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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Trotzdem waren sie noch besser als das widerliche Keuchen, das durch eine der viel zu dünnen Türen im zweiten Stockwerk drang. Irgendeine Prostituierte verdiente sich gerade ihren Lebensunterhalt, dachte Eve und ging rasch weiter.
    »Ich habe den Eindruck, dass dieses reizende Gebäude über keine Schallisolierung verfügt«, kommentierte ihre Assistentin.
    »Ich bezweifle, dass das die Bewohner nur ansatzweise stört.« Eve trat vor Wohnung 4C und klopfte dort vernehmlich an. Zwar schafften die Frauen vierundzwanzig Stunden täglich an, für gewöhnlich aber teilten sie sich ihre Schichten, sodass Eve davon ausging, dass irgendjemand gerade frei hatte und zu Hause war.
    »Ich arbeite nicht vor Sonnenuntergang«, drang denn prompt eine gereizte Stimme durch die Tür. »Also verpiss dich.«
    Eve hielt ihren Dienstausweis vor den Spion. »Polizei. Ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Meine Lizenz wurde gerade erst erneuert. Sie können mir also keinen Ärger machen.«
    »Machen Sie die Tür auf, wenn Sie nicht erleben wollen, wie schnell ich Ihnen Ärger machen kann.«
    Murmeln, Fluchen, das zögerliche Knirschen eines Schlüssels, dann jedoch wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet und ein einzelnes blutunterlaufenes braunes Auge blitzte sie zornig an. »Was? Ich bin außer Dienst und versuche zu schlafen.«
    Dem Aussehen ihres Auges nach hatte sich die Frau mit Hilfe irgendwelcher Chemikalien künstlich in die Ruhephase versetzt. »Wie lange leben Sie schon in dieser Wohnung?«
    »Seit ein paar Wochen. Warum, verdammt, woll’n Sie das wissen?«
    »Und vorher?«
    »Direkt gegenüber. Hör’n Sie, ich hab meine Lizenz und war zum Gesundheitscheck. Ich bin durch und durch solide.«
    »Waren Sie eins von Spindlers Mädchen?«
    »Ja.« Die Tür wurde ein paar Zentimeter weiter aufgemacht, bis Eve das zweite Auge und schmale, verkniffene Lippen sah. »Warum, verdammt, woll’n Sie das wissen?«
    »Haben Sie auch einen Namen?«
    »Mandy. Warum, verdammt…«
    »Ja, der Teil ist mir bekannt. Machen Sie auf, Mandy. Ich muss Ihnen ein paar Fragen über Ihre alte Chefin stellen.«
    »Sie is’ tot. Das ist die einzige Antwort, die ich Ihnen geben kann.« Trotzdem machte sie auf. Ihr Haar war kurz und stachelig. Sicher, dachte Eve, war es damit leichter, eine der vielen Perücken aufzusetzen, mit denen die Mädels gerne spielten. Sie war höchstens dreißig, ihr Gesicht jedoch sah mindestens zehn Jahre älter aus.
    Welche Gewinne Mandy auch immer mit ihrem Job erzielte, sie flossen eindeutig in die Erhaltung ihres Körpers, der wohlgeformt und üppig war, mit riesengroßen, straffen Brüsten, die man durch den dünnen Stoff ihres zerschlissenen, pinkfarbenen Bademantels überdeutlich sah.
    Es war, so dachte Eve, genau die richtige Investition für eine Frau ihres Metiers. Die Freier sahen ihnen nämlich nur selten ins Gesicht.
    Eve trat ein und merkte, dass das Wohnzimmer derart verändert worden war, dass es Raum für beide Hälften ihres Betätigungsfeldes bot. Auf der einen Seite des mit einem Vorhang geteilten Zimmers fanden sich zwei Rollbetten, zwischen denen eine detaillierte Liste der Dienstleistungen und der jeweiligen Preise an die Wand genagelt war.
    Auf der anderen Seite standen ein Computer, ein Tele-Link und ein bequemer Stuhl.
    »Haben Sie Spindlers Geschäfte übernommen?«
    »Vier von uns haben sich zusammengetan. Wir dachten, verdammt, jemand muss schließlich den Laden übernehmen, und wenn wir das tun, brauchen wir nicht mehr so häufig auf die Straße.« Sie lächelte schmal. »Wir sin’ sozusagen zu Geschäftsführerinnen aufgestiegen. Im Winter draußen rumzustehen und darauf zu warten, dass irgendwelche Typen anrollen, ist der reinste Mord.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Waren Sie in der Nähe, als Spindler ermordet worden ist?«
    »Ich schätze, ja – mal drinnen und mal draußen. Ich kann mich daran erinnern, dass die Geschäfte ganz gut liefen.« Sie warf sich auf den Stuhl, streckte die Beine aus und meinte: »Da war es auch noch nicht so kalt.«
    »Haben Sie zufällig Ihren Terminkalender in der Nähe?«
    Mandy verzog beleidigt das Gesicht. »Sie brauchen nich’ in meinem Kalender rumzuschnüffeln. Ich bin echt sauber.«
    »Dann erzählen Sie mir, was Sie wissen, wo Sie an dem Abend waren. Ich bin sicher, dass Sie sich genau daran erinnern«, sagte Eve, bevor ihr Mandy widersprechen konnte.
    »Selbst in einer Absteige wie dieser kommt es schließlich nicht an jedem Abend vor, dass die Chefin

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