Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
zu groß. Aber der Ordnungshüter hätte andere Mittel und Methoden, um die bösen Buben vom schrägen Treiben abzuhalten. Außerdem ist der Yilmaz ja angeblich »sauber« gewesen, wie ein frisch geschleckter Kinderpopo. Und wie verträgt sich das mit missionarischem Gerechtigkeitssinn, wenn dafür Unschuldige in den Knast wanderten? Kollateralschaden? Jedenfalls wird er die Braunerin nicht entführt haben. Das bringt Sandners Überlegungen wieder zum Gestreiften. Das ist der Ansatzpunkt. Hier laufen die Informationen zusammen.
A uf Informationen ist die Wiesner auch aus. Sie ist auf den Weg in den Ostpark, um den Perisic zu treffen. Zum westlichen Teil, wo man den Hachinger Bach noch fröhlich fließen sehen kann. Der darf zur grünen Parkidylle seinen plätschernden Anteil beitragen. Das ist nicht überall so. Die halbe Stadt quert er durch eine unterirdische Röhre gezwängt, wie ein Abwasserkanal. Karriereknick. Im Norden wird er wieder herausgelassen.
Zwei rivalisierende Müllerbrüder sollen sich einst um den rechten Bachlauf gerauft haben, bis einer den Zank final beendet hätte. Seinen älteren Bruder soll er mit seiner Schaufel totgeschlagen haben. Die Sage kündet von unbändigem Blutrausch, der den Burschen erfasste. Hieb um Hieb soll er dem Rivalen verpasst haben, selbst als der schon zerhackt darniederlag. Man könnte auch einen archaischen Weg zur Gewinnmaximierung vermuten. Von wegen: Es klappert die Mühle ... Erst hat der Spaten geklappert. Sogar der Teufel hat sich eingemengt und das Gewässer daraufhin an jener Stelle versiegen lassen. Heutzutage müsste der Bocksbeinige mit Burn-out rechnen, wenn er sich bei jedem Totschlag echauffieren würde. Da wär’s vorbei mit den gemütlichen Grillabenden. Doch warum sollte es der Beelzebub besser haben als die Wiesner?
Gemütliche Abende kann sie einschüren. Stattdessen darf sie mit zwielichtigen Gestalten im Park lustwandeln. Zumindest die Sonne spitzt zwischen den Wolken hervor und taucht alles in freundlicheres Licht. Letztes Aufflackern vor Einbruch der Dämmerung.
Optimismus macht sich in ihr breit. Natürlich wird ihr der Perisic nicht den Sinn des Lebens offenbaren, aber zumindest ein wenig Erleuchtung könnte er ihr bescheren. Sie sollte auf dem Weg zum Flughafen sein und ihr Gspusi abholen. Erleichternd, dass ihr der dienstliche Kontext einen Aufschub für die Begegnung verschafft.
Keine Schuld verspürt sie, nur einen kleinen Rest dieser allzu bekannten Leere. Eine neue Haut wäre nicht verkehrt. Marktlücke. Sollte es dafür einstmals Händler geben, wäre die Nachfrage bestimmt enorm. Derweil gibt es Schneiderlein, die dir die alten Fetzen mit spirituellem oder psychologischem Garn zusammenflicken. Ein boomendes Geschäft. Jeder würde gern die abgeschabten oder abgegriffenen Stellen loswerden. Für die Wiesner kein Thema. Das übliche Verkehrsgedrängel im Münchner Osten verhagelt ihr die aufgeblühte Laune. Sie wird zu spät kommen. Hoffentlich wartet der Perisic. Schließlich hätte er gern seinen kampfeslustigen Augenstern zurück.
Endlich kann sie das Auto abstellen. »Am Bach«. Sie hastet den Durchgang Richtung »grüne Lunge« entlang. Auf einer Holzbrücke über den Bach und dann rechts halten. Etwas weiter vorn ist der Zugang zum großen Open-Air-Grillplatz, nebst Brunnen und Spielwiese. Manche Leut schaffen es im Sommer, ihre gesamte Küchenausstattung inklusive Stühlen ins Freie zu schaffen, ohne Möbelwagen. Kurz stoppt sie, wie ihr iPhone aufspielt. Zu ihrer Rechten haben einige Hundefreunde einen Parcours für ihre Lieblinge aufgebaut, nebst Tunnel und Röhren. Ihre Zamperl sollen wohl demnächst als Zirkusartisten auftreten. Eifrig bei der Sache ist Frauchen wie Herrchen, wobei die Viecherl einen eher gelangweilten Ausdruck zur Schau stellen.
Der Hartinger ist offenbar wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Während sie langsam weitergeht, schildert er ihr, dass er die Friseurpraktikantin aufgesucht hätte. Wissensvermehrung im Minusbereich. Zuerst hatte sie das coole Gangsterliebchen gespielt, aber dem Hartinger in neuer Rolle als Womanizer doch nicht widerstehen können. Sie hätte ausgesagt, ihrem Gspusi, dem Hofer Peter, erzählt zu haben, dass eine Frau Brauner, Mutter eines Staatsanwaltes a. D., Kundin wäre. Zufälle gäbe es, hätte ihr Freund dazu bemerkt und Ende des Themas. Sie hätte sicher nicht bei einer Entführung mitgewirkt. Den Hartinger hätte sie letztendlich vollgetextet, bis der gemästet war
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