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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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überlegte Eve, hegten derart viele Menschen einen solchen Widerwillen gegen ihre Jobs?
    Als die Tür endlich aufging, trat sie in den schmalen Gang und meinte: »Vielen Dank. Ihre fröhliche Ausstrahlung macht deutlich, wie viel Ihnen an Ihrer Arbeit mit anderen Menschen liegt.« Jans verwirrte Miene zeigte, dass es eine Weile dauern würde, bis sie die Bedeutung dieser sarkastischen Bemerkung überhaupt verstand.
    Eve ging in das winzige Büro und wartete dort auf Louise, die erst nach über einer Viertelstunde kam und nicht allzu glücklich wirkte über den nochmaligen Besuch. »Bringen wir die Sache so schnell wie möglich hinter uns. Ich habe einen gebrochenen Arm, der darauf wartet, dass er endlich einen Gipsverband bekommt.«
    »In Ordnung. Ich brauche Sie als medizinische Beraterin in meinem Fall. Die Arbeitszeiten sind genauso fürchterlich wie das Gehalt erbärmlich. Ich stelle allerhöchste Ansprüche an die Menschen, die mit mir zusammenarbeiten, und vielleicht ist die Arbeit sogar riskant.«
    »Wann fange ich an?«
    Eves plötzliches Lächeln verriet eine derartige Wärme und einen derartigen Humor, dass Louise sie verdutzt anblinzelte. »Wann ist Ihr nächster freier Tag?«
    »Ich habe immer nur halbe Tage frei, aber morgen fängt mein Dienst erst um zwei Uhr mittags an.«
    »Das müsste funktionieren. Seien Sie morgen früh Punkt acht bei mir zu Hause. Peabody, geben Sie ihr die Adresse.«
    »Oh, ich kenne die Adresse, Lieutenant.« Jetzt war Louise diejenige, die fröhlich lächelte. »Schließlich weiß in dieser Stadt wohl jeder, wo Roarke zu Hause ist.«
    »Dann sehen wir uns dort um acht.«
    Zufrieden verließ Eve die Klinik. »Die Zusammenarbeit mit ihr wird mir bestimmt gefallen.«
    »Soll ich offiziell beantragen, sie als Beraterin zu engagieren?«
    »Noch nicht.« Mit dem Gedanken an gelöschte Dateien sowie an Polizisten, die anscheinend nicht das mindeste Interesse hatten, einen Fall zu klären, stieg sie kopfschüttelnd zurück in ihren Wagen. »Lassen Sie uns damit noch ein bisschen warten. Aber melden Sie uns wieder bei der Zentrale an.«
    Daraufhin bedachte ihre Assistentin sie mit einem jämmerlichen, darbenden Blick. »Und was ist mit dem Essen?«
    »Verdammt. Also gut, aber hier in dieser Gegend kaufe ich bestimmt nichts, was für den Verzehr vorgesehen ist.« Deshalb fuhr sie zurück in Richtung Wache, hielt, als sie auf halber Strecke einen halbwegs sauberen Schwebekarren erblickte, wieder an und bestellte für sich eine Portion fetttriefender Pommes frites, während sich Peabody für den Luxus einer Sojatasche und eines Gemüsekebabs entschied.
    Sie setzten sich mit ihrem Essen ins Auto, Eve schaltete auf Automatik und schob sich, während das Fahrzeug ziellos durch die Straßen rollte, nachdenklich Kartoffelstäbchen in den Mund. Das dichte Gedränge und der Lärm der vielen anderen Wagen, das nie enden wollende Dröhnen der unzähligen Lufttaxis und die endlosen Monologe der Werbeflieger, die die alljährlichen Inventur-Rabatte der Geschäfte priesen, hüllten sie ein.
    Schnäppchenjäger trotzten den eisigen Temperaturen und schoben sich auf den Gleitbändern zitternd von einem Geschäft zum nächsten. Für Taschendiebe und für Trickbetrüger war es eine schlechte Zeit. Niemand stand lange genug still, um sich ausrauben oder übers Ohr hauen zu lassen.
    Trotzdem entdeckte Eve einen Kümmelblättchenspieler und mehr als einen Taschendieb auf Airskates.
    Wenn man etwas dringend genug wollte, überlegte sie, hielt einen eine leichte Unbequemlichkeit nicht von seinem Bestreben ab.
    Routine, dachte sie. Auch die Trickbetrüger und die Handtaschenräuber folgten einer Routine. Und die Menschen wussten, dass sie in der Nähe waren, und hofften, dass sich der Kontakt vermeiden ließ.
    Ja, selbst die Penner hatten ihre Routine. Für sie bestand sie darin, den Winter zu durchzittern und zu durchleiden und zu hoffen, es zu überleben, wenn der Wind bei Minusgraden drohend um ihre Unterstände pfiff.
    Niemand achtete darauf, ob ihre Hoffnung sich erfüllte oder nicht. Hatte er darauf gezählt? Dass niemand darauf achten würde, wenn einer dieser Menschen plötzlich nicht mehr da war? Keins der Opfer hatte Verwandte, Freunde oder jemand anderen gehabt, der ihm nah genug gestanden hätte, um nach ihm zu fragen.
    Auch in den Nachrichten hatte sie bisher nichts von diesen Mordfällen gehört. Sie waren zu uninteressant, als dass sich eine hohe Einschaltquote mit den Meldungen erzielen

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