Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Breite Straße, vorbei an Zeughaus und Gewerbeschule auf den Ludwigsring zu. Er brauste über die verkehrsreiche Ringkreuzung hinweg, direkt durch eine Tankstellenpassage hindurch, auf den Hafen zu und haarscharf an einem Verkehrsposten vorbei über die Jungbuschbrücke in Richtung Waldhof.
Der Verkehrsposten, den Breuning beinahe überfahren hätte, war noch geistesgegenwärtig genug gewesen, das polizeiliche Kennzeichen des Wagens zu notieren, mit einigen Fehlern freilich, wie sich später herausstellte.
In Waldhof, einer Randsiedlung von Mannheim, traf das Trio mit den Brüdern Stuck zusammen und entlohnte sie mit 40000 DM. Man plauderte noch ein Weilchen amüsiert über den gelungenen Coup, verabschiedete sich dann und verabredete vorsichtshalber eine längere Trennungszeit sowie verschiedene taktische Verhaltensregeln für den Ernstfall. Dann fuhr Kna-henschuh mit seinen beiden Freunden erst einmal auf Urlaub in den Schwarzwald. Die Stucks dagegen hielten in Mannheims Kneipen die Stellung.
Dieser tolldreiste Vormittagsüberfall auf offener Straße erregte sofort Aufsehen.
Alle Polizeidienststellen des Landes Baden-Württemberg, dazu die Militärpolizei, wurden in Alarmzustand versetzt. Die Polizei der gesamten Trizone, per Fernschreiber informiert, unterstützte die Fahndung nach den Tätern.
Die zuständige CID-Dienststelle Heidelberg entnahm den Personalakten der amerikanischen Soldaten diejenigen, die von Chicago, New York, San Francisco oder anderswo einschlägige Rauberfahrungen mit nach ,,Old Germany" gebracht hatten, denn für die CID-Experten stand sofort fest, daß für einen so gelungenen Coup nur routinierte Profis aus den Staaten in Frage kamen. Auch die Mannheimer Kriminalpolizei und ihr Chef neigten zu dieser Ansicht, zumal die Räuber ja englisch gesprochen, nämlich „hands up" gesagt hatten. Die drei Überfallenen Postangestellten wurden nach allen Regeln kriminalistischer Fragekunst ausgequetscht. Auch Thekenredner Honickel kam an die Reihe, blieb aber entgegen sonstiger Gewohnheit sehr einsilbig. Das hatte einen guten Grund. Schon in der Minute des Überfalls war ihm blitzartig klargeworden, daß seine Geschwätzigkeit dieses Malheur verursacht hatte. Um außer dem Geldsack nicht noch die in 22 Jahren erdiente Pensionsanwart-schaft bei der Post zu verlieren, blieb er diesmal schweigsam. Das sollte Kripochef Riester mancherlei Ungelegenheiten und einige Mißgriffe einbringen. Honickel hätte reden können, schwieg jedoch. Seine Mitopfer und andere Zeugen waren zwar aussagewillig, hatten aber nur wenig zu sagen. Es war ja alles so unerwartet gekommen und so furchtbar schnell. Riester hätte sich die Haare raufen mögen, zumal auch die CID mit ihren Untersuchungen keinen Schritt vorankam. Zu allem Überfluß stellte sich die Autonummer, auf die die Kripo soviel Hoffnung gesetzt hatte, als falsch heraus.
Es gingen zwar mehrere Hinweise auf verdächtige Ausländer ein, und im Zuge der Ermittlungen wurden verschiedene deutsche und amerikanische Schieber und Schwarzhändler aufgestöbert, doch nie führte die Spur zu den Posträubern.
Schon schien es, als würde dieser Fall ebenfalls ins Archiv der unaufgeklärten Verbrechen wandern, als der Kriminalpolizei die Meldung zuging, daß im Hüttendorfer Wald, dicht an der Autobahn, der Tatwagen gefunden wurde. Der graue Ford war unweit jener Stelle abgestellt worden, an der zehn Tage zuvor ein Förster den gestohlenen roten Chevrolet des US-Leutnants aus Zwingenberg entdeckt hatte. Der Zusammenhang zwischen den beiden Autodiebstählen und dem Postraub war unverkennbar. Dennoch ließ Kripochef Riester den aufgefundenen Ford, wie vorher auch schon den Chevrolet, ohne vorherige gründliche Spurensicherung seinem Eigentümer aushändigen und verschenkte damit vielleicht die Beweise, die ihm später so sehr fehlten.
Die Kripo durchkämmte tagelang die Mannheimer Kneipen am Hafen und im Prostituiertenviertel an der 19. Querstraße. Da konkrete Anhaltspunkte fehlten, wurde ganz allgemein nach „Autofahrkünstlern" gefahndet, die in letzter Zeit über auffällig viel Geld verfügten. Bei dieser Aktion erfuhr einer der Kripomänner von einem ungewöhnlichen Schwarzmarktgeschäft. Ein Unbekannter hatte kurz vor dem Raubüberfall Pistolenmunition für fünf Mark pro Stück aufgekauft und obendrein noch eine Schachtel Chesterfield als Zugabe gegeben. Das Geschäft war von einem Gastwirt vermittelt worden, der das allerdings abstritt. Doch dem Beamten war
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