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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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exakte Beobachtung. Keine schlechte Nachricht. Die Frau Kernicke hat wohl das Observieren im Blut.
    Die Wiesner sitzt in ihrem Wagen und wartet auf sie.
    »Nobody loves me«, klingt es aus den Boxen. »Portishead«. Wehmütig gehauchte Worte, die Gitarre plänkelt dazu Töne wie abgefallene Herbstblätter. Passt immer und überall.
    Wiederholt schaut die Wiesner auf die Uhr. Die Zeit läuft, als wäre sie auf der Flucht. Endlich hält neben ihr auf dem Parkplatz ein alter blauer VW-Bus. Das muss die Polizistin sein. Die Wiesner drückt kurz auf die Hupe. Gleich darauf wird die Beifahrertür aufgerissen, und die junge Beamtin setzt sich zu ihr. Sie schnauft aufgeregt. Rote Bäckchen hat sie. Beste Bedingungen. Zum Bleichwerden gäbe es noch genug Gelegenheit.
    »Hallo, gut, dass Sie gekommen sind«, sagt die Wiesner.
    »Sie wollen nichts Illegales machen, oder?«, will die Frau sofort wissen. Der konspirative Treffpunkt hat sie stutzig werden lassen. Auf einsamen Parkplätzen trifft sich sonst höchstens ihre Amateurkundschaft zum Deal oder fürs kopulative Miteinander. Die Wiesner hat keine der beiden Varianten im Gepäck.
    Ein Schauer prasselt gegen die Windschutzscheibe, hört sich nach Hagel an. Einen Moment lang zögert die Ermittlerin mit der Erwiderung. Hatten sie wirklich eine passable Idee? Hatten sie alle Risiken bedacht? Von Ausschließen konnte keine Rede sein. Sie schüttelt den Kopf und lässt mit einem Knopfdruck die Musik ersterben.
    »Wird es lange dauern?«, will die junge Streifenbeamtin wissen, »weil eigentlich müsste ich ins Training, Taekwondo, in Obergiesing, Polizeisportverein. Man kommt eh selten dazu. Sonntag ist am besten.«
    Die Wiesner wendet sich ihr zu. Sie ist bemüht um einen sanften Einstieg.
    »Von mir aus können wir uns duzen. Ich bin die Sandra. Und ich brauch deine Hilfe. Du kannst Nein sagen und ins Training fahren, dann bin ich dir nicht böse. Ich kann dir ja nix befehlen. Vergiss es einfach wieder. Aber hör’s dir erst mal an, Astrid.«
    Schweigend lauscht die junge Frau der Erzählung der Oberkommissarin. Den Mund halb geöffnet, die Augen aufgerissen. Unruhig rutscht sie im Sitz umher. Sie stellt keine Fragen. Es gibt nichts zu fragen. Langsam spricht die Wiesner, Ruhe will sie ausstrahlen und Bedachtheit. Es nützt ihr nichts, wenn die Kollegin durchgeht wie ein junges Pony. Die fährt sich immer wieder durch den kurzen Schopf und stößt die Luft aus, als müsste sie Hanteln stemmen. Das Gewicht der Worte ist dementsprechend. Viel mehr darfst du ihr nicht auflegen, sonst knickt sie weg. Die Erregung ist ihr anzusehen. Sie fängt an, am Nagelbett ihres Daumens herumzuknabbern. Sein linker Bruder ist bereits abgenagt.
    Wie die Wiesner fertig ist, deutet sie auf eine Sporttasche auf der Rückbank.
    »Alles drin. – Und?«
    »Wann?«
    »Jetzt gleich.«
    Die Polizistin holt tief Luft und zuckt mit den Schultern.
    »Gut, ich mach’s.«
    Der Motor brüllt auf. Der Peugeot rollt an.
    Die Wiesner muss auf den Sandner bauen. Sie ist dabei, ihm ein Leben anzuvertrauen. Und da gäbe es keine zweite Chance und kein Fangnetz. Diese Nacht würde jeder Ausrutscher mit dem Tod bestraft werden. Ohne Gnade.
    Beim Ausparken wirft sie ihrer Beifahrerin einen aufmunternden Blick zu. Die Mienen der beiden bleiben ernst. Es mochte sein, sie teilten sich den gleichen Gedanken. Keinen, den du vor dem Einschlafen haben solltest, falls du keinen zuverlässigen Traumfänger besitzt.
    D as Harthofviertel liegt im Zwielicht. Als könne sich der Himmel nicht entscheiden, ob er die Szene beleuchten solle, oder im Dunkel verhüllen. Wobei das eine sehr narzisstische Denkweise ist. Dem Himmel wird es wurscht sein, womit die Menschen unter ihm spielen – ob sie leben oder sterben werden.
    Es bleibt nicht viel Zeit. Das Madl hastet auf das grünverputzte Haus zu. Ihre Baseballkappe hat sie tief ins Gesicht gezogen. Darüber die Kapuze ihres Sweatshirts. Schwer von der Nässe hängt es an ihr. Regen prasselt herab, als wäre wieder einmal eine Sündflut vonnöten. Könnte man darüber streiten. Kaum ausmachen kann man die gedrungene Gestalt. Ein starker Wind ist aufgekommen, weht Herbstblätter und kleine Äste über den Weg. Tropfen peitschen dem Madl ins Gesicht, als wollten sie ihre Schritte bremsen, sie aufhalten. Kurz bleibt sie stehen, um zu verschnaufen. Einen ängstlichen Blick wirft sie ins Rund. Es scheint, als suche sie etwas – jemanden, dem sie nicht begegnen darf. Doch niemand scheint

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