Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
dazu gehört schon einiges. Da braucht es den nötigen Killerinstinkt. Selbst der Kastelmeyer brächte niemanden um, als würde er sich eine Bierflasche aufmachen. Aber er wird wissen, dass er keine Wahl hat. Die Messe ist gesungen. Er muss weiter töten. Immer weiter. Eins führt zum anderen. Es geht ums Fell. Und das wird ihm keiner so einfach vom Leib schälen. Nicht mit Django. Nicht, solang er noch Stiefel an den Füßen hat.
Der Sandner greift nach einem Wasserglas vor ihm. Er trinkt einen Schluck. Kaum merklich zittert seine Hand. Er belässt seine Augen auf der massigen Gestalt gegenüber. Nicht schwer zu erraten, was im Sheriff vorgeht. Totes Fleisch sieht er vor sich. Sandners Puls versucht sich am Highscore. Lange hält er das nicht durch. Aufspringen will er und brüllen. Handeln. Er platziert das Glas auf dem Tisch und verschränkt die Arme. Versucht, seinen Herzschlag einzubremsen. Vergeblich.
Sein Gegner trägt Uniform. Er hatte also dafür sorgen können, dass seine Inspektion ihn beauftragt hat, hierherzufahren. Schließlich kennt er die Leute. Big Daddy. Alles andere hätte den Sandner sehr verwundert. Ein Glücksfall. Der Kastelmeyer ist ein schlauer Fuchs. Den fängst du nicht mit der Mausefalle. Der hat eine gute Witterung. Sie hat ihn hierhergeführt. Der Sandner und das Madl sind die klassischen zwei Fliegen. Statt einer Klappe sollen zwei Kugeln das erledigen.
»Eigentlich hab ich gar keine Frage an Sie«, sagt der Ermittler. »Komisch – normalerweise hat man immer eine einstecken.« Er schaut auf die Uhr.
Der Kastelmeyer greift stumm in seine Jackentasche. Er zieht eine Pistole, visiert den Sandner einen Moment lang an. »Peng«, sagt er und grient. Eher eine Grimasse.
Nichts, was du in einem Leben zweimal brauchst. Wenn er hier lebend herauskommt, sollte sich der Sandner auch einen Traumfänger zulegen. Diese Fratze wird er so schnell nicht vergessen.
Das Grinsen bleibt in seinem Gesicht hängen wie eingefroren, als der Mann die Waffe auf den Tisch legt. Zwei Schritte tritt er zurück. Einen seiner Lederhandschuhe streift er ab. Er öffnet die Sicherungsschlaufe seines Holsters. Alles ist bereitet.
»Greif zu«, fordert er den Sandner auf. »Sie ist geladen und entsichert.«
»Aha. Und wenn nicht?«
Der Mann zuckt mit den Schultern. »Dann erschieß ich dich so, du feiger Hundling.«
»Sechs Schuss müssten noch drin sein«, sagt der Sandner und betrachtet die Pistole. Sie kommt ihm fremd vor, obwohl es seine ist. Das schwarze Metall glänzt ölig. Offenbar frisch gereinigt. Zwei Menschen sind dadurch gestorben. Du musst nur auf jemanden zeigen damit und den Finger krümmen. Einfache Übung. Er mag Schusswaffen nicht. Ein halber Meter bis zur Tischmitte. Der Lauf zeigt auf den Kastelmeyer. Zu bezweifeln, dass er geschwind genug zupacken und den Dicken anvisieren konnte, ohne zuvor ein Loch in den Schädel zu bekommen. Scheint ein versierter Revolverheld zu sein, der Sheriff.
Ihm gegenüber lässt der seine Hand locker über dem Holster baumeln. Die Beine hat er gespreizt. Er bewegt die Finger, als würde er ein unsichtbares Klavier bespielen. Lockerungsübung. Sie starren sich in die Augen. Wer blinzelt, hat verloren. Ob die Augenlider zucken werden, wenn er zugreift? Ein schlechter Film. Ewig wird der Mann nicht warten. Ob er glaubt, damit davonzukommen? Optionen hat er keine. Der Sandner hat ihn in die Enge getrieben, und jetzt stellt er sich auf die Hinterbeine. Letztes Gefecht für die feiste Ratte.
Der Sekundenzeiger der Küchenuhr macht seine Runden. Unbeeindruckt trampelt die Zeit über alles hinweg. Auch wenn jeder für sich gerne eine Ausnahmeregelung hätte. Sie stampft dich in den Staub. Irgendwann. Aber nicht gerade heute. Heute hat der Sandner noch etwas vor. Zu sterben wäre ein großes Abenteuer, meint Peter Pan. Heute zu sterben wäre ein dummer Fehler, meint Josef Sandner. Aber Fehler macht jeder. Einer ist immer der Letzte in der Reihe.
»Immerhin lässt du mir eine Chance«, lässt er den Revolverhelden wissen. »Das ist fair. Alle Achtung. Kennt man gar nicht von dir, Schweinskopf. Der Wessold und der Yilmaz hatten keine. Der Junge auch nicht.«
»Was laberst du vom Wessold? Den hat der Fuhrer abgestochen, du Gscheithaferl. Damit hab ich nichts zu tun. Und der Yilmaz ist selbst schuld. Was muss er sich so aufführen und noch beklauen lassen? Jetzt glotzt du blöd aus der Wäsche! Na los, greif zu! Versuch’s schon! Bringen wir es hinter uns.«
»Und
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