Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
Vom Netzwerk:
Muskelmann ausspucken würde. Er klingelt den Jonny an. Sein Mann für alle Fälle.
    Er solle sich in zehn Minuten noch einmal bei ihm melden, meint der.
    D er Sandner hat sich Zeit gelassen, um von Hasenbergl wieder zum Harthof zu fahren. Im Bus hat er sich dann mit dem Brauner herumschlagen dürfen. Er erfährt, dass der Jonny im Bad verschollen wäre. Aber gut, den Sandner an der Strippe zu haben. Während der Hauptkommissar den Jonny verflucht hat, musste er sich Brauners Gegreine aussetzen. Ob er überhaupt noch wisse, dass er eine Mutter habe, die gerade am Verrecken wäre? Wenn er ein gescheiter Polizist wäre, mit Eiern in der Hose, hätte er aufgeräumt im Harthofviertel. Der Sandner ist froh, dass Anthrax die seinen nicht verspeist hatte und Jonny endlich das Gespräch übernimmt. Wahrscheinlich frisch geschminkt, der Bursch.
    Er lässt sich von ihm über Kemals Lebenslauf updaten. Der hatte eine einfache Konfliktlösungsstrategie: als Erster zuschlagen. Mittlerweile über dreißig, hat ihm dieser Lösungsansatz bisher sechs Knastjahre eingebracht.
    Aktuell eine Anzeige, weil er mit Fahrkartenkontrollettis gerangelt hatte. Ein Mann wie Bad Kemal kauft keinen Fahrschein, ist schlecht fürs Image. Vielleicht zu viel Steroide eingeworfen, der Bursch.
    Und jetzt reimte der sich einen ab, bis die Hose eng würde, vom Leben als harter Schule und alles krass hoch vier. Die Welt ist böse, ich bin böse, du Opfer! Jaja. Geschenkt. Gestammelte Schlaflieder für Kleinkinder, die Grimms Märchen schon durchhaben. Was soll man davon halten, wenn jemand penetrant, ohne Grund, Wörter quält, bloß um zu behaupten, dass er Eier in der Hose hätte wie Tarzan? Der Sandner kann sich vorstellen, was einer wie Bad Kemal seinen Ablegern erzählen würde. Sie wären die Megacoolen, wenn sie auf dem Spielplatz gewindelte Opfer um ihre Sandförmchen beraubten. Respekt! Der Kemal böte sich vielleicht als »Alternativmörder« für Montag an, um ihn den Entführern zu präsentieren. Verhaften sollte nicht das Problem sein. Einen Grund würde er ihnen garantiert liefern. Wahrscheinlich bräuchten sie nur bei ihm zu läuten und ihn anzuknurren. Bad Kemal. Ein weiterer Name auf Sandners Liste. Rot unterstrichen. Pseudomörder im Wartestand.
    D ie anschließende U-Bahn-Fahrt hat der Hauptkommissar ganz in Gedanken vertieft hinter sich gebracht. Genauso gut hätte ihn ein Trupp Wanderameisen zurückexpedieren können, es wäre ihm nicht aufgefallen. Nun hatscht er dahin, bis er bei seinem jetzigen Domizil ankommt. Die Regenwolken haben sich zum Auftanken zurückgezogen, und ein Fetzen Blau zeigt sich am Himmel. Inzwischen kann er sich quasi im Halbschlaf im Quartier bewegen. Seinen Wohnblock findet er auf Anhieb. Im Hausgang ist eine neue Geruchsmischung hinzugekommen. Er erschnuppert Essigreiniger. Vielleicht Putztag.
    Von irgendwoher dröhnt ein Fernseher. Reifenquietschen, Schüsse, Schreie.
    »Ich seh dich in der Hölle«, brüllt eine Bassstimme, worauf das Quieken einer Frau zu hören ist. Bis der Sandner ins Dachgeschoss kommt, werden weitere Bösewichte hingemeuchelt. Darauf folgen triumphale Trompetenstöße. Entweder dünne Wände oder die Batterie des Hörgeräts hat sich verabschiedet. Der Sandner tippt auf eine Mischung aus beiden.
    Es dauert eine Weile, bevor er merkt, dass etwas nicht stimmt. Die angelehnte Wohnungstür ist für ihn kein Alarmzeichen gewesen. Vielleicht war Chingachgook kurz in den Keller gegangen.
    Aber da ist diese Spur im Flur!
    Blut. Kein Zweifel.
    Sie zieht sich über das Linoleum entlang bis hin zur Küche. Deren Tür steht offen. Kein Ton ist zu hören. Automatisch greift der Hauptkommissar dorthin, wo seine Waffe stecken müsste. Er zieht seinen Gürtel aus den Schlaufen, wickelt sich ein Ende um die Hand und schwingt ihn probehalber. Wenigstens die Schnalle ist schwer. Besser wie nichts.
    Zum Teufel, was ist hier passiert?
    Langsam, Schritt für Schritt, arbeitet er sich voran. Setzt die Füße vorsichtig neben die rostbraunen Schlieren. Sie glänzen frisch. Als wäre etwas gerade eben über den Boden geschleift worden. Madre mia! Wenn der Indianer nicht eine bluttriefende Beute angeschleppt hatte, ist hier Grausiges vorgefallen.
    »Chingachgook!«, ruft er nach ihm.
    Keine Antwort. Sein Atem wird heftiger. Anspannung pur. Behutsam geht es weiter. Wie in Zeitlupe setzt er seine Schritte. Im Kopf wirbeln die Szenarien umher.Ohne den Blick von der Küchentür abzuwenden, greift er nach dem

Weitere Kostenlose Bücher