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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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ungezähmter Natur.
    Endlose Minuten passiert nichts. Nur seinen Herzschlag und den Atem des Tieres vernimmt der Sandner. Er hält die Luft an und versucht, sich millimeterweise zur Seite zu drehen. Die Schnauze wandert mit. Er hat den Verdacht, sein Gehänge böte sich als Snack an.
    Endlich Schritte auf der Treppe.
    »Ist er wieder ausgerückt, der Schlawiner. Ich wollt bloß den Müll ...«
    Der Stiernackige. Statt der Stiefel trägt er Plüschhausschuhe in Dalmatineroptik. Auch schick.
    »Anthrax mag’s, wenn’s schön ruhig ist«, schnarrt er. »Sonst wird er nervös.« Der Mann hat keinen Mülleimer dabei. Grinsend schaut er dem Sandner in die Visage, dann wirft er einen drohenden Blick in Richtung der gerade geschlossenen Wohnungstür. Ein Schaben ist dahinter zu hören. Die beiden Frauen werden um den besten Platz hinter dem Türspion rangeln. Der Sandner beäugt den Mann. Der Saubär scheint sich an dessen Anblick zu ergötzen.
    Etwas Kaltes, Glitschiges spürt er plötzlich an seinem Handrücken. Die Nase des Tieres. Anthrax stupst ihn an. Er reagiert nicht. Aber der Hund lässt nicht locker. Er wagt einen Blick in die Tieraugen. Ernst betrachten die ihn. Langsam bewegt der Mann die Hand Richtung Hundeschädel. Berührt zaghaft das schwarze Fell. Mit den Fingerspitzen. Schließlich will er die behalten.
    Unter seiner Hand scheint sich das Tier zu entspannen. Das Schnüffeln hat ein Ende. Der Hund macht Sitz. Selbstsicherer geworden, krault der Hundeflüsterer den breiten Kopf, der sich ihm entgegenreckt. Dann massiert er ihm die Stirn.
    Herrchen ist not amused. Dessen breiter Kopf färbt sich rot ein. Er nennt einen Kampfhund sein Eigen und kein Kuscheltier.
    »Das mag ich so an den Viechern«, meint der Sandner, zärtlich weiterstreichelnd, während er mit der Linken in die Tasche fasst, »dass die nicht lügen können wie wir.«
    Den Polizeiausweis reckt er seinem Gegenüber entgegen.
    »Komm her, Anthrax!«, brüllt der Mann. Sein Zähneknirschen ist deutlich zu vernehmen, am Hals mutieren Sehnen zu Schiffstauen.
    Der Hund dreht nur den Kopf. Mutig geworden klopft ihm der Sandner herzhaft auf die Flanke.
    »Na, geh brav zum Herrchen.«
    »Bei Fuß! Los!«, bellt Herrchen.
    Ohne Eile erhebt sich der Schwarze und stolziert auf seinen Besitzer zu. Die Hände hat der zu Fäusten geballt.
    »Von der Polizei also? Was gibt’s?«
    »Haben Sie den jungen Wessold gekannt?«
    »Mal gesehen, ja und gehört, dass der abgestochen wurde. Sie müssen den Weibern hier ned alles glauben, des sind neutortische Tratschn. Psychos.«
    »Neutortische Psychos, aha.«
    Der Sandner zuckt mit den Schultern und schaut sein Gegenüber fragend an. Eine Mischung aus Angst und Nervosität kann er jetzt aus dessen Augen lesen. Der Blick flackert wie die Kerze im Wind.
    »Wenn Sie über den Wessold was wissen wollen, fragen Sie doch hier an der Tür hinter Ihnen. Die Araber sind doch alle fix mit dem Messer. Weiß doch jeder.«
    »Und wieso?«
    »Fragen Sie einfach seine Ische, was sie nachts hinten auf dem Parkplatz in Wessolds Auto getrieben hat. Die weiß, wie’s geht.« Der Mann verzieht den Mund und präsentiert sein Gebiss. Scheint eine bislang unentdeckte Art des Grinsens zu sein. Er bräuchte dringend einen Zahnarzt. Der Sandner wüsste jemanden.
    »Wiederschaun. Der Anthrax, der hat Charakter.«
    Der Mann zeigt ihm seine finsterste Larve, bevor er die Treppen wieder nach oben hastet. Sein Hündchen stakst brav an seiner Seite.
    Hier also sollte er Antworten bekommen. Letzte unbekannte Wohnhöhle im Stockwerk. Noch ehe er läuten kann, wird die Tür aufgerissen. Die Wände scheinen Ohren zu haben wie die Schleiereulen. Eine Frau erscheint auf der Bildfläche. Schwarze Spraymähne, vielleicht Ende zwanzig, im hautengen Top nebst lila Jogginghose und rosa Fingernägeln. Zwischen ausladenden Brüsten baumelt der Gekreuzigte in Silber. Es gibt langweiligere Plätze. Bestimmt früher ein reizendes Mädchen – mit neuneinhalb.
    »Was hat der hässliche Typ über mich gesagt, hä? Der ist voll der Rassist.«
    »Sandner, Kriminalpolizei. Können wir uns bei Ihnen über den Herrn Wessold unterhalten?«
    »Ne, hier bitte nicht. Geht’s auch drüben beim Bäcker?«, haucht sie und wirft einen ängstlichen Blick hinter sich. »In zehn Minuten oder so.«
    »In genau zehn«, präzisiert der Polizist und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
    Hinter sich schließt der Barbieverschnitt leise und vorsichtig die Tür.
    Gleichzeitig wird

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