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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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nicht. Der ist jetzt Musiker. Der ist voll konzentriert drauf. Bei Youtube und er war schon im Backstage und so.«
    »Da schau her. Welches Instrument spielt er denn?« Sein Tipp wäre Triangel.
    Ihr verwirrter Blick zeigt ihm: Das war eine saudumme Frage. Er zieht sie zurück.
    »Wie nennt er sich?«
    »Bad Kemal. Und er ist jeden Tag im Studio.«
    »Songs aufnehmen? Respekt.«
    »Nee, trainieren wegen den Muskeln. Braucht er wegen der Optik, verstehen Sie?«
    »Okay, klar, die Optik muss stimmen. Der Kemal war ja noch nie ein Grischberl«, sagt er ins Blaue hinein.
    »Wissen Sie doch. Ja, und so Texte über das Leben macht er, und wie krass es abgeht und so.«
    Der Kemal hatte was zu erzählen, ohne Frage. Vielleicht Storys über die Hausgemeinschaft.
    »Aha, da schau her. Und wie war das mit dem Wessold?«
    Die Frage macht sie nervös. Sie fingert an der Zigarettenschachtel herum, zündet sich schließlich eine an. Heftig stößt sie die Luft aus. Wieder der Blick nach oben.
    »Ich kenn den halt.«
    »Ich könnt Ihren Nachbarn fragen.«
    »Der hässliche Bastard, der lügt doch!«
    »Mag sein, aber Sie kannten den Wessold ziemlich gut, oder? Ist ja nicht schlimm. Ich bin nicht katholisch.«
    »Bloß zwei, drei Mal, ehrlich.«
    Der Sandner nickt und wartet auf die Fortsetzung. Die Zigarettenkippe fliegt ins Gebüsch. Ihre Hände wissen nicht wohin. Sie zupft sich die Strähnen zurecht.
    »Der hat manchmal seine Alten besucht«, sagt sie hastig. »Und mich mal angequatscht, wie ich nach Hause bin. Voll das fette Auto und so. Benz. Und er hat gesagt, er will mit mir ins P1. Einladen und so. Fette Party machen.«
    »Und?«
    »Wir waren dann woanders. Sein Kumpel ist da Türsteher, hat er gesagt, aber der war halt krank an dem Tag.«
    Eine neue Zigarette. Die wird nicht lang überleben – die Kippe. Sie saugt an ihr wie am Strohhalm.
    »Ich war halt voll abgefüllt dann. Na und?«
    »Hat er was springen lassen?«
    »Wie, was springen?«
    »Ich meine, der war nicht gerade arm oder geizig?«
    »Hat halt gelabert, er wär voll das Brain und so. Wüsste, wie er viel Kohle kriegt ohne Risiko. Er hätte ne Versicherung. Ich hab ihn quatschen lassen. Wen interessiert das hässliche Gelaber? Aber wir waren voll fett essen und Cocktails und so.«
    »Wie lang ist das her?«
    »Kurz bevor er ... na ja, halt gekillt wurde. Sein Vater hat es erzählt. Der hat richtig rumgeflennt und alles. Krass, oder? Kemal hat auch nen Text gemacht, wo einer abgestochen wird.«
    »Waren Sie da schon mit Kemal zusammen?«
    »Hey, ich war blau! Hat er voll hässlich ausgenützt. Kann ich nix dafür! Da war Kemal ne Woche in Österreich!«
    »Und hat es nie erfahren?«
    »Nö, bestimmt nicht. Der hätt ihn fertiggemacht. Ein Schlag und wusch. Sie kennen den doch. Der hat mal ... ach Scheiß drauf. Der Wessi hätte so was von keiner Chance.« Ihre Augen bekommen Glanz. Besitzerstolz. Schön, wenn man ein Tier zu Hause hat.
    »Wahrscheinlich nicht«, bestätigt ihr der Sandner und macht sie zufrieden. »Was macht der Kemal grad?«
    »Der schläft. Sie sagen ihm doch nix, oder? Der würd ausflippen, echt ohne Scheiß jetzt.«
    Der Sandner bleibt stehen und neigt sein Haupt.
    »Dann lassen wir Bad Kemal ausschlafen. Der braucht Ruhe, jetzt, wo er im Showbusiness ist.«
    Sie gibt ihm flüchtig die Fingerspitzen, antrainierte Geste, und springt über die Straße auf den Betonblock zu. Ihren Bewegungen sieht man an, dass sie es selten eilig hat. Laufen ist nicht ihr Metier. Es erinnert an einen aufgeregten Storch im Tümpel. Der Sandner schaut der Grazie grübelnd hinterher.
    Der Wessold ist bestimmt kein Geheimnisbewahrer gewesen. Warum hätte er mit seiner Eroberung nicht prahlen sollen? Und der Kemal scheint eine massive Gestalt zu sein. Der schwarze Mann?
    So einer wie der Kemal – würde der nicht dem Wessold erzählen, warum er ihn gleich abstechen wird? Könnte der ein gewiefter Mörder sein, oder ist er bloß ein impulsiver Haudrauf? Und hätte er seiner Trulla nicht die Hölle heiß gemacht, wenn er sie beim Fremdgehen erwischt hätte? Wahrscheinlich. Schlau wirst du aus den Menschen erst, nachdem sie gehandelt haben. Alles steckt in jedem. Man muss es nur hervorkitzeln. Da war der Wessold Spezialist, bis jemand etwas in ihn gesteckt hat. Von was für einer Versicherung hatte er geprahlt?
    Sandners Kaffee schmeckt besser, als er aussieht. Er beschließt, sich noch einen zu besorgen, während er darauf warten muss, was der Computer über den

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