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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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begangen worden, doch sprach vieles dafür, daß es sich um den gleichen Mörder handelte. Außer der Waffe stimmten nämlich alle übrigen Tatmerkmale in idealer Weise überein. Auch Engel waren offenbar nur das Bargeld, etwa 400 DM, und diverse Kleinigkeiten abgenommen, Wertgegenstände aber, wie schwere, goldene Manschettenknöpfe, belassen worden.
    Da der Zusammenhang beider Morde jetzt eindeutig auf der Hand lag, übernahm nunmehr die Mordkommission Hannover auch den Fall Engel.
    Die niedersächsische Kriminalpolizei und besonders ihr Landeskriminalpolizeiamt zählte stets zu den Musterbeispielen kriminalpolizeilicher Organisation in der BRD. Ein westdeutscher Polizeiexperte schrieb einmal, sie „ist so organisiert, wie es sich der kriminalpolizeiliche Fachmann wünscht. Ihre Organisation ist aus einem Guß." Das änderte freilich nichts an der Tatsache, daß die kriminalpolizeiliche Aufklärungsquote der Verbrechen in Niedersachsen zu den niedrigsten in der BRD gehört. Und es ändert auch nichts daran, daß sie sich in den Mordfällen Bick und Engel und bei der Untersuchung des Misburger Raubüberfalls nicht gerade geschickt angestellt hat.
    Am 17. Oktober 1957 teilte ein Malermeister der Kripo mit, sein Sohn habe gehört, Gerhard Popp und Inge Marchlowitz wären die gesuchten Mörder. Nähere Angaben konnte der Mann allerdings nicht machen. Schon Wochen zuvor hatte der inhaftierte Polizeispitzel Erich Pfersich der Kripo denselben Tip gegeben und zugleich auf den Gewürzvertreter Melzer als Mitwisser verwiesen. Als dann gar noch jener Melzer über einen Rechtsanwalt Verbindung mit dem für die Morde zuständigen Staatsanwalt Klar aufnahm, um zu hören, ob er die ausgesetzte Belohnung einstreichen und außerdem wegen eigener Straftaten ungeschoren bleiben könnte, wenn er bei der Aufklärungder beiden Morde behilflich wäre, schwenkte die Kripo endlich auf die Spur Popp ein. Wochenlang ermittelte sie und stellte fest, „Revolver-Ede" war nicht nur Waffenfan, sondern auch Waffenbastler und hatte bisher hauptsächlich Pistolen vom Kaliber neun Millimeter verwendet, die die Patronenhülsen nicht auswarfen. Und noch ein Umstand gab zu denken: Bei seinen Diebstählen und Einbrüchen nahm Popp immer nur Bargeld oder Kleinigkeiten mit. Wertgegenstände hingegen, die leicht zu identifizieren waren und ihn daher überführen konnten, ließ er stets zurück.
    Popp, der bereits im Gefängnis saß, wurde vernommen, ließ die "Beamten aber abblitzen.
    Auch Inge Marchlowitz, von der Kripo vorgeladen, wies jeden Verdacht weit von sich. Sie hatte angeblich nicht einmal gewußt, daß Popp aus dem Gefängnis geflohen war.
    Die Kripo nahm sich daher Ewald Melzer vor und erkannte sehr bald, daß er tatsächlich einiges über die Verbrechen an Bick und Engel wissen mußte. Sie setzte ihn unter Druck, und er gab schließlich zu, in seinem Anwesen wäre eine Pistole versteckt, die Popp gehöre. Die Waffe wurde sichergestellt und ins BKA zur Untersuchung geschickt. Dort stellten die Schußwaffenexperten fest, daß aus ihr auf das Ehepaar Wichmann geschossen wurde. Damit war der erste wichtige Beweis gegen Popp gefunden. Und auch für Inge Marchlowitz' Mitwirkung an den Verbrechen gab es einen deutlichen Hinweis. Eine Serviererin erkannte in ihr das Mädchen, mit dem Engel am 15. Januar in einem Cafe am Steintorplatz Bekanntschaft geschlossen hatte.
    Nun gab es für die Hannoveraner Mordkommission kein Halten mehr. Sie nahm unverzüglich Verbindung mit Pfersich auf und nötigte auch dessen Verlobte, Ursula Koch, zu Zuträgerdiensten. Ursula Koch war zu jener Zeit, ebenso wie Inge Marchlowitz, schwanger. Sie freundete sich weisungsgemäß mit Popps Freundin an, und beide kamen schließlich im selben Entbindungsheim nieder. Der Zuträgerin gelang denn auch, was den Beamten der Mordkommission in bisherigen Verhören nicht gelungen war: Inge Marchlowitz ein Geständnis zu entlocken. Als die beiden jungen Mütter wieder einmal über ihre Situation und das traurige Los ihrer Sprößlinge sprachen, deren Väter im Gefängnis saßen, tauchte plötzlich der Gedanke an Selbstmord auf. Wer ihn zuerst aussprach - Inge Marchlowitz, der es ernst damit war, oder Ursula Koch, die gar nicht daran dachte, aus dem Leben zu scheiden -, ist umstritten. Die Kriminalpolizei, später verdächtigt. diese Situation inspiriert zu haben, tat den Vorwurf als pure Erfindung ab. Fest steht aber, daß Inge Marchlowitz ihrer
Von Popp selbstgebastelter Tatrevolver im

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