Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
CID (Criminal Investigation Division), der Kriminalabteilung der amerikanischen Militärpolizei, ein verwundertes Kopfschütteln ab. Dabei waren Vorbereitung und Ablauf des Coups, ver-glichen mit dem, was man von späteren Generationen des Räubergewerbes in der BRD zu sehen bekam, ausgesprochen primitiv und störanfällig.
Die Sache klappte denn auch nicht sofort im ersten, sondern erst im zweiten Anlauf. Der erste Versuch startete am Donnerstag, dem 2. Juni 1949. Für. diesen Tag hatte Postler Honckel einen Transport mit rund 400000 DM avisiert. Folglich stahl Häuptling Knabenschuh in der Nacht zuvor in Zwingenberg an der Bergstraße, das zwischen Mannheim und Darmstadt liegt, den roten Chevrolet eines amerikanischen Leutnants. Mit diesem Wagen sollte das Postauto gerammt werden. Zwei schwere amerikanische Armeepistolen, zu denen die Stucks auf dem schwarzen
Markt im Mannheimer „Laternenviertel" die Munition erwarben, vervollständigten die Ausrüstung. Der Überfall wäre sicherlich schon an diesem Tage gelungen, hätte der Chevrolet nicht unterwegs gestreikt. Als er wieder halbwegs fahrbereit war, befand sich der Jutesack samt Geld schon im Tresor der Landesbank.
Die Bande versteckte den gestohlenen Wagen deshalb im Hüttenfelder Wald, nördlich von Viernheim. An den folgenden Tagen fuhren sie abwechselnd mit einer Zündapp 200 dorthin, um daran herumzubasteln. Dabei wurden sie einige Male von Spaziergängern beobachtet.
Eine Woche nach dem gescheiterten Versuch meldeten die Stucks wieder einen großen Geldtransport. Kurz entschlossen und ohne weitere Vorbereitung stahl Knabenschuh noch in derselben Nacht, an derselben Stelle in Zwingenberg das neue Auto desselben amerikanischen Leutnants.,, Der Offizier hatte sich inzwischen anstelle des gestohlenen Chevrolets einen mausgrauen Ford 48 zugelegt.
Auch diesmal wäre das Unternehmen beinahe gescheitert. Just in dem Augenblick, als Knabenschuh sich anschickte, die Zündung des Wagens kurzzuschließen, kam ein Jeep der amerikanischen Militärpolizei die Straße entlanggebraust. Knabenschuh konnte gerade noch in Deckung hechten. Der Jeep fuhr vorbei.
Kurz darauf war der Ford startklar und rollte, ein Stück des Weges von den Mitgaunern Breuning und Hörner auf der Zündapp begleitet, über Umwege auf die Autobahn.
Es ging gut, bis Knabenschuh aufs Gaspedal trat und der Wagen mit rund 150 Stundenkilometern dahinjagte. Damit erregte er bei Lorsch die Aufmerksamkeit einer Streife der Militärpolizei, die dort betrunkenen Landsleuten auflauerte. Als der Ford mit dem amerikanischen Kennzeichen vorüberraste, nahm sie daher sofort die Verfolgung auf. Das wäre der Bande beinahe zum Verhängnis geworden. Die Verfolger holten tüchtig auf. Dem schönen Robert gelang es jedoch buchstäblich im letzten Moment, durch ein halsbrecherisches Manöver zu entkommen. Er schaltete die Scheinwerfer aus, raste auf die zerstörte Frankenthaler Autobahnbrücke zu, riß unmittelbar davor das Steuer herum und fuhr im Bogen, quer über einen Acker, auf die Gegenspur der Autobahn. Die Verfolger aber sausten an ihm vorbei.
Am Morgen des 9. Juni 1949 erreichte Knabenschuh ohne weitere Zwischenfälle Mannheim. Dort warteten bereits Breuning und Horner, die sich mittlerweile der Zündapp entledigt hatten. Breuning übernahm das Steuer des Ford und bog langsam in die Heinrich-Lanz-Straße ein. Knabenschuh und Hörner postierten sich an der Ecke zur Schloßstraße. Auch Franz und Ludwig Stuck waren zur Stelle. Sie promenierten harmlos zwischen Postamt und Hauptbahnhof hin und her. Plötzlich zog Franz Stuck den Hut, das verabredete Zeichen für das Erscheinen des Geldtransportes. Breuning löste die Handbremse und trat aufs Gaspedal. Der Ford legte nur wenige Meter zurück, dann stand er genau vor dem Kühler des Geldtransporters. Alles Weitere ging in Sekundenschnelle vor sich.
Hörner und Knabenschuh sprangen heran, rissen die Tür des Postwagens auf, setzten dem Fahrer die Pistole auf die Brust und ergriffen den Jutesack, der an diesem Morgen rund I60000DM enthielt.
Der Postfahrer und sein Begleiter Honickel, beide zu Salzsäulen erstarrt, gaben keinen Laut von sich. Nur der andere Begleiter, Sinder, begann zu schreien. Aber erst, nachdem die Räuber mit dem Geldsack bereits auf und davon waren. In den nächsten Minuten bewies „Bulle" Breuning, daß seine Fahrkünste sich ebenfalls sehen lassen konnten. In rasendem Tempo steuerte er den Wagen um ein halbes Dutzend Ecken in die
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