Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
DM. Voigt wußte also, was er an Weilguny hatte, und der wiederum wußte, was er seinem Gönner und Auftraggeber schuldig war. Eigenartig mutete daher an, daß Voigt später der Kripo weismachen wollte, seine Beziehungen zu Weilguny wären nur sehr oberflächlich und lose gewesen.
Auch am Freitag, dem 26. Oktober, hielt sich Weilguny in der Villa der Voigts auf. Nichts deutete darauf hin, daß er spezielle Pläne für das Wochenende hatte. Als er sich entschloß wegzufahren, kam dieser Entschluß für die Voigts angeblich überraschend. Weilguny erbat und erhielt von Henning Voigt ein Darlehen (oder war es ein Vorschuß?) von 2000 DM und fuhr nach dem Abendessen, gegen 20 Uhr, in seinem Mercedes mit dem Kennzeichen MB-Y 199 weg.
Durch die Aussage von Ursula Winkler schwer belastet, wurde Weilguny am 25. November festgenommen - und schwieg zu den Mordvorwürfen. Erst acht Tage später, am 3. Dezember, gab er einmal sein Schweigen auf. Allerdings durften die Beamten das, was er sagte, nicht protokollieren. Er bestätigte, was Ursula Winkler der Polizei gesagt hatte. Er wäre in der Wohnung von Frau Eckensberger überrascht worden, hatte blindlings zugeschlagen und der Frau ein Kissen oder eine Polsterrolle auf das Gesicht gedrückt, um sie am Schreien zu hindern. Drei Details seiner Aussage waren der Polizei neu: Erstens wollte Weilguny die Wohnung mit einem Schlüssel geöffnet haben. Was er dort suchte, von wem er den Schlüssel erhalten hatte und weshalb er annahm, daß in der Wohnung niemand wäre - darüber verweigerte er die Aussage.
Zweitens war er nicht in die Wohnung eingedrungen, um zu stehlen. Die Platinringe sowie 2000 DM Bargeld, von deren Verlust bisher niemand wußte, hätte er nur mitgenommen, um einen Raubüberfall vorzutäuschen. Das wertvolle Diamantarmband hatte er nicht übersehen, sondern absichtlich zurückgelassen. Die Ringe versteckte er im Hofoldinger Forst. Zwei Tage nach dieser Aussage führte er die Kripo zum Versteck. Die Ringe waren am Fuß einer Buche in einer Schokoladenschachtel nur lose unter Laub und Fichtennadeln verborgen. Es sah tatsächlich nicht so aus, als hätte Weilguny die Ringe, deren Wert er kannte, später verwerten wollen.
Und drittens hatte er am 27. Oktober seinen blauen Trenchcoat auf einem Rastplatz an der Autobahn verbrannt, um ihm etwa anhaftende Spuren zu vernichten. An der von Weilguny beschriebenen Stelle fand die Kripo tatsächlich die verkohlten Reste des Mantels.
Damit war klar, daß Weilguny die Witwe niedergeschlagen und vermutlich getötet hatte, wobei seine Tatdarstellung freilich nicht so recht zu den Würgemalen und den Zungenbein- und Kehlkopfbrüchen im Obduktionsbefund paßte. Entweder hatte Weilguny weder seiner Freundin noch der Polizei die Wahrheit gesagt, oder die Feststellungen im Obduktionsbefund waren fehlerhaft.
Denkbar wäre eine dritte Möglichkeit: Ein anderer vollendete, was Weilguny begonnen hatte. Diese Frage blieb unklar, weil Weilguny weder von der Kripo noch vom Gericht zu bewegen war, darüber auszusagen. Unklar blieben auch das Motiv und die Hintergründe sowie die Auftraggeber dieses Verbrechens.
Volkmar Weilguny, des Mordes an der Verlegerin Eckensberger angeklagt, weigerte sich, seine Auftraggeber zu nennen
Kurz vor dem Prozeß, im November 1974. hatte der Braunschweiger Generalstaatsanwalt Kintzi noch erklärt: „Von sich aus hat er" (Weilguny - G. F.) „das wohl nicht gemacht... zu einundfünfzig Prozent gab es einen Auftraggeber..." Zumindest gab es einen für die „Auskundschaftung". Das hat Weilguny selbst angedeutet. Dieser Auftraggeber wurde aber nicht ermittelt. Auch die Kriminalpolizei war ursprünglich von der Existenz eines Solchen Hintermannes ausgegangen. Er konnte beispielsweise in der Familie Voigt zu suchen sein. Dafür sprach, daß sich Frau Eckensberger und die Familie Voigt seit langer Zeit „wie Hund und Katze" belauerten, wie Zeugen vor Gericht bekundeten. Frau Eckensberger war außerdem im Begriff, ihr Testament zu ändern. Die Voigts waren zwar keine Erben ihres Privatvermögens, aber konnten die neuen Dispositionen vielleicht doch ihre Interessen berühren?
Weilguny hatte in der Bismarckstraße 14 weder Geld noch Diamanten gesucht. War er vielleicht auf irgendwelche Papiere, etwa Testamentsentwürfe, Notizen, vertrauliche Geschäftsunterlagen, Aufzeichnungen über die Auslandskonten oder ähnliches aus? Wenn ja, so konnte er persönlich keinerlei Nutzen aus den Papieren ziehen, es sei denn,
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