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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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des Tieres und wie mitleidig und sanft der Blick des Polizisten gewesen war.
    » Wo ist deine Mutter?«
    Sie hatte nur den Kopf geschüttelt und die Augen zugekniffen.
    Sie hatte keine Ahnung. Hatte sie eine Mutter? Sie konnte sich an nichts erinnern, außer an das bösartige Flüstern, das sie regelmäßig hörte und das sie vor Angst erbeben ließ. Doch lernte sie, auch diese Stimme zu verdrängen, alles zu verdrängen, bis nichts und niemand mehr das schmale Bett im Krankenhaus erreicht hatte.
    Die Sozialarbeiterin mit ihrem geübten breiten Lächeln, das falsch und müde ausgesehen hatte. » Wir werden sie Eve Dallas nennen.«
    Die bin ich nicht, hatte das Kind gedacht, sie jedoch nur reglos angesehen. Ich bin ein Nichts. Ich bin ein Niemand.
    Doch auch in den Kinderheimen und den Waisenhäusern hatten sie sie Eve genannt, und sie hatte gelernt, tatsächlich Eve zu sein. Sie hatte gelernt zu kämpfen, wenn man sie drangsalierte, standhaft zu bleiben und die Person zu werden, die sie werden musste. Erst um zu überleben. Dann jedoch mit einem ganz bestimmten Ziel. Seit Anfang ihrer Jugend war dieses Ziel gewesen, zur Polizei zu gehen, einen Unterschied zu machen, für die Menschen einzutreten, die Niemande waren wie früher einmal sie.
    Zusammen mit der steifen, strengen Uniform hatte sie ihr Leben in die Hand gelegt bekommen. Ihr Leben als Schutzschild gegen die Bedeutungslosigkeit.
    »Gratuliere, Officer Eve Dallas. Die New Yorker Polizei- und Sicherheitsbehörde ist stolz darauf, Sie in ihren Reihen willkommen heißen zu dürfen.«
    In jenem Augenblick hatten Pflichtgefühl und Stolz sämtliche Schatten der Vergangenheit in ihrem Innern ausgebrannt. Endlich war sie jemand, endlich hatte sie nicht nur einen Namen, sondern dazu eine wichtige Funktion.
    »Ich muss Sie um Ihren Dienstausweis und Ihre Waffe bitten.«
    Als sie anfing im Schlaf zu wimmern, trat Roarke neben das Bett, strich ihr über die Haare und hielt zärtlich ihre Hand, bis sie wieder ruhiger wurde.
    Dann ging er lautlos durch das Zimmer, trat vor das Link und ließ sich mit Peabody verbinden.
    »Sagen Sie mir, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Ist sie zu Hause? Ist sie okay?«
    »Sie ist zu Hause, und nein, sie ist nicht okay. Was, zum Teufel, haben sie mit ihr gemacht?«
    »Ich bin gerade im Drake. Feeney führt die Gespräche, die sie hätte führen sollen, aber wir sind damit ein wenig in Verzug. Ich habe also nicht viel Zeit. Bowers wurde gestern Abend ermordet, und Dallas steht unter Verdacht.«
    »Das ist doch wohl total verrückt.«
    »Wir alle wissen, dass es völlige Idiotie ist – aber es ist nun einmal Vorschrift, dass in einem solchen Fall eine Suspendierung ausgesprochen wird.«
    »Zum Teufel mit einer derart blödsinnigen Vorschrift.«
    »Das finde ich auch.« Der kalte, raubtierhafte Blick aus seinen leuchtend blauen Augen rief einen Schauer in ihr wach. »Hören Sie, ich weiß leider nichts Genaueres. Baxter, der die Ermittlungen leitet, darf niemandem was sagen. Aber ich habe gehört, dass Bowers allen möglichen Unsinn über Dallas aufgeschrieben hatte. Lauter blödsinniges Zeug. Es ging dabei um Sex und Korruption, um Bestechung und das Fälschen von Berichten.«
    Er blickte hinter sich zu Eve, die sich rastlos hin und her warf. »Und niemanden scheint es zu interessieren, wer die Verfasserin von diesem Schwachsinn ist.«
    »Die Verfasserin ist eine tote Polizistin.« Sie fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. »Wir tun alles, was in unserer Macht steht, damit sie möglichst schnell wieder ihren Dienst antreten kann. Sobald die Verhöre hier im Drake vorbei sind, wird Feeney Bowers gründlich überprüfen«, erklärte sie Roarke leise.
    »Sagen Sie ihm, dass das nicht nötig ist. Er kann mich kontaktieren. Ich habe bereits sämtliche Informationen zusammen.«
    »Aber wie…«
    »Sagen Sie ihm, er soll mich kontaktieren, Peabody. Wie ist Baxters Vorname und was hat er für einen Rang?«
    »Detective David Baxter. Er wird nicht mit Ihnen sprechen, Roarke. Er darf es nicht.«
    »Ich habe gar kein Interesse daran, mit dem Mann zu reden. Wo ist McNab?«
    »Er ist auf dem Revier und sammelt weiter Informationen.«
    »Ich werde mich wieder bei Ihnen melden.«
    »Warten Sie, Roarke. Sagen Sie Dallas… Sagen Sie ihr, was sie Ihrer Meinung nach hören muss.«
    »Sie wird Sie brauchen, Peabody.« Mit diesem letzten Satz brach er die Übertragung ab.
    Eve ließ er erst mal schlafen. Information war Macht, und er hatte die Absicht,

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