Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
verurteilte ihn im Frühjahr 1952 wegen zweifachen Mordes in Tateinheit mit versuchtem Mord zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe. Er wurde in die Strafvollzugsanstalt Celle übergeführt.
Die während der Untersuchung durch die Sonderkommission erschnüffelten Erkenntnisse über politische Gegner und Oppositionelle wurden vermutlich den „Ämtern für Verfassungsschutz", dem politischen Geheimdienst der BRD, zur Verfügung gestellt. Zederik E. von Halacz verbüßte 22 Jahre seiner Strafe in Celle. Anfang November 1974 wurde er per Gnadenerlaß des niedersächsischen Ministerpräsidenten wegen Krankheit vorzeitigentlassen. Die Ärzte hatten eine faustgroße Geschwulst aus seinem Gehirn entfernen müssen.
Mittlerweile hat der erste Bombenleger der BRD im bundesrepublikanischen Alltag Dutzende Nachfolger gefunden. Verglichen mit ihren minutiös geplanten, präzise ausgeführten und bis ins Detail durchdachten Terroranschlägen, war Halacz ein Stümper. Auch die Polizei und ihre SpeziaIkommandos,die heute Terroristen jagen, sind mit der hausbackenen Zirpins-Sonder-kommission und ihren altväterlichen Arbeitsmethoden nicht mehr zu vergleichen. Nur der Geist der Polizisten ist noch derselbe. Regierungen und Polizeichefs haben inzwischen gewechselt, die Aufgaben der Polizei und ihre Funktion sind geblieben.
Der giftige Schokoladenpilz
Am Montagabend, dem 15. Februar 1954, unterbrach der Rundfunk im Regionalprogramm für das rheinpfälzische Gebiet seine Sendung für eine Durchsage der Polizei. Die Kriminalpolizei von Worms ließ die Bevölkerung vor dem Genuß von likörgefüllten Schokoladenpilzen warnen, die um diese Zeit in verschiedenen Wormser Kaufhäusern und Pralinengeschäften verkauft wurden.
Für diese Warnung gab es einen ernsten Grund. Am gleichen Tag, nachmittags gegen 15 Uhr 20, war die 30jährige Witwe Anni Hamann an einem solchen Schokoladenpilz gestorben. Ihr Hund, der Reste davon aufleckte, war nach wenigen Minuten unter heftigen Krämpfen verendet. Nach Zeugenaussagen hatte die Freundin der Verstorbenen, Christa Lehmann, drei solcher Pralinen am Samstag, dem 13. Februar, verteilt. Zwei waren sofort aufgegessen, die dritte, Anni Hamanns Mutter zugedacht, war in den Küchenschrank gelegt worden. Am Montagnachmittag fiel Frau Hamann beim Aufräumen der Küche der Schokoladenpilz in die Hände. Sie steckte ihn in den Mund, zerbiß ihn, verzog das Gesicht und spie ihn wieder aus. Der Pilz hatte so bitter geschmeckt. Kurz darauf mußte sie sich übergeben, ihr wurde schwindlig, sie konnte nichts mehr sehen und bekam Krämpfe. Etwa 20 Minuten später war sie bereits tot. Der Arzt vermutete eine Vergiftung und benachrichtigte die Polizei.
Das war der Sachstand, mit dem Oberinspektor Dahmen von der zuständigen Kriminaldienststelle konfrontiert wurde. Die Kripo veranlaßte die Obduktion der Verstorbenen.
Christa Lehmann, am nächsten Tag vernommen, bestätigte die Verteilung der Schokoladenpilze. Sie hatte fünf davon im Beisein ihrer Freundin Anni im Kaufhaus Wortmann erworben. Drei verteilte sie in der Wohnung ihrer Freundin, die beiden übrigen aß sie selbst, und zwar einen am Samstag, den anderen am Sonntagabend. Nach diesem letzten Pilz wäre ihr plötzlich so übel geworden, daß sie sich zu Bett legen mußte. Sie hätte krampfartige Leibschmerzen bekommen und sich andauernd übergeben müssen. Diese Übelkeit hatte noch den ganzen Montag angehalten.
Die Sache war rätselhaft. Die im Kaufhaus Wortmann noch vorhandenen Schokoladenpilze waren sofort sichergestellt worden, hatten sich aber als einwandfrei erwiesen.
Auch die Experten des Instituts für Gerichtsmedizin und Kriminalistik der Universität Mainz, denen die Leiche zur Obduktion übergeben worden war, standen vor einem Rätsel. Denn trotz der geschilderten und für einen Gifttod typischen Symptome ließ sich keines der herkömmlichen Mordgifte nachweisen. Daraufhin wurde ein vierköpfiges Toxikologenteam, das über Spezialkenntnisse von weniger gebräuchlichen Giften verfügte, herangezogen. Dieses Team hatte vor allem Kenntnisse über Schädlingsbekämpfungsmittel, darunter auch das berüchtigte E605. Dieses Gift, ursprünglich in den Bayer-Werken in Leverkusen als Nebenprodukt von Experimenten mit organischen Phosphorverbindungen entdeckt, wurde 1945 von den amerikanischen Besatzern beschlagnahmt und in die USA gebracht. Dort war es schon kurze Zeit später als Schädlingsbekämpfungsmittel Folidol oder Thiophos auf den Markt
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