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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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will.
    Er reibt die Handflächen aneinander. Schweißperlen zeigen sich auf seiner Stirn. Seine Zunge leckt nervös über die Lippen, als hätte sie es mit einem Komodowaran zu tun. Das wäre angenehmer. Der hätte nur giftigen Speichel zu bieten.
    »Ich frag nicht nach so etwas«, würgt er halblaut heraus.
    »Was fragen? Sie reden von sexueller Dienstleistung?«
    Er schnappt nach Luft, sucht an der Decke nach Beistand, bevor er fortfährt.
    »Sehen Sie, die Preise für Zahnbehandlung sind ja exorbitant gestiegen. Das schafft doch keiner, jahrelang darauf zu sparen. Die Leute sind auf Naht genäht und haben nur noch Ruinen im Mund. Nur das Allerbilligste darf es sein. Das ist der eigentliche Skandal. Und ja – die Frau Fuhrer hat mir ein Angebot gemacht und ich bin darauf eingegangen. Mein Gott, ja! Ich hab sie nicht bedrängt. Es war für sie eine Möglichkeit, verstehen Sie, ohne sich zu erniedrigen oder zu betteln. Es war ihre Entscheidung. Tauschhandel.«
    »Entschuldigung, ich kotz gleich.« Manchmal ist das nur ein Spruch, bei der Wiesner ein körperliches Gefühl. In seinen Augen liest sie nichts. Der scheint tatsächlich zu glauben, was er dahersagt. Samariter mit reiner Weste. Dankbar müsste ihm die Fuhrer sein für das Opfer, das er gebracht hat.
    »Und der Wessold?«, will sie wissen.
    Der Arzt kann nicht wissen, was sie ermittelt haben. Sie pokert ohne Blatt auf der Hand.
    »Ja, dieser schmierige Typ war bei mir in der Praxis. Er hat gesagt, er würde es an die große Glocke hängen, wenn ich ihm nicht zehntausend Euro zahle. Lächerlich. Ich hab ihn rausgeworfen. Ich tue nichts Illegales, und niemand klagt mich an. Es ist eine Win-win-Situation.«
    »Wegen dieser Win-win-Situation soll der Herr Fuhrer den Wessold erstochen haben.«
    »Das tut mir leid. Das hab ich so nicht gewusst. Aber dafür trag ich natürlich keine Verantwortung. Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen im Leben, oder?«
    Die Wiesner schaut auf seine Hand mit dem Ehering. Er registriert ihren Blick.
    »Hat der Wessold gedroht, zu Ihrer Frau zu gehen?«
    »Es geht Sie zwar nichts an, aber wir führen eine offene Ehe. Sie können mit ihr sprechen.«
    »Da brauch ich nicht Ihre Erlaubnis. Schauen’S, Herr Doktor Gruber, wie Sie gleich mitteilsam werden, nachdem ich ein bisserl gedroht habe. Ich glaub Ihnen nicht, dass der Wessold Sie so kaltgelassen hat.«
    »Noch mal – ich hab mir nichts vorzuwerfen. War es das? Ich möchte meine Patienten nicht warten lassen.«
    »Für heut schon.«
    Sie dreht sich um und verlässt das penibel saubere Behandlungszimmer. Sie mag sich nicht vorstellen, wie Herr Doktor hier die Hosen herunterlässt.
    Der Wessold ist ein Sauhund gewesen. Nach dem Rausschmiss beim Zahnarzt wird er die Fuhrer als Hure hingestellt haben. Woher hatte er das Wissen? Und hätte der Arzt ein Motiv gehabt? Wenn der Wessold ihm auf den Pelz rückt, durchaus. Vielleicht hat er auch bezahlt, und es hat ihm nichts genützt. Wenn sich der Wessold festgebissen hat, dann kriegst du ihn lebendig wohl nicht mehr los.
    »Auf Wiederschaun«, zwitschert die freundliche Arzthelferin ihr Lied.
    »Bestimmt«, säuselt die Wiesner zurück. Wer stellte in diesem Laden die Rechnungen aus? Sie wirft der Dame noch einen Blick zu, dann ist sie gottlob draußen. Der Herr Dentist lässt sich aus altruistischen Motiven seinen Bohrer lutschen und Schuld daran wäre die AOK. Den Tauschhandel hätte er im Bordell problemloser bekommen können. Aber das wäre wohl nicht der Kick, den jemand wie der Gruber benötigt.
    Sie braucht frische Luft. Sofort. Sie braucht irgendetwas, irgendjemanden. Zuschlagen könnte sie jetzt, bis die Fingerknöchel blutig sind, um sich den Baltus Gruber wieder aus dem Hirn zu hauen. Sie weiß, der wird dort lange seinen Platz behaupten.
    F rische Luft hat der Sandner im Überfluss. Er hat einen Moment gebraucht, bis er handeln konnte. Er hechelt wie ein Bernhardiner in der Sommerhitze. In seiner Vorstellung war kein Platz für dieses Szenario gewesen.
    Wertvolle Sekunden hat er verloren, bevor er losgejoggt ist.
    In seiner Jacke ist ein Halbwüchsiger gesteckt. Und der ist ums Hauseck verschwunden. Malefizbub.
    Er sieht ihn nicht mehr. Seine Augen haben ihm keinen Streich gespielt. Er war sich sicher, dass es seine Jacke gewesen ist. Fast sicher. In die Pedale ist der Bub getreten, als wäre der Teufel hinter ihm her. Nahe an der Wahrheit.
    Die Grünflächen sind entseelt. Nichts. Niemand. Er trabt noch ein wenig den Weg

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