Der Tod ist mein
verdammte Polizistin. Was wollen Sie schon tun?«
»Wenn Sie springen, kann niemand mehr etwas für Sie tun. Himmel, ist es hier draußen heiß. Lassen Sie uns reingehen und überlegen, wie Ihnen geholfen werden kann.«
Der Frau entfuhr ein abgrundtiefer Seufzer. »Fahren Sie doch zur Hölle.«
In dem Augenblick, in dem die Frau sich noch weiter nach vorn beugte, machte Eve einen mächtigen Satz nach vorn und packte den Jungen um die Taille. Seine Schreie schnitten ihr wie Rasierklingen ins Hirn. Sie packte die Frau unter den Achselhöhlen und vergrub mit vor Anspannung zitternden Muskeln ihre Finger in dem schlaffen Fleisch. Die Spitzen ihrer Stiefel stemmten sich gegen den Vorsprung, damit das Gewicht der Frau sie nicht alle drei hinunter in den Abgrund zog.
»Gottverdammt, halten Sie sich fest.« Schweiß troff ihr in die Augen, sodass sie nichts mehr sah, während sie verzweifelt darum kämpfte, dass sie die beiden Wesen besser zu fassen bekam. Der Junge zappelte und wand sich wie ein nasser Fisch. »Halten Sie sich an mir fest!«, schrie sie, während die Frau sie weiter mit leeren Augen ansah.
»Manchmal ist es besser, wenn man stirbt. Das sollten Sie doch wissen, Dallas.« Lächelnd nannte die Frau Eve bei ihrem Namen, und lachend entglitt sie ihrem Griff.
Dann befand sich Eve in einer anderen dunklen Gasse. Zitternd vor Schmerzen und zugleich betäubt vom Schock hatte sie sich zu einer Kugel zusammengerollt und wimmerte leise vor sich hin.
Jetzt war sie selbst ein geschlagenes, geschundenes Kind, ohne Vergangenheit und ohne Namen.
Sie benutzten ihre eigenen Erinnerungen, gaben sie aus ihrer Akte ein. Sie hasste sie dafür, hasste sie mit einer Wut, die fast so hässlich und beinahe so kalt war wie die Panik, die sie bei der Rückkehr in die Kinderzeit empfand.
Ein junges Mädchen mit blutigem Gesicht und einem gebrochenen Arm, das nirgendwohin fliehen konnte und deshalb reglos in einer Gasse in Dallas lag.
Zur Hölle mit euch. Zur Hölle mit euch allen. Sie hat nichts damit zu tun. Diese Sätze hätte sie am liebsten laut geschrien, hätte sich am liebsten gewaltsam einen Weg aus dem Einflussbereich der Bilder herausgekämpft, die durch die Glaswände krachten und sie überfluteten.
Ihr Puls begann zu rasen, und ihr Zorn schwoll zunehmend an. Im Bruchteil einer Sekunde jedoch wurde sie in eine Straße in Lower Manhattan versetzt. Es war ein lausig kalter Abend, und Bowers stand hämisch grinsend vor ihr und erklärte: »Du blöde Zeige, ich werde dich unter Beschwerden begraben. Endlich wird alle Welt erfahren, was du wirklich bist. Du bist nichts als eine kleine Hure, die sich hochgeschlafen hat.«
»Sie haben ein echtes Problem, Bowers. Vielleicht findet die Dienstaufsicht, wenn ich Sie wegen Insubordination, Bedrohung einer vorgesetzten Beamtin und weil Sie halt im Allgemeinen nichts als ein Arschloch sind, aufgeschrieben habe, ja endlich den Mumm und setzt Sie vor die Tür.«
»Wir werden ja sehen, wer von uns beiden rausgeschmissen wird.« Bowers versetzte Eve einen derart harten Stoß, dass diese zwei Schritte rückwärts taumelte.
Wieder wogte heißer Zorn in ihrem Herzen auf. »Rühren Sie mich nicht an.«
»Was wollen Sie dagegen machen? Schließlich sind wir beide ganz allein. Sie bilden sich ein, Sie könnten hierher zu mir nach Hause kommen und mich bedrohen.«
»Ich bin nicht gekommen, um Sie zu bedrohen, sondern um Ihnen zu sagen, dass Sie die Finger von mir lassen, mir nicht mehr in die Quere kommen und sich aus meiner Arbeit und aus meinem Leben raushalten sollen. Sonst werden Sie dafür bezahlen.«
»Ich werde dich ruinieren. Ich werde dich bloßstellen als die korrupte kleine Nutte, die du bist. Und du kannst nichts dagegen tun.«
»O doch, o doch, das kann ich.«
Eve spürte den Metallstab in ihrer rechten Hand. Spürte, wie sich ihre Finger darum schlossen, wie sie ihren Arm nach hinten schwang, schleuderte das Rohr jedoch, eher verärgert als verwundert, mit einer ausholenden Bewegung fort, beugte sich nach vorn und packte Bowers am Aufschlag ihrer Jacke. »Wenn Sie mich noch einmal anrühren, versohle ich Ihnen Ihren fetten Hintern. Schreiben Sie meinetwegen so viele Beschwerden wie Sie wollen, meinem Ruf wird das nicht schaden. Aber ich verspreche Ihnen, ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihre Uniform und Ihren Dienstausweis verlieren. Sie sind nämlich eine verdammte Schande für die Polizei.«
Angewidert ließ sie Bowers los, wandte sich zum Gehen und nahm aus dem
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