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Der Tod kann mich nicht mehr überraschen

Der Tod kann mich nicht mehr überraschen

Titel: Der Tod kann mich nicht mehr überraschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Vullriede
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dafür und dir gönne ich den Anblick meiner männlichen Pracht gar nicht.«
Basti stieß ein Lachen aus, teils amüsiert, teils erleichtert. »In Ordnung, deine männliche Pracht bleibt tabu für mich. Was noch?«
Marvin grinste ebenfalls, trotz der Kopfschmerzen. Vorsichtig legte er sich nun doch auf das Kissen. Das Ablegen des Kopfes erschütterte sein pochendes Gehirn. Ihm fehlten die Schmerztabletten aus der Klinik. Im Liegen suchte er eine Visitenkarte aus seiner Geldbörse heraus. Schließlich hielt er Basti die Karte hin.
»Das ist die Adresse meines Neurologen. Ich brauche Medikamente, vor allem Schmerzmittel. Kümmere dich darum.«
Basti stand auf und nahm die Karte. Dann verschwand er und kehrte mit einer Decke aus dem Schlafzimmer zurück. Bedächtig wickelte er sie um Marvins Körper, nur den Kopf ließ er frei.
»Du siehst echt scheiße aus«, bemerkte er.
Marvin roch an der Decke und drückte sie an sich. Seine eigene weiche Bettdecke, wie hatte er sie vermisst. Allmählich begann er, sich wieder zu Hause zu fühlen. Mit seiner Rechten fasste er Bastis Hand unter der Decke hindurch.
»Wir brauchen deine Unterstützung, Lisa und ich. Du bist für uns jetzt der wichtigste Mensch in diesem Haus.«
»Das überträgst du ausgerechnet mir?«
Ungläubige Augen blickten Marvin an.
»Natürlich! Wem sonst? Du bist mein Bruder, nicht wahr? Ich weiß, du würdest es auch ohne dieses verdammte Geld tun.«
Basti drückte Marvins Hand etwas zu stark. »Du kannst dich auf mich verlassen!«, sagte er und seine feuchten Augen versteckte er, indem er schnell aufstand. Doch Marvin hatte sie längst bemerkt. Eifrig las Basti die Adresse von der Visitenkarte und polterte los.
Lisa musste sich erst einmal setzen, als sie Marvin zu Hause vorfand. Der kleine Hund, den sie von einer Nachbarin abgeholt hatte, bellte ihn irritiert mit heller Stimme an. Marvin beobachtete den Wirbelwind und wunderte sich, wie sich jemand so etwas Lautes und Hektisches freiwillig ins Haus holen konnte. Bald darauf kam Marvins Neurologe in Begleitung von Basti, und während der ihn untersuchte, bemerkte Marvin im Augenwinkel, wie Lisa mit Basti im Nebenzimmer schimpfte. Sie gestikulierten beide mit den Armen. Doch Basti schien sich durchzusetzen und wie ein guter Freund legte er am Ende tröstend die Arme um sie. Anschließend sprach der Arzt mit beiden in der Diele, was Marvin nicht gefiel, denn er wollte alles mitbekommen. Allein seine Kopfschmerzen hielten ihn davon ab, sich einzumischen. Der Arzt kam zu ihm zurück.
»Sie können hier bleiben. Ich habe mit dem Krankenhaus telefoniert.«
Er gab ihm eine Spritze gegen die Schmerzen, bevor er ging.
»Nicht die Medikamente aus dem Krankenhaus«, bettelte Marvin noch, dann schlief er ein.

Als Marvin wieder aufwachte, lag er sorgsam zugedeckt im Schlafzimmer. Auf seinem Nachtschrank stand ein Glas Wasser und das Fenster war einen Spalt geöffnet. Er musste lange geschlafen haben. Zwar hing keine Uhr in dem Raum, doch die Art und die Helligkeit, wie das Licht durch die Fenster schien, ließen ihn ahnen, dass viel Zeit vergangen sein musste. Seine Kopfschmerzen hatten sich auf ein erträgliches Maß reduziert. Dafür war er schon dankbar. An den Schrank gelehnt standen seine geöffneten Wäschetaschen aus dem Krankenhaus.
Durch die geschlossene Tür hörte Marvin Besteck auf Geschirr klappern und viele Stimmen. Zwischendrin kläffte der Hund. Es missfiel ihm, alleine im Schlafzimmer zu liegen. Er wollte ins Wohnzimmer, dahin, wo er das Wichtigste überblicken konnte – die Wohnungstür und die Küche. Dorthin, wo die anderen sich aufhielten. Warum hörte er so viele Stimmen?
Es war Basti, der seinen Kopf durch einen Türspalt drückte und zu ihm hereinschaute.
»Endlich bist du wach.«
Er kam herein und öffnete sofort ein paar Schachteln mit Tabletten, die auf dem Nachtschrank lagen. »Lisa hat Geburtstag!«
Marvin verstand nicht.
»Aber Lisa hat erst morgen Geburtstag.«
Basti lachte und hielt ihm drei Tabletten und das Wasserglas hin. »Heute ist ›Morgen‹. Nach der Spritze hast du den gestrigen Tag komplett verschlafen.«
Wie aus Gewohnheit spülte Marvin die Medikamente herunter.
»Ich möchte ins Wohnzimmer!«
Nachdenklich betrachtete Basti den Rollstuhl und dann Marvin.
»Ich müsste zuerst den Rollstuhl und dann dich die Treppen hinunter tragen und ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Der Arzt meinte, wir sollten darauf achten, dass du dich schonst. Und Lisa hat wirklich viel

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