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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Nachtmahr nicht beschert haben. Er heißt nicht Nostradamus. Er ist nur ein kleiner Polizist, dem die Furcht gerade das Rückgrat hinaufkriecht, als wär’s ein steppender Tausendfüßler. Die werden sich schwertun, seine Hirn-Bürokraten, eine geeignete Schublade zu finden. Die Geschichte um seine Waffe geistert vogelwild umher. Der Traumfänger wäre die richtige Adresse.
    Drei Uhr. Er starrt Richtung Decke und lauscht in die Dunkelheit. Die Stille hat eine andere Konsistenz als bei ihm zu Hause in der Lohstraße. Ein Luftanhalten ist es, die Ruhe, bevor der Sturm losbrechen wird. Noch verharrt die Gewalt. Als wäre er selbst entführt, rausgerissen worden aus seinem Untergiesinger Nest. Ein Gefühl von Verlassenheit macht sich in ihm breit. Er ist nicht auf einer einsamen Insel ausgesetzt, er selbst ist die Insel. Mach dich nicht verrückt, Sandner. Ois easy. Unruhig wälzt er sich hin und her, bis der Schlaf ihn übermannt und die schrägen Gedanken niederringt.
    K urz vor acht zeigt seine Uhr. Der Freitagmorgen bringt den Nieselregen und Kopfschmerzen für den Hauptkommissar. Der Schnaps war billig und er zu willig. Geweckt hat ihn die Türklingel, die alle paar Minuten schrillt. Gnadenloser Ton. Als lungerte eine Ziegenbock mit Trillerpfeife vor der Tür herum. Er streift sich die fleckige Jeans über und hatscht in den Gang.
    Chingachgook verteilt gerade Joghurts, Riegel und Bananen an drei dunkelhäutige Kinder. Die beglotzen mit offenen Mündern die halb nackte, zerzauste Gestalt mit den schmuckvollen Augenringen. Kein schöner Anblick. Lieber wenden sie sich wieder Chingachgook zu. Der schaut vitaler aus. Offensichtlich kein Morgenmuffel. Er trägt den bekannten Poncho. Der Schädel scheint frisch aufpoliert, der kann mit jeder Billardkugel konkurrieren.
    »Danke!«, kommt es fröhlich im Chor, dann verschwindet das Trio mit den Schulranzen im Hausgang.
    »Morgenfütterung«, wird dem schläfrigen Hauptkommissar erklärt.
    »Bist du so was wie eine Frühstücksfee?« Der Ermittler reibt sich Sandmanns Grüße aus den Augen und gähnt herzhaft.
    Der verkappte Indianer grinst. »Machst du Kaffee?«
    Er bekommt ein Nicken zur Antwort. Schweigen ist mehr als nur Gold am Morgen. Überlebenswichtig. Der Sandner schleppt sich in die Küche. Während er sich die Utensilien zusammensucht und den Kaffee aufbrüht, läutet es mindestens noch sechsmal an der Tür. Er schüttelt den Kopf, wartet auf erlösendes Koffein.
    Schließlich gesellt sich Chingachgook zu ihm. Er setzt sich an den wackeligen Küchentisch.
    »Die kommen alle wegen den Schokoriegeln. Aber das andere essen sie auch«, sagt er.
    Der Sandner deutet auf die Tüten. »Deswegen kaufst du so viel ein.«
    Der Angesprochene lächelt amüsiert.
    »Wenn du meinst.«
    »Nicht, oder?«
    »Nein. Ich bin Jäger.«
    »Aha. Und wo sind die Jagdgründe?«
    »Das liegt alles rum – in den Containern. Ich kaufe kein Essen. Die Läden werfen weg, was noch gut ist. Aber das weiß eh jeder.« Er winkt ab und streckt sich.
    Der Sandner schlürft am Kaffee.
    »Gehörst du zu so einer Organisation?«
    Der Mann schüttelt entschieden den Kopf.
    »Sinnlos. Nur reden. Ich nehme mir, was ich will, und verteil es. Es nützt mir nicht, auf Facebook zu prahlen, ich wäre ein Heiliger. Ich bin Jäger. Kannst mit heute Nacht, wenn du dich nicht dumm anstellst. Ich kann immer jemanden brauchen zum Tragen. Zu zweit ist die Jagd ergiebiger.«
    »Ein andermal gern.« Und das meint der Sandner ernst, weil es ihn schon interessieren würde, wie und wo so etwas vonstattenginge. Wenn es nicht noch eine Kleinigkeit zu erledigen gäbe. Die Vorstellungskraft muss genügen. Der Indianer imponiert ihm.
    »Sperren die ihr Zeug nicht ein? Hab ich mal gehört.«
    »Tun sie.« Der Mann deutet auf einen herumliegenden Bolzenschneider, zuckt mit den Schultern. »Kein Problem. Wir sprechen von Nahrung! Sie pressen die Erde aus dafür und werfen alles weg. Es ist unser aller Erde, die gehört niemandem. Oder kennst du den Besitzer? Es ist mein Recht, es mir zu holen – es ist meine Beute.«
    Howgh, ich habe gesprochen, weißer Mann. Und jetzt bist du dran. Dem Sandner wird klar, warum der Miran die Zicke gegeben hat. Den Schnüffler will keiner im Haus. Und die Verbindung zum Ömer wird sonnenklar. Der Indianer beliefert ihn wahrscheinlich. Und da wird es kritisch. Das Zeug ist pfenniggute Ware. Der Sandner verstrickt sich in Moral versus Gesetz. Der Ömer ist kein Weltverbesserer, der sieht die

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