Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
nichts gegen Pulverdampf einzuwenden gehabt.
Sie deutet mit dem Lauf ihrer Waffe auf den Sheriff. »Erste Hilfe, hopp-hopp.«
»Ungern«, meint der Jonny, bückt sich aber und macht sich am Sheriff zu schaffen. Sie hören bereits das Martinshorn. Aus dem Kammerl kommt die Astrid Kernicke und nimmt die Baseballkappe ab. Auch die Streifenpolizistin hält ihre Dienstpistole in zittrigen Händen. Sie schaut mit großen Augen auf den Röchelnden.
»Der Manni«, murmelt sie bloß und schüttelt das feuchte Haupt. »Fuck!«
Die Wiesner geht zu ihr und boxt sie leicht auf die Schulter. »Guter Job.«
»Sieht man sonst immer im Film«, sagt die junge Frau, »schon komisch, wenn man dann selber den Lockvogel macht. Wie im Tatort.«
Der Sandner beugt sich über den Kastelmeyer. Kein Teamplayer ist er also. Schon möglich.
Ihr polizeilicher Lockvogel macht sich auf die Suche nach Kastelmeyers Kollegen. Sie haben es ihr überlassen, mit ihm zu reden. Niemand sonst hat Nerven und Lust dazu. Er wird irgendwo in der Nähe im Dienstwagen ausharren. Einer von den Frischlingen. Wahrscheinlich hat ihm der Kastelmeyer einen dienstlich-triftigen Grund aufgetischt, die Gegend zu observieren. Seine Kollegin wird es ihm schonend beibringen. Gibt keine Belobigung in der Dienstakte. Nichts hören, nichts sehen, ist nur in der Politik und beim Nachrichtendienst beliebt – im wahren Leben bist du mit der Haltung angeschmiert.
Der Sandner ruft den Miran an.
»Wie geht’s dem Madl?«, will er wissen.
»Sie ist beim zweiten Döner«, bekommt er zur Antwort. »Der Ömer ist begeistert. Am liebsten würde er sie adoptieren. Bei dir alles klar?«
»Sag dem Madl, der Kastelmeyer ist im Kastel. Und das ist vernagelt. Der Springteufel kommt nimmer raus. Sie hat es überstanden. Aber passt weiter auf sie auf.«
»Bist ein Großer, Sandner. Bullentitan.«
»Titan stimmt. Das nächste Mal im Ring wirst du das zu spüren kriegen.«
»Willst du mir vorher Handschellen anlegen, oder was?«
Der Sandner beendet grinsend das Gespräch.
Der Jonny lässt sich auf einen Stuhl fallen, wie die Sanitäter hereinkommen. Er hat sein Bestes gegeben. Das Prozedere dauert länger als bei der Ayasha. Der Kastelmeyer ist schwerer. Er rührt sich nicht mehr. Bewusstlos.
Die beiden Rettungssanitäter fuhrwerken samt Notarzt an seinem Leib herum. Sie wissen Bescheid. Kein Handgriff zu viel. Mörder oder nicht, jeder bekommt von ihnen das, was er verdient. Eine Chance, im Todeskampf den Sieger zu geben.
Der Sandner begleitet seine Kollegencombo ins Wohnzimmer, um nicht deppert im Weg herumzustehen. Die Küche ist eng genug. Beglotzen muss er das Geschehen nicht. Sieht er nicht zum ersten Mal. Es dauert eine ganze Weile, bevor sich der Trupp mit dem Sheriff auf der Trage auf den Weg macht. Sie hören die Sirene aufheulen. Keiner sagt ein Wort. Nur einen Moment das Schweigen genießen, bevor sie wieder funktionieren müssen.
»Wie am Schnürchen«, murmelt der Jonny endlich, »unglaublich.«
Er schaut den Sandner an, der an der Wand lehnt und sich den Schweiß von der Stirn wischt.
»Ich hab große Zweifel, ob das zwischen dir und Wenzel eine beständige Männerfreundschaft wird«, sagt sein Boss. »Das vergisst er dir nicht.«
Der Jonny zuckt mit den Schultern.
»Für eine Männerfreundschaft brauchst du mindestens zwei Mannsbilder. Wer wär denn der andere? Und überhaupt schieb ich alles auf meine Vorgesetzten. Ich bin ja bloß der kleine ahnungslose Lakai. Wie haben Sie eigentlich so sicher sein können, dass der Kastelmeyer daherkommen wird?«
»Sicher?« Der Sandner wirft der Wiesner einen verschmitzten Blick zu. »Gar nicht. Ich hab darum gebetet. Weil es seine letzte Chance war, sich elegant die Zeugin und vielleicht mich vom Hals zu schaffen. Ich hab gehofft, er wird es stemmen, dass er derjenige sein kann, der zum Harthof fährt. Und wenn andere Trachtenvögel gekommen wären, hätten sie halt uns vier hier angetroffen. Kein Problem. Vielleicht hätten wir Schafkopfkarten ausgepackt. Wäre arg schad gewesen wegen dem Aufwand mit der Falle, aber ein Versuch war’s wert. Du hast es nicht in der Hand. Ich wollt ihn und die Waffe. Dass die Sandra den passenden Lockvogel aufgetrieben hat, das war großes Kino. Diese Kernicke hat das perfekt gemacht.«
»Sie sand a Hund. Ihr alle zwei.«
Der Sandner versinkt erneut in Schweigen. Ihre Hypothesen über den Kastelmeyer haben sich bewahrheitet. Fast alle. Er denkt darüber nach, was der Mörder von
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