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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Nerven verlieren. Sie wird auch nicht überreagieren. Fraglich, ob ein Straftatbestand vorhanden ist. Aber es war die Ursache für den Streit von Wessold und Fuhrer.
    Allerdings sind vor Gericht die originellen medizinischen Behandlungsaspekte nicht zur Sprache gekommen. Für die Ärztekammer vielleicht nicht uninteressant, ebenso für die mutmaßliche Frau Gruber. Hohes Risiko für den Herrn Doktor.
    Der Trieb wird gerne durch Russisch Roulette gesteigert, ob bei der Helena in Troja oder beim Zahnarzt am Hart. Siehst du allein schon an diversen Machtkreaturen, denen es regelmäßig den Hosenstall zerreißt, sobald ein Madl in Reichweite ihrer Tentakeln gerät. Die Straße kommst du mit Vernunft und Gesellschaft nicht weiter, das ist ein schlammiger Pfad. Da ist der Schwellkörper der Antrieb – womit sich der Kreislauf zur Medizin schließt.
    Sie ist weder unbefangen noch vorurteilsfrei. Der Sandner kennt die Wahrheit. Sie sieht sich noch beim Hauptkommissar am Küchentisch sitzen und erzählen – zwei Jahre ist das jetzt her, als ein Mordfall alles wieder hochgebracht hat, wie eine plötzliche Eruption. Die haarigen, groben Hände, das vertrauliche Zuzwinkern, der makellose weiße Kittel. Wie die zwölfjährige Wiesner Sandra die »ärztliche Untersuchung« über sich hat ergehen lassen müssen, vom geliebten Doktor ihrer Mutter. Und die Mama draußen vor der Tür warten sollte, und die kleine Sandra nicht hat rufen können, weil es ihr die Kehle verschnürt hat, vor Scham und Angst und Wut. Das brennt sich dir ein, wie das mittelalterliche Schandmal. Da gehst du nicht durch die Welt und verkündest: »Es war einmal«, und schon wäre es in ein Märchen verwandelt. Da gibt es niemanden, der dem bösen Zauberer das Schwert ins steinerne Herz stößt.
    Aber der Sandner hat keinen Einspruch erhoben, als sie gemeint hatte, den Zahnarzt würde sie übernehmen. Ob ihm die alte Geschichte überhaupt in den Sinn gekommen ist? Dankbar ist sie ihm für sein Vertrauen – sie ist Oberkommissarin der Mordkommission, und der Rest bleibt im Kammerl.
    Einen kniffligen Moment hat es gegeben, als der Jonny ihr vorgeschlagen hatte, »undercover« zu agieren. Sie könne ja eine Zahnreinigung umsonst rausschlagen. Ihre Contenance war des Meisters Yoda würdig, sonst hätte der Bursch jetzt keinen Kopf mehr aufsitzen.
    Die Praxis macht einen sauberen, soliden Eindruck, die ältere Dame an der Theke strahlt Gelassenheit aus.
    Die Wiesner wedelt mit dem Dienstausweis. Sie wird ins Wartezimmer komplimentiert, weil der Herr Doktor gerade mitten in einer Behandlung wäre. Hoffentlich mit geschlossenem Hosenstall. Die Patientenschar ist durchwachsen. Zwei ältere Männer, eine Frau in Begleitung eines Teenagers, offensichtlich ihre Tochter. Die Wiesner trommelt sich ungeduldig auf die Oberschenkel. Zehn Minuten später wird sie ins Behandlungszimmer gebeten. Die Wartenden schicken ihr verblüfft-empörte Blicke hinterher.
    D er Sandner hat sich zurück zu seinem Kurzzeitrefugium begeben, besser gesagt zum Nachbarhaus seines Indianers. Er hat sich aufgemacht, um den Gestreiften zu besuchen, Balthasar Hofer, den Vater von Wessolds Igor. Wenn es noch einen Zweifel gegeben hätte, wurde der mit einem Blick aufs Klingelschild ausgeräumt.Ein Hofer ist vorhanden. Die übrigen Namen sind im deutschen Sprachraum eher ungebräuchlich. Es dominiert das C. Vokale werden überschätzt.
    Der Gestreifte öffnet ihm selbst. Er trägt sogar noch denselben Pulli. Die Duftnote reicht, um im Viertel eine kräftige Marke zu setzen oder mit dem Wenzel zu konkurrieren ums goldene Skunk.
    »Ja und?«, will er wissen. Seine Äuglein sind schmale Schlitze, rot unterlaufen und wässrig, als könnten sie jederzeit aus den Höhlen fließen.
    Möglicherweise war sein Erinnerungsvermögen eingetrübt. Wenn die Nächte sich klonen, wird das eh überschätzt.
    »Wir haben uns gestern beim Ansi gesehen«, klärt ihn der Polizist auf.
    Der fragende Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers bleibt erhalten. Kein Aha-Moment. Braucht er offensichtlich wie Kopfläuse, den ungebetenen Besuch.
    »Ja und?«, kommt es erneut.
    »Ja und – meine Jacke ist weggekommen. Ich wollt fragen ...«
    »Soll ich die ham, oder was?« Die Alternative zum »Ja, und« klingt nicht ermutigender.
    »Na – ich wollt fragen, ob Sie was gesehen haben.«
    Er scheint wirklich nachzudenken, legt den Kopf schief. Vielleicht könnten so ein paar Ereignistrümmer des vergangenen Abends nach vorne

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