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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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gekommen.
    Im Jahre 1948 tauchte es wieder in Westdeutschland auf, wurde als das ursprüngliche Bayer-Produkt E 605 identifiziert und seitdem unter diesem Namen in Drogerien und Samengeschäften frei verkauft. Schon in den USA hatte es Todesfälle mit diesem Schädlingsbekämpfungsmittel gegeben. Sie erwiesen sich aber stets als Unfälle, die durch Unachtsamkeit entstanden waren. Für Mord oder Selbstmord schien dieses Gift bis Februar 1954 nicht verwendet worden zu sein.
    In der BRD hingegen wurde es bis zum 15. Februar 1954 insgesamt neunmal als Selbstmordgift benutzt. Morde mit E605 allerdings waren auch hier noch nicht bekannt geworden.
    Das Toxikologenteam in Mainz, das bereits vergeblich den Nachweis für eine ganze Reihe von Giften erprobt hatte, kam schließlich auf die Idee, das Untersuchungsgut auf Vorhandensein von E 605 zu analysieren. Sie behandelten eine Blutprobe der Verstorbenen mit Natronlauge und erzielten sofort eine intensive Gelbfärbung, die für E605 typische Reaktion. Der Direktor des Instituts, Professor Dr. Dr. Kurt Wagner, zweifelte das Ergebnis jedoch an. Ein Giftmord mit E 605 erschien ihm höchst unwahrscheinlich.
    Dieser konservative Gerichtsmediziner hielt nicht viel von den modernen Methoden und Erkenntnissen. Das war schon sechs Jahre zuvor in spektakulärer Weise in einem anderen Vergiftungsfall gerichtsbekannt geworden. Damals, 1948, war die Apothekersfrau Margarethe Wolsiffer aus Neustadt an der Hardt in einem anfechtbaren Indizienprozeß zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt worden, weil sie nach Ansicht des Schwurgerichts in Frankenthal ihren Ehemann mit Opium vergiftet hatte. Den entscheidenden „Beweis" hatte das Sachverständigengutachten des Professors Wagner geliefert, der sich zum „Giftnachweis" eines längst veralteten, in der gerichtlichen Toxikologie wegen seiner Unzuverlässigkeit seit langem nicht mehrgebräuchlichen Untersuchungsverfahrens, des sogenannten Mäuseringelschwanztests, bedient hatte. Später wurde Wagner wegen dieses offenkundigen wissenschaftlichen Mißgriffs heftig attackiert. Das änderte aber nichts an seiner Gutachterposition. Und es änderte auch nichts an der Lage der Margarethe Wolsiffer, die einem unfähigen Gutachter und einem voreingenommenen Gericht zum Opfer fiel. Sie blieb im Zuchthaus.
    Im Vergiftungsfall Hamann ordnete Wagner einen zweiten Versuch auf E 605 an. Auch diese Analyse, die einen Extrakt des Mageninhalts der Verstorbenen zum Gegenstand hatte, verlief positiv. Damit war jeder Zweifel ausgeschlossen, Anni Hamanns Tod war durch E 605 herbeigeführt worden.
    Aber es entstanden, wie so oft in der kriminalistischen Praxis, sofort neue Fragen. Trotz des Hinweises auf den Schokoladenpilz ergab die Obduktion zunächst noch eine andere Möglichkeit. Der Mageninhalt der Verstorbenen enthielt zwar Reste ihrer letzten Mahlzeit, Nudeln, aber nicht die geringste Spur Schokolade.
    Kneipe und dem Likör. Daran änderten auch die drei Kinder nichts, die sich im Laufe der Ehe einstellten.
    Ehemann Karl Franz bekam von alldem Magengeschwüre, die ihn mächtig plagten und dann zwangen, einen Arzt zu konsultieren.
    Am Samstag, dem 27. September 1952, hatte er jedoch keine Beschwerden und ging daher schon früh am Morgen zum Friseur, Ehefrau Christa bereitete inzwischen das Frühstück. Als er zurückkam, frühstückten beide in bester Eintracht. Karl Franz trank, wie jeden Morgen, seine Milch, Christa ihren Kaffee. Nach dem Frühstück bestieg Lehmann sein Rad, um zur Arbeit zu fahren. Doch zwanzig Minuten später war er schon wiederdaheim in der Paulusstraße. Er klagte über heftige Leibschmerzen, über Übelkeit und Schwindelgefühl, legte sich deshalb aufs Kanapee und schickte sein Weib zu einem gewissen Dr. Bayer! Ehefrau Christa traf den Arzt nicht an und besuchte daher ihren Schwager, der weit draußen am Stadtrand von Worms wohnte. Ihm erklärte sie, daß es ihrem Manne so schlecht ginge, daß er schon „ganz blau" aussähe. Der Schwager verständigte daraufhin eilig einen anderen Arzt. Doch als der in die Paulusstraße kam, konnte er nur noch den Totenschein ausstellen. Darauf bescheinigte er einen „Magendurchbruch nach außen in die Bauchhöhle". Dr. Bayer bestätigte diese Diagnose später.
    Karl Franz Lehmann wurde beerdigt. Seine Frau war untröstlich. Sie weinte und jammerte zum Steinerweichen. Doch das gab sich sehr schnell wieder. Später sagte sie: „Nachdem mein Mann beerdigt und vergessen war, hatte ich in unserer

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