Der Tod ist mein
gute Kontakte. Und es sieht ganz danach aus, als ob das hier ein echtes Unternehmen ist.«
»Sie hat die Daten direkt an die Labors weitergegeben. Wahrscheinlich hatte sie nur dann mit jemand anderem Kontakt, wenn ein Treffer gelandet worden war. Ich schätze, sie war das, was in einem Unternehmen als mittleres Management bezeichnet werden würde.«
»Das schätze ich auch.«
»Ich wette, dass sie irgendwo ein hübsches Sümmchen gebunkert hatte. Sie haben sicher gut bezahlt. Wir wissen, dass ihr Mann im Labor Young gewesen ist. Jeder Laden braucht eben seinen Freak.«
»Ohne hält man die Dinge nicht am Laufen.«
»Das Drake ist riesengroß, und unser Freak hatte den Organflügel unter Kontrolle. Er hat also bestimmt gewusst, wo er Muster von außerhalb am besten unterbringen konnte. Außerdem hat er eine Ausbildung als Arzt. Wahrscheinlich hat er also dem Chirurgen assistiert, das Organ im Transportbeutel verpackt und dann ins Labor gebracht. Damit hätten wir schon zwei aus dieser Bande.«
Sie trat vor den AutoChef und holte sich eine weitere Tasse Kaffee. »Wo. Politik und Verwaltung. Eine erfahrene Chirurgin mit Freude an der Macht. Ehemalige Präsidentin des amerikanischen Medizinerverbandes. Sie wusste, wie man das Spiel spielt. Sicher hatte sie Beziehungen zu den allerhöchsten Stellen. Aber offenbar wurde sie nicht unbedingt als unverzichtbar angesehen. Vielleicht hatte sie noch ein Gewissen, vielleicht wurde sie nervös, oder vielleicht haben sie sie einfach mit dem Ziel geopfert, uns von ihrer Fährte abzulenken. Bei Friend hat das geklappt«, überlegte sie. »Was meinst du? Er wäre doch sicher alles andere als erbaut gewesen von dieser heimlichen Verschwörung. Schließlich hätte er dadurch Profit und Ansehen eingebüßt. Da wären sie hingegangen, all die herrlichen Gebühren, die er für Vorlesungen eingestrichen hat, all die großen Bankette, die ausschließlich ihm zu Ehren abgehalten wurden, all der Medienrummel, der um seine Person veranstaltet worden ist.«
»Nur, wenn sie mit dem, was sie tun wollten, erfolgreich gewesen wären.«
»Da hast du natürlich Recht. Aber wenn sie bereit sind zu töten, damit ihre Forschung ein Erfolg wird, hatten sie bestimmt auch keine Skrupel, sich ihres Konkurrenten ein für alle Mal zu entledigen. Sie hatten sich jahrelang mit Organaufbau beschäftigt. Das hat Louise in ihrem ersten Bericht an mich erklärt. Sie haben einem defekten oder angegriffenen Organ Gewebe entnommen und daraus im Labor ein neues Organ nachwachsen lassen. Die richtige Gestalt bekam das Ding in einer Form verpasst. Dadurch war das Problem des Abstoßens gelöst. Wenn man das eigene Gewebe des Patienten nimmt, wird es von seinem Körper für gewöhnlich akzeptiert. Aber dieser Prozess dauert sehr lange. Ein neues, gesundes Herz wächst eben nicht so einfach über Nacht.«
Sie setzte sich auf die Kante der Konsole und sah ihm, während sie weiterredete, bei seiner Arbeit zu. »Solche Sachen werden in vitro durchgeführt. Es dauert ungefähr neun Monate, bis das Organ vollständig ausgewachsen ist. Um das Ganze abzukürzen, kann man auch lediglich den kranken Teil nachwachsen lassen oder reparieren, aber selbst dann braucht dieses Wachstum Zeit.«
»Und dann kommt plötzlich Friend«, führte sie ihre Gedanken weiter aus. »Bis zu seinem großen Auftritt war der Aufbau von und Handel mit Organen ein äußerst gewinnbringendes Geschäft. Allerdings ist es schwierig, Organe für Menschen von – ich glaube – über neunzig nachwachsen zu lassen, weil deren Gewebe halt schon sehr alt ist. Es dauert Wochen, um eine neue Blase wachsen zu lassen, und dann muss man sie noch formen und schichten und all das andere Zeug. Es kostet jede Menge Arbeit und jede Menge Geld, bis man das Ding endlich fertig hat. Doch dann taucht Friend auf mit diesem künstlichen Material, das der Körper akzeptiert. Es ist billig, es ist haltbar, es ist leicht zu formen und geeignet für die Massenproduktion. Applaus, Applaus, lasst uns alle ewig leben.«
Bei diesem Satz hob er den Kopf und fragte grinsend: »Willst du das etwa nicht?«
»Nicht mit einem Haufen austauschbarer Ersatzteile im Leib. Aber die Menschen tragen ihn auf den Schultern durch die Straßen, jubeln ihm lautstark zu und überschütten ihn mit Lobreden und Geld. Und die Typen, die sich mit Organwachstum und -Wiederaufbau beschäftigt haben, stehen auf einmal im Regen. Wer will schon monatelang in eine Windel Pipi machen, während seine neue
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