath?«
    »Siebzig, fünfundsiebzig Meilen.«
    »Am Sonntagvormittag ist nicht viel Betrieb, da schafft man diese Strecke in eineinhalb Stunden. Drei Stunden für die Hin- und Rückfahrt.«
    »Dazwischen ist aber ein Mord zu begehen.«
    »Also gut – dann dreieinhalb.«
    »Aber nicht mit seinem eigenen Wagen, der stand in der Hotelgarage, und die Schlüssel hatte der Portier.«
    »Haben Sie noch nie von Zweitschlüsseln gehört, Lewis?«
    »Und wenn die Garage abgeschlossen war oder ein Wagen ihm den Weg versperrte?«
    »Dann hat er sich eben irgendwie rausgeholfen.«
    »In dem Fall müßte er heute früh gegen vier losgefahren sein, denn vor acht hat er schon wieder mit seiner Frau im Bett gefrühstückt.«
    »Hm …«
    »Aber Owens hätte dann schon morgens um halb sechs wach und vollständig angezogen sein müssen, bevor er seinem Mörder die Tür öffnete.«
    »Vielleicht konnte er nicht schlafen.«
    »Sie nehmen das nicht ernst, Sir!«
    »Also gut, streichen wir die beiden von der Liste.«
    »Haben wir denn eine Liste?«
    »Lang ist sie nicht«, räumte Morse ein. »Aber ich würde mich gern ein bißchen näher mit dem zweiten Pferd im Lonsdale-Rennen befassen.«
    »Soll ich zu ihm gehen?«
    »Nein, Sie kommen am besten wieder her und halten die Stellung, bis die Kollegen von der Spurensicherung abgezogen sind, das kann nicht mehr lange dauern.«
    Morse stand auf und warf einen vorsichtigen Blick in die Diele, dann ging er zur Haustür, wo ein uniformierter Constable Wache schob.
    »Ist der Super weggefahren?« fragte Morse.
    »Ja, Sir. Vor fünf Minuten.«
    Morse ging in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Der übliche Inhalt: zwei Flaschen Milch, Flora-Margarine, eine Packung Frühstücksspeck, ungeräuchert, fünf Eier, eine Tüte Grapefruitsaft, zwei Dosen Courage Bitter.
    Ein Glas fand sich im Küchenschrank über dem Ablaufbrett. Das Bier rann kühl und herb seine trockene Kehle hinunter, und die zweite Dose folgte alsbald, wobei seine Finger mit fast sinnlichem Genuß die Zellophanhülle der immer noch ungeöffneten Zigarettenschachtel betasteten.
    Bis die Spurensicherung sich zur Küche vorgearbeitet hatte, war das Glas abgetrocknet und stand wieder auf seinem Platz.
    »Dürfen wir Sie kurz vertreiben, Sir?« fragte Andrews, der Leiter der Spurensicherung.
    »Sind Sie sonst überall fertig?«
    »Mehr oder weniger.«
    Morse stand auf.
    »Ah, zwei Dosen Bier«, stellte Andrews fest. »Vielleicht haben sie zusammen was getrunken, ehe …«
    »Nicht so früh am Morgen.«
    »Ich hatte mal einen Freund, der hat jeden Morgen zum Frühstück ein Guinness getrunken.«
    »Der Mann hat offenbar Stil.«
    »Hatte. Ist an Leberzirrhose gestorben.«
    Morse nickte melancholisch.
    »Na ja, wir bestäuben die Dosen vorsichtshalber mal.«
    »Lohnt sich nicht«, sagte Morse.
    »Kann aber auch nichts schaden.«
    »Ich sagte: Lohnt sich nicht«, blaffte Morse.
    Jetzt endlich ging auch Andrews ein Licht auf.
     
    Im Obergeschoß blieb Morse nicht lange. Das Bett war auch diesmal nicht gemacht, aber auf dem obersten Kissen lag ordentlich gefaltet ein Schlafanzug. Im Arbeitszimmer (auch hier war Morse schon einmal gewesen) herrschte erhebliche Unordnung. Die von der Spurensicherung

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